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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howell
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ein, oder wurde er blass? Und die Nacht war zu kalt, um so zu schwitzen. Er beschrieb auch alle Symptome richtig.
    »Ein Mann hat mich verfolgt.« Thomas rieb sich den Kiefer. »Jetzt tut es auch hier weh.«
    Lauren war hin- und hergerissen. Er schien tatsächlich Herzschmerzen zu haben, die sie eigentlich behandeln müsste, aber dem Thomas Werner, den sie kannte, war nicht zu trauen.
    »Sobald die Polizei hier ist, helfe ich dir«, sagte sie. »Okay?«
    Doch sein Kopf sank vornüber auf die Brust, und die Arme rutschten ihm seitlich vom Körper. Sie sah auf seine Brust. Er atmete nicht.
    Sie wartete. Wenn er drei Minuten lang nicht Luft holte, würde sie wissen, dass er nicht simulierte.
    Aber wenn sein Herz tatsächlich stillstand, wurden mit jeder Sekunde, die verging, Gehirnzellen vernichtet. Was immer er hier getan hatte, sie wollte, dass er ins Gefängnis kam, zurück nach Österreich abgeschoben wurde oder was sie eben mit ihm tun würden. Sie wollte nicht, dass er starb und sich auf diese Weise allem entzog.
    Sie trat ihm mit dem Stiefel ans Knie, dann noch einmal, heftiger. Er rührte sich nicht. Sie fluchte leise und warf einen Blick zurück zur Straße, wo ihr Rettungswagen mit der ganzen Ausrüstung stand. Flüchtig ging ihr der Gedanke durch den Kopf, ob sie ihn nicht doch einfach hier liegen lassen sollte; für sie, Kristi und Felise wäre es sehr viel besser, wenn er tot wäre. Aber sie wusste, was sie zu tun hatte: sich von dem Herzstillstand überzeugen und Unterstützung anfordern, während sie zum Fahrzeug zurücklief, um den Defibrillator, Medikamente und das Sauerstoffgerät zu holen, und dann schnell wieder hierhereilen und anfangen, den Schweinehund zu retten.
    Sie legte die Taschenlampe und das tragbare Funkgerät auf den Boden, kauerte sich neben Thomas und streckte die Hand nach seiner Halsschlagader aus.
    Seine Arme schossen in die Höhe, Laurens Herz machte einen Satz, und in ihrem Kopf schrie es: Ich wusste es! Doch es war zu spät. Er schleuderte sie auf den Rücken und warf sich auf sie. Dann packte er sie an Parka und Bluse und stieß ihr die Faust unter das Kinn. »Hau ab«, sagte er.
    Was?
    Sie bekam keine Luft und konnte nicht sprechen. Sie drückte gegen seine Schultern, aber er verlagerte sein Gewicht nur noch mehr auf sie. Ihre Rippen schmerzten von der Last.
    »Hör zu!«
    Er hatte ihr die Faust so hart unter das Kinn gerammt, dass sie nicht einmal nicken konnte. Sein Gesicht, die Wand dahinter, alles verschwand in einem Schwarm weißer Flecken.
    »Wenn du ein Wort von dem hier sagst, werden du, Kristi und das Kind es büßen. Nicke, wenn du verstanden hast.« Er lockerte seinen Griff ein wenig, Lauren sog die kalte Nachtluft ein und nickte.
    »Selbst wenn sie mich einsperren, ich habe überall meine Verbindungen«, sagte er in ihr Ohr. »Ich kriege euch.«
    Sie konnte seinen Schweiß und das Blut auf seiner Hand riechen. Sie nickte wieder. Er stieg von ihr, dann packte er sie an den Schultern und drehte sie unsanft um. Er legte seine Hand um ihren Hinterkopf und drückte ihr das Gesicht in den Asphalt. »Keine Bewegung.«
    Er gab ihr einen letzten Stoß, dann war er fort. Lauren hörte das Klatschen seiner Füße, als er die Gasse entlanglief. Sie lag ausgestreckt da und kämpfte gegen ihre Tränen; das Hämmern ihres Pulses schien vom Asphalt widerzuhallen, und in ihrem Mund war der saure Geschmack von Wut, Hass und Selbstvorwürfen.
    Die Sirene kam näher.
    Wenn die Polizei sie hier weinend vorfand, würden sie wissen, dass etwas passiert war. Sie rappelte sich hoch und stützte sich an dem Schuttcontainer ab; der Geruch von zersägtem Holz und zerbrochenen Gipskartonplatten stieg ihr in die Nase. Sie sah die Gasse hinunter, aber die war leer. Die Taschenlampe lag an der Wand auf dem Boden, ihr Strahl leuchtete sinnlos unter den Container. Sie hob sie auf und richtete sie auf das Autowrack. War da tatsächlich jemand gewesen? Hatte Thomas zu dieser Person Hau ab gesagt? Jetzt war da niemand.
    Die Sirene war jetzt sehr nah. Lauren hob ihr Funkgerät auf und taumelte zum Eingang der Gasse zurück. Sie klemmte die Lampe unter den Arm, streifte ihre Handschuhe ab und stopfte sie in die Tasche. Sie tastete ihr Gesicht ab, ob es Kratzer gab, bei denen die Polizei stutzig werden würde. Ihre Wange schmerzte, schien aber heil zu sein und nicht einmal so geschwollen, dass es jemand bemerken würde. Sie wischte sich über die Augen, dann richtete sie den Lampenstrahl an sich hinab und

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