Ein Grausames Versprechen
Vorübergehend abkommandiert zu sein war, als würde man am Rand einer Klippe stehen. Man wusste nie, wann die Erde nachgeben und einen zurück ins finstere Tal eines langweiligen Vorstadtreviers stürzen ließ.
Sie merkte, dass sie ein angewidertes Gesicht machte, und riss sich zusammen, ehe Kuiper in den Raum stürzte.
»Tut mir leid, Leute«, sagte er. »Fangen wir an.«
Ella schlug ihr Notizbuch auf und schrieb mit, während andere Detectives berichteten, was sie herausgefunden hatten. Die fünf Thomas Werners, die in den Computern von Polizei und Zulassungsstelle sowie im Telefonbuch verzeichnet waren, waren überprüft und für unbedenklich erklärt worden. Das Wählerverzeichnis hatte einen weiteren Mann dieses Namens im Großraum Sydney zutage gefördert, aber er war neunundsiebzig und konnte kaum mehr gehen. Der nächste Schritt war, in den anderen Bundesstaaten nachzufragen.
»Kennedys Motorrad wurde unbeschädigt gefunden, es war am Straßenrand beim Steyne Park, unten an der Double Bay geparkt«, berichtete Detective Graeme Strong. »Es ergibt keinen Sinn, dass er es dort abgestellt haben und dann den ganzen Weg bis zur New South Head Road um sein Brot gelatscht sein soll. Wir wissen, dass er um 18.00 Uhr von der Arbeit in Leichhardt aufbrach und um Viertel vor acht in der Nähe der Bäckerei erstochen wurde. Den größten Teil der Zeit dazwischen war es noch hell, auch wenn es langsam dämmerte, deshalb kann es durchaus sein, dass Leute, die draußen im Park den Abend genossen haben, ihn kommen sahen.«
Kuiper nickte. »Wir starten eine Befragung, um herauszufinden, wann er dort eintraf, was er getan hat, ob er mit jemandem zusammen war. Kanowski?«
Detective Rebecca Kanowski, die für die Opferbetreuung in diesem Fall eingeteilt war, beugte sich vor. »Ich habe heute viel Zeit mit Mrs. Kennedy verbracht. Wir sprachen über den Unfall mit den Harveys, aber sie bleibt hartnäckig dabei, dass sie zu keinem Zeitpunkt Drohanrufe oder etwas in dieser Art erhielten. Wir haben über Kennedys letzte Worte gesprochen, sie sagt, es ist hauptsächlich Poesie aus der Zeit ihrer ersten Verliebtheit und also eine Liebesbotschaft, aber sie behauptet weiter, keine Ahnung zu haben, wer Thomas Werner ist, oder wer einen Grund gehabt haben könnte, ihren Mann anzugreifen.«
»Haben Sie alle seine Unterlagen durchforstet, Bankauszüge und so weiter?«
Rebecca verzog das Gesicht. »Ich lasse es langsam angehen mit ihr. Sie ist sehr nervös. Ich habe vorgeschlagen, dass sie sich von einem Arzt Beruhigungsmittel verschreiben lässt, und sogar kurz mit der Tochter gesprochen, ob sie schon einmal psychiatrisch behandelt wurde, aber sie sagt, es ist nur der Schmerz, ihre Mutter würde einfach Zeit brauchen und uns dann alles sagen, was wir wissen müssen.«
»Sie weiß, dass es zur Aufklärung des Falles beitragen könnte?«
»Sie weiß es«, sagte Rebecca. »Aber wie gesagt, sie ist sehr …« Sie schwenkte die Hand hin und her. »Ich will sie nicht unter Druck setzen, solange sie so zerbrechlich ist.«
»Wir brauchen diese Informationen.«
Rebecca nickte. »Ich fahre später wieder zu ihr.«
Kuiper blickte in die Runde. »Ich habe vorhin mit Polizeichef Eagers gesprochen, über diesen Fall und außerdem über Steven Spears.«
Jemand stöhnte. »Der Family Man. «
»Sie haben zweifellos alle seine neuesten Tiraden gehört«, sagte Kuiper. »Es musste ja kommen, da er nur wenige Straßen vom Tatort entfernt wohnt. Trotz seiner gegenteiligen Andeutungen steigt die Kriminalitätsrate nicht um zehn Prozent pro Jahr an, und Kennedy wurde - nach unserem bisherigen Kenntnisstand - nicht das Opfer unkontrollierter Straßengewalt. Wir haben in einige Richtungen zu ermitteln, also lassen Sie uns mit dem Fall weitermachen und die ganze heiße Luft ignorieren.«
Ella unterdrückte ein Gähnen.
»Okay«, sagte Kuiper. »Ich weiß, einige von Ihnen sind schon viele Stunden auf Schicht, und andere sind noch frisch. Bevor wir die Aufgaben für den Abend einteilen, möchte ich diejenigen, die gestern angefangen haben, fragen - wer will nach Hause? Hände hoch!«
Ella tat die Schulter weh, so schnell schoss ihre Hand in die Höhe.
Als Kristi und Felise nach Hause kamen, saß Lauren in der Badewanne und versuchte, ihre Kopfschmerzen und das wattige Gefühl von dem Beruhigungsmittel loszuwerden, ehe sie sich für die Nachtschicht fertig machte. Kristi klopfte und sah zur Tür herein. Lauren zog den Waschlappen von ihrem
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