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Ein guter Blick fürs Böse

Ein guter Blick fürs Böse

Titel: Ein guter Blick fürs Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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vor meiner Haustür ab. Er kletterte von seinem Kutschbock und nahm seinen Lohn mit einem Seufzer entgegen.
    »Ich freue mich wirklich, Sie zu sehen, Ma’am, aber ich freue mich überhaupt nicht darüber, dass Sie sich offensichtlich schon wieder in einen Mordfall einmischen. Es hat doch wohl einen gegeben, oder nicht? In der Nähe der Stelle, wo ich Sie aufgelesen habe? Der Polyp, der losgeschickt wurde, um eine Droschke für Sie zu suchen, hat es mir erzählt.«
    »Der Constable hätte den Mund halten müssen!«, entgegnete ich erbost.
    »Ich habe ihn gefragt, wissen Sie? Gleich als ich gesehen habe, dass er Sie im Schlepptau hatte. Was sagt eigentlich Ihr Ehemann dazu, dass Sie ständig Ihre Nase in fremde Angelegenheiten stecken?«
    »Mein Ehemann hat gelernt damit zu leben«, erwiderte ich würdevoll.
    Wally kicherte. »Nun denn, schön. Ich wage zu behaupten, er wusste, worauf er sich einließ, als er Sie geheiratet hat.«
    »Sie wollen mir sagen, dass es sich nicht gehört«, unterbrach ich ihn. »Dass ich mich nicht respektabel verhalte.«
    »Nein. Ich sage, dass es ein gefährliches Laster ist«, entgegnete er. »Aber ich denke, Sie tun trotzdem, was Sie wollen, habe ich Recht? Mrs. Slater ist aus dem gleichen Holz wie Sie, mit Ausnahme der Tatsache, dass sie noch nicht angefangen hat, Mordfälle zu untersuchen.«
    »Es geht ihr gut, hoffe ich?«, fragte ich höflich nach.
    »Oh, dem alten Mädchen fehlt nichts, außer dass ihre Knie ihr Beschwerden verursachen. Aber keiner von uns wird jünger, nicht wahr? Genau wie Nelson hier.« Er tätschelte den Hals des Pferdes.
    »Er sieht fit aus.«
    »Er ist fit. Weil er gut versorgt wird. Ich verbringe jeden Morgen eine Stunde damit, ihn zu striegeln und fertig zu machen, bevor wir losziehen. Das und das Geschirr sauber zu halten und die Kutsche zu pflegen ist eigentlich eine Arbeit für sich allein, auch ohne den ganzen Tag damit in der Stadt herumzufahren.«
    »Heißt das, Sie könnten Hilfe gebrauchen?«, fragte ich nachdenklich.
    Er nickte, doch dann schnitt er eine Grimasse. »Ich müsste dafür bezahlen, und es müsste jemand sein, dem ich vertrauen könnte. Nelson und ich, wir sind schon eine Reihe von Jahren zusammen. Ich verlasse mich auf ihn, und er verlässt sich auf mich.«
    Nelson schwang den Kopf herum und blies uns durch die Nüstern an.
    »Er will wissen, was ich mir dabei denke, die ganze Zeit mit Ihnen zu schwatzen, anstatt mich auf die Suche nach einer Fuhre zu machen«, sagte Wally. Er wandte sich ab, um auf seinen Kutschbock zu klettern.
    »Mr. Slater!«, rief ich ihm ungestüm hinterher. »Wenn ich einen Jungen finde, der Sie nicht viel kostet und der Pferde wirklich mag und der Ihnen helfen könnte, wären Sie interessiert?«
    Er starrte zu mir herunter. »Kann schon sein. Ich sage nicht Ja, und ich sage nicht Nein. Es kommt darauf an.«
    »Ich habe jemanden im Sinn, Wally. Er ist ein ziemlich kleiner Junge, ich meine die Körpergröße. Ich weiß nicht, wie alt er ist, aber ich schätze ihn auf zehn oder elf. Er ist sehr aufmerksam und ein aufgeweckter Junge.«
    »Ich respektiere Ihre Meinung, Mrs. Ross«, sagte Wally. »Wenn Sie sagen, er ist aufgeweckt, dann wird das wohl so sein. Aber er muss schon hoch genug kommen, um Nelson zu striegeln, also wenn er klein ist, könnte das ein Problem werden.«
    »Ich denke schon, dass er das schaffen kann, wenn er auf eine Kiste klettert. Er ist von der Sorte Jungen, die, wenn man ihnen eine Aufgabe überträgt, stets einen Weg finden, sie zu lösen.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete Wally trocken. »Mir scheint – ohne respektlos sein zu wollen, Ma’am –, mir scheint, Sie und dieser Junge haben eine Menge gemeinsam. Bringen Sie ihn vorbei.«
    »Überlassen Sie das nur mir«, sagte ich zuversichtlich. »Es könnte höchstens eine Weile dauern. Ich weiß nicht, wo er im Augenblick steckt. Ich muss ihn suchen.«
    »Ich hoffe, ich habe mich nicht auf irgendwas eingelassen, Ma’am. Außerdem muss er zuerst von Mrs. Slater in Augenschein genommen werden, verstehen Sie? Mrs. Slater ist sehr speziell. Sie duldet niemanden vor dem Haus, von dem sie glaubt, es könnte einen schlechten Eindruck erwecken, soweit es die Nachbarschaft betrifft. Wenn Sie ihn finden, bringen Sie ihn zu Mrs. Slater. Sie wird entscheiden, ob er geeignet ist oder nicht, und mich wissen lassen, was ich darüber denke.« Er kicherte.
    »Verlassen Sie sich auf mich, Mr. Slater.«
    Er bedachte mich mit einem letzten Blick,

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