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Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Ein grüner Junge: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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tout jouit? Mais il rit, monsieur, ce monstre exécrable et inconcevable et si ce n’était pas par l’entremise de monsieur Andrieux, jamais, oh, jamais je ne serais … Mais quoi, monsieur, qu’avez vous, monsieur? «
    Sie stürzte auf mich zu: Ich hatte, glaube ich, Schüttelfrost und war vielleicht auch ohnmächtig. Ich kann nicht in Worte fassen, was für einen schweren, bedrückenden, krankhaften Eindruck dieses halbwahnsinnige Wesen auf mich machte. Vielleicht hat sie sich eingebildet, mich unterhalten zu müssen: Jedenfalls wich sie nicht einen Augenblick von meiner Seite. Vielleicht hatte sie einmal auf der Bühne gestanden; sie deklamierte grauenerregend, gestikulierte, redete pausenlos, und ich war schon lange verstummt. Alles, was ich aus ihren Erzählungen entnehmen konnte, war, daß sie irgendwie in einer engen Beziehung zu »La Maison de Monsieur Andrieux – hautes nouveautés, articles de Paris, etc.« stand und vielleicht sogar aus la Maison de monsieur Andrieux stammte, aber sie war irgendwann von monsieur Andrieux auf ewig verbannt worden, par ce monstre furieux et inconcevable , und darin bestand ihre Tragödie … Sie schluchzte, aber mir schien, daß sie nur so tat, ordnungshalber, und daß sie nicht wirklich weinte; manchmal glaubte ich, sie würde plötzlich von oben nach unten, wie ein Skelett, auseinanderfallen; die Worte sprach sie mit einer gequetschten, scheppernden Stimme aus; das Wort préférable , zum Beispiel, klang wie préfé-a-able, und bei dem Laut a blökte sie wie ein Schaf. Einmal, als ich zu mir kam, sah ich, daß sie sich mitten im Zimmer in einer Pirouette drehte, aber sie wollte gar nicht tanzen, sondern die Pirouette gehörte auch zu irgendeiner Erzählung, die sie nur gewissermaßen mit verschiedenen Rollen darstellte. Plötzlich stürzte sie auf ein kleines, altersschwaches, verstimmtes Fortepiano zu, das sich im Zimmer befand, schlug den Deckel zurück, klimperte und sang … Ich glaube, ich hatte für zehn oder mehr Minuten das Bewußtsein völlig verloren, ich war eingeschlafen, aber da winselte das Bologneser Hündchen, und ich kam wieder zu mir: Das Bewußtsein kehrte plötzlich für einen Augenblick völlig zu mir zurück und erleuchtete mich mit seinem vollen Licht; ich sprang entsetzt auf.
    “Lambert, ich bin bei Lambert!” dachte ich, packte meine Mütze und stürzte auf meinen Pelz zu.
    » Où allez-vous, monsieur ?« rief die wachsame Alphonsine.
    »Ich will fort, ich muß raus! Lassen Sie mich, halten Sie mich nicht auf …«
    »Oui, monsieur!« bestätigte Alphonsine energisch und stürzte zur Tür, um sie mir persönlich in den Korridor zu öffnen. » Mais ce n’est pas loin, monsieur, c’est pas loin du tout, ça ne vaut pas la peine de mettre votre shouba, c’est ici prês, monsieur «, dröhnte es durch den ganzen Korridor. Aber nachdem ich das Zimmer verlassen hatte, wandte ich mich sofort nach rechts.
    » Par ici, monsieur, c’est par ici !« schrie sie aus Leibeskräften, indem sie ihre langen knochigen Finger in meinen Pelz vergrub und mir mit der anderen Hand den Weg nach links, in den Korridor wies, irgendwohin, wohin ich gar nicht zu gehen beabsichtigte. Ich riß mich los und rannte zur Wohnungstür, die auf die Treppe führte.
    » Il s’en va, il s’en va !« Alphonsine rannte mir nach und schrie mit ihrer scheppernden Stimme, » mais il me tuera , monsieur, il me tuera!« Aber ich war schon im Treppenhaus, und ungeachtet dessen, daß sie mich sogar auf der Treppe verfolgte, gelang es mir, die Haustür zu öffnen, mich auf die Straße zu retten und in den ersten besten Schlitten zu stürzen. Ich nannte dem Kutscher Mamas Adresse …
    IV
    Aber das Bewußtsein war nur für einen Augenblick aufgeblitzt und sehr schnell wieder erloschen. Ich erinnere mich nur schwach, wie ich zu Mama gebracht und heraufgeführt wurde, um dort beinahe sofort in eine nun vollständige Bewußtlosigkeit zu fallen. Am nächsten Tag soll ich, wie mir später erzählt wurde (woran ich mich übrigens auch selbst erinnere), für kurze Zeit wieder zu mir gekommen sein. Ich sehe mich noch in Werssilows Zimmer auf seinem Diwan; ich sehe noch um mich herum verschiedene Gesichter, Werssilows, Mamas, Lisas, und erinnere mich gut daran, daß Werssilow mir von Serschtschikow erzählte, von dem Fürsten, mir immer wieder einen Brief zeigte und mir zuredete, um mich zu beruhigen. Sie erzählten mir später, daß ich mich in Panik nach einem Lambert erkundigt und

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