Ein Grausames Versprechen
förmlich herauf?
Sie sah auf die Uhr. Es war nach fünf, und sie würde bald aufbrechen müssen, wenn sie bis sechs in der Arbeit sein wollte. Sie musste hingehen, daran führte kein Weg vorbei. Sie musste mit Joe reden. Sie würde sich alles von der Seele reden - nun ja, vielleicht nicht alles, vielleicht würde sie die Sache mit Blake für sich behalten. Aber allein wenn sie alles andere mit ihm besprechen konnte, würde sie klarer im Kopf werden. Joe war ein wunderbarer Zuhörer, und Gespräche mit ihm konnten einem neue Wege aufzeigen.
Kristi und Felise würde nichts geschehen. Thomas hatte ihr vierundzwanzig Stunden Zeit gegeben. Er würde ihnen heute Abend nichts antun, oder?
Sie zitterte, und plötzlich wurde ihr übel.
Wieso um alles in der Welt solltest du ihm glauben?
Sal Rios konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte.
Thomas lehnte sich im Beifahrersitz zurück, als wären sie auf einer sonntäglichen Spazierfahrt, als hätte er nicht gerade damit gedroht, ein Haus mit seiner Tochter darin niederzubrennen.
»Hier«, sagte Thomas.
Sal schaute in den Rückspiegel, er konnte wegen der tief stehenden Nachmittagssonne kaum etwas erkennen. »Es kommen noch Autos.«
»Es werden immer Autos kommen. Halt einfach an.«
»Es ist zu flach.« Auf der anderen Straßenseite glitzerte das Wasser der Botany Bay hinter einem schmalen Streifen Strand. »Irgendein Kind wird es finden und abliefern.«
»Dann fahr zu einer Klippe.«
»An einem schönen Abend wie diesem gehen die Leute draußen spazieren. Man wird uns sehen.« Und was könnte verdächtiger sein als ein Mann, der ein Handy von einer Klippe ins Meer wirft?
»Scheiß auf die Leute«, sagte Thomas.
Das war schon die ganze Zeit seine Einstellung gewesen - gegenüber dem Paar, das aufgehört hatte, sich zu küssen, und ihm zusah, wie er bei Vaucluse vom Meer heraufgestiegen und seine Taucherausrüstung in den Kofferraum geworfen hatte, ehe er in den Wagen stieg, gegenüber den Leuten, die er mit seinen Blicken vertrieben hatte, als sie die Wohnung leer räumten, und jetzt eben am Telefon gegenüber Kristis Schwester. Sal war übel. Er verstand nicht, wie Thomas das alles tun konnte und warum er nicht sah, welche Risiken es heraufbeschwor.
Aber nach der Sache mit Blake konnte er eigentlich nicht behaupten, dass es ihn noch überraschen würde. Er hatte Blake nur eine Lektion erteilen wollen, in der Gewissheit, dass Blake es nicht der Polizei erzählen konnte, da der Grund, warum er in die Gasse gegangen war, einen Bruch seiner Bewähnungsauflagen darstellte. Aber Thomas war völlig durchgedreht, und dann waren diese anderen beiden - miteinander beschäftigt - hereinspaziert, und obwohl Sal bezweifelte, dass sie der Polizei etwas sagen würden, hatte ihre Flucht die Sanitäterin auf den Plan gerufen, Kristis Schwester. War das nicht ein unglaubliches Pech?
»Hier«, sagte Thomas wieder.
»Lass mich das machen«, sagte Sal. »Bitte. Ich zerlege es in seine Einzelteile, die zertrümmere ich dann und verteile sie auf ein paar Mülltonnen.«
»Du traust mir nicht, was?«
»Doch, doch, das ist es nicht.« Sal hasste seine neue Nervosität. Er spannte die Muskeln an. »Aber du hast genug zu tun, das ist alles.«
Thomas zuckte mit den Achseln und warf das Handy in Sals Schoß. »Aber mach es richtig.«
Du musst gerade reden.
Als Sal gehört hatte, dass Kennedy der Sanitäterin vor seinem Tod noch erzählen konnte, Thomas habe ihn niedergestochen, da wusste er, dass alles um ihn herum im Begriff war zusammenzubrechen. Die Gefahr war nur zu bannen, wenn Thomas das Land verließ. Aber tat er es? Nein.
Sal bezweifelte ernsthaft, dass die Polizei auf die Sanitäterin hören würde, selbst wenn sie genau das tat, was Thomas ihr sagte. Die Geschichte konnte sich ewig hinziehen.
Beim Klang einer Sirene schien das Blut in seinen Adern zu gefrieren. Das würde gerade noch fehlen, dass er jetzt angehalten wurde, nur ein paar Minuten von der Fabrik entfernt, mit allen Sachen im Kofferraum. Aber ein Feuerwehrauto raste in die Gegenrichtung vorbei, und Sal bog in das Industriegebiet ab.
Die meisten Firmen waren geschlossen. Er fuhr langsam und hielt nach dem Schild Ausschau. Preston’s Plastics. Da war es, gegenüber einem Autospengler, neben einem Schweißer. Das Tor war offen. Sal steuerte langsam auf den betonierten Hof.
»Wie heißt der Typ gleich wieder?«, fragte Thomas.
»Colin Preston. Seine Söhne Gary und Grant arbeiten ebenfalls
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