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Ein Grieche im 7. Himmel

Ein Grieche im 7. Himmel

Titel: Ein Grieche im 7. Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Folsom
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ihr.
    „Ich hätte es ihm glatt abgekauft“, sagte sie trocken und bewegte sich immer noch nicht näher darauf zu. „Das Ding ist heiß. Ich kann die Hitze von hier aus spüren.“
    Hermes schmunzelte und zeigte auf das Feuer. „Heizgebläse blasen heiße Luft in unsere Richtung, damit die Illusion echt erscheint.“
    Penny schüttelte den Kopf, denn sie konnte immer noch nicht glauben, wo sie war. „Das ist alles so surreal.“
    Hermes zerrte an ihrer Hand und zog sie zu dem feurigen Fluss. „Realität ist relativ.“ Mit einem ermutigenden Lächeln führte er sie zum Feuer und stieg dann einfach hinein, genauso, wie er in die Wand getreten war, und zog sie hinter sich her.
    Keine Flammen züngelten an ihrem Körper; keine Hitze verbrannte ihre Haut. Bis ihr Gehirn diese Tatsache verarbeitet hatte, hatten sie schon die andere Seite erreicht.
    „Der Styx!“, kündigte Hermes an und deutete mit seiner Hand auf den wütenden Strom.
    So weit das Auge reichte, standen Menschen in langen Schlangen am Ufer. Zehn- wenn nicht sogar Hunderttausende von Menschen. Sie sahen elendig und verwirrt aus. Platschende Geräusche im Wasser zogen ihre Aufmerksamkeit auf den Fluss. Penny blinzelte mehrere Male, um sich zu versichern, dass sie sich das nicht einbildete, aber sie sah richtig: Menschen mit vor Elend verzerrten Gesichtern kämpften, sich über Wasser zu halten.
    „Oh mein Gott!“, murmelte Penny, als die Angst ihr ins Gesicht schlug.
    „Ach, ja, die im Wasser sind die Ungeduldigen. Sie konnten es nicht erwarten, bis sie an der Reihe waren, übergesetzt zu werden“, erklärte Hermes und deutete auf die lange Warteschlange am Ufer.
    „Aber sie ertrinken. Schau doch!“ Sie zeigte auf die Seelen, die im Begriff waren, den Kampf gegen den reißenden Fluss zu verlieren.
    „Niemand kann in der Unterwelt sterben, aber die, die im Fluss ertrinken, werden zu Sklavenarbeitern.“
    Sie rang nach Luft. „Um was zu tun?“
    Hermes deutete zum Anfang der Warteschlange, wo eine Fähre angedockt war. „Sie werden für alle Ewigkeit die Ruder der Galeere bemannen und die anderen Seelen übersetzen.“
    Sie kniff die Augen zusammen und konnte jetzt die Öffnungen in der Seitenwand des Unterdecks des Schiffes, aus denen lange Ruder herausragten, sehen. Zur gleichen Zeit bemerkte sie die Verkäufer am Rand des Flusses, die Eis, Churros und andere Snacks verkauften.
    „Wie bezahlen sie für die Snacks oder für die Fähre? Die Mythologie sagt, die Überfahrt koste einen Wegzoll.“
    Hermes lächelte. „Das ist richtig. Wir nehmen Visa und MasterCard.“
    „Aber das sind doch tote Seelen! Die können doch keine Kreditkarten mitnehmen. Und selbst wenn, haben ihre Verwandten wahrscheinlich schon die Konten aufgelöst.“
    Er stimmte nickend ihrer Schlussfolgerung zu. „Ja und nein. Wir geben ihnen eine Gnadenfrist. Bis ihre sterblichen Körper beerdigt oder verbrannt werden, dürfen sie über alle Geldmittel verfügen, die sie besessen haben, als sie noch lebten. Sie erhalten eine virtuelle Kreditkarte, wenn sie hier ankommen, aber diese verschwindet in dem Moment, wenn ihre Körper begraben oder eingeäschert werden. Also drängt die Zeit.“
    „Was passiert, wenn sie nicht rechtzeitig übersetzen?“
    „Dann sitzen sie auf dieser Seite des Flusses fest.“
    Sie sah sich um. „Sieht nicht so übel aus. Es gibt Essen.“ Sie verdrehte den Hals. „Ist das eine Bar?“
    „Ja, aber denk daran, dass sie kein Geld mehr haben. Auf der anderen Seite des Styx wird sich um all ihre Bedürfnisse gekümmert – kostenlos.“
    „Oh nein, was passiert mit denen, die kein Geld mehr für die Überfahrt haben?“
    „Die müssen bei den Sklavenarbeitern auf der Fähre mitmachen . . . “
    „ . . . und in alle Ewigkeit die Ruder bemannen“, beendete sie seinen Satz, als sie langsam verstand.
    Hermes nahm ihre Hand. „Jetzt lass uns Hades besuchen!“
    Hermes zog sie zurück in seine Arme. Eine Sekunde später verlor sie den Boden unter den Füßen und fühlte, wie sie in die Luft gehoben wurde. Es war anders als das Teleportieren von zuvor. Es gab weniger ruckartige Bewegungen, und sie fühlte sich sicherer, obwohl sie wusste, dass sie mehrere Meter über dem Boden schwebten. Sie behielt die Augen offen, weil sie nichts verpassen wollte. Verdammt, sie flog! Oder besser gesagt, Hermes flog, und sie hielt sich verzweifelt an ihm fest.
    Ihre Furcht verflüchtigte sich langsam, und ein anderes Gefühl stellte sich stattdessen ein:

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