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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Familie ausgeliefert. Du sagst, es ist eine adlige Familie mit einer gesellschaftlichen Position. Du wirst zweifellos ein sehr komfortables Leben führen und dich in einer schicken Welt voller Unterhaltung und Abwechslung bewegen, aber all das kann dir kein Glück garantieren. Ich wünsche mir vor allem anderen, dass du glücklich bist. Deswegen meine Bitte – du musst dir absolut sicher sein, was deine Liebe zu dem jungen Mann angeht.‹ Seine Worte beeindruckten mich zutiefst. Ich versprach ihm, sorgfältig nachzudenken und ihm dann Bescheid zu geben.«
    Flora verstummte. »Ich habe in nie wiedergesehen. Bevor wir ein zweites Treffen arrangieren konnten, brachte Onkel Jonathan die schrecklichen Neuigkeiten.« Sie blickte in Richtung der Bank, wo die beiden Dienstmädchen warteten. Biddy blickte in unsere Richtung, und dann erhob sie sich.
    »Sie kommt her, um mir zu sagen, dass es Zeit wird, nach Hause zu gehen«, sagte Flora. »Ich muss los.«
    »Miss Tapley«, sagte ich hastig. »Hat Ihr Onkel oder Ihre Tante etwas von dieser Eskapade bemerkt? Haben sie erfahren, dass Ihr Vater in London war?«
    »Oh, nein! Onkel Jonathan weiß nichts von meiner Maskerade und davon, dass Joliffe mich und Emily in der Kutsche über den Fluss gebracht hat. Aber Tante Maria hat es erfahren. Joliffe hat es ihr erzählt. Er hatte Angst, es könnte herauskommen und er könnte seine Stellung verlieren, weil er nichts gesagt hatte, ohne ein Empfehlungsschreiben für eine neue Anstellung. Tante Maria befahl ihm, Stillschweigen zu bewahren und Onkel Jonathan nichts von alledem zu erzählen. Dann unterwarf sie mich einem Verhör. Ich schwor, dass es nur ein Scherz gewesen wäre, den Emily und ich einem anderen Mädchen gespielt hätten, mit dem wir zusammen in der Schule gewesen waren. Sie glaubte mir nicht. Sie beschuldigte mich, heimlich einen anderen Mann zu treffen, nicht George, sondern jemanden, der vollkommen unpassend war und nicht standesgemäß. Sie bestand darauf zu erfahren, wo ich diese Person kennengelernt hätte, also sagte ich ihr der Wahrheit entsprechend, in der Bücherei.«
    Flora schnitt eine Grimasse. »Ich dachte, sie würde ohnmächtig vor Entsetzen. ›So ein skandalöses Verhalten!‹, rief sie. ›Und das, wo mein Mann und ich so viel auf uns genommen haben, um eine geeignete Mannsperson für dich zu finden! Der junge Bursche hingegen, mit dem du dich heimlich getroffen hast, verfolgt sicherlich die finstersten Gedanken. Diese Kerle treiben sich in Museen herum, in Kunstgalerien, öffentlichen Ausstellungen und zweifellos sogar Büchereien auf der Suche nach jungen Frauen ohne Begleitung!‹
    So ging es fast eine ganze Stunde lang weiter. Am Ende fühlte ich mich wie ein feuchter Putzlappen; trotzdem gestand ich nicht die Wahrheit. Sie weiß immer noch nicht, dass es Papa war, den ich besucht habe. Ich hielt es geheim, genau wie seine Anwesenheit hier in London. Wenn Tante Maria unbedingt glauben will, dass ich so ein dummes Ding bin, das sich von irgendeinem dahergelaufenen Lüstling mit nichts als Verführung im Sinn beschwatzen lässt, bitte sehr, soll sie. Es ist oft viel einfacher, man lässt die Leute denken, was sie wollen, wissen Sie? Sie warnte mich eindringlich, dass Onkel Jonathan es niemals erfahren und dass ich meinen guten Ruf niemals wieder so leichtfertig aufs Spiel setzen dürfte, oder kein wirklich geeigneter junger Mann würde im Traum daran denken, mich zu heiraten.«
    Flora seufzte. »Seitdem hat sie mich so unter ihre Fuchtel genommen, dass ich mich fühle wie ein gefangener Verbrecher.«
    »Miss Flora?« Biddy stand plötzlich vor uns und bedachte mich mit einem misstrauischen Blick.
    »Ja, Biddy, schon gut«, sagte Flora unwirsch und erhob sich von ihrem Platz. »Wir müssen zurück, oder Mrs. Tapley macht sich Sorgen. Meine liebe Mrs. Ross«, sagte sie und streckte mir die Hand entgegen. »Es war mir ein wirkliches Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben. Danke sehr für Ihre freundlichen Worte und Ihr Mitgefühl wegen meines Vaters. Die Vorstellung, dass Sie ihn ein wenig gekannt haben, und zu erfahren, dass er in solch respektabler Umgebung gewohnt hat, ist ein großer Trost für mich. Bitte bestellen Sie Inspector Ross meine Grüße.«
    Sie marschierte davon, und Biddy trottete hinter ihr her.
    »Was glauben Sie, Missus?«, fragte Bessie heiser.
    »Ich glaube, dass Miss Flora Tapley eine durch und durch bemerkenswerte junge Frau ist«, antwortete ich.
    Ich hoffte außerdem, dass sie

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