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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Begeisterungsattacke anheim fiel, zog er es vor, die praktischen Probleme zu ignorieren; in diesem Fall, worauf Max ihn abermals hinwies, den Mangel an finanziellen Mitteln. Er konnte sich kaum eine Zugfahrkarte nach Brighton leisten, geschweige denn eine Entdeckungs- oder Selbstfindungsreise nach Südfrankreich.
    »Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen«, sagte Charlie. Er klopfte gegen die Taschen seiner Jacke und zog ein Scheckheft hervor, klatschte es auf den Tisch zwischen ihnen. »Ich verdiene so viel Kohle, dass ich nicht weiß, wohin damit, und da liegt noch einiges mehr auf Halde. Meine Wohnung ist abbezahlt, ich bekomme einen Firmenwagen gestellt, und Yachten oder Rennpferde interessieren mich nicht.« Er lehnte sich zurück und sah Max strahlend an.
    »Frauen?«
    »Klar. Aber die Ausgaben zahle ich aus der Portokasse.« Er holte einen Kugelschreiber aus der Tasche und schlug das Scheckheft auf. »Wenn es dir lieber ist, kannst du das Geld als Überbrückungskredit betrachten.« Er schrieb einen Scheck aus, riss ihn heraus und reichte ihn Max. »Da. Das sollte für einen Monat oder zwei reichen, bis die Sache geklärt ist.«
    Max versuchte Charlies unleserliche Handschrift zu entziffern und kniff ungläubig die Augen zusammen.
    »Charlie, ich kann unmöglich...«
    »Sei doch nicht so verdammt begriffsstutzig. Wenn du das Haus verkaufst, kannst du mir das Geld zurückzahlen. Und solltest du es behalten Wollen, wandeln wir das Ganze in eine Art Hypothek um. Du kannst es dir nicht leisten, die Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen. Das ist die große Chance deines Lebens, mein Alter. Was sagst du zu einem klitzekleinen Gläschen Calvados?«
    Max beharrte auf seinen Einwänden und Charlie auf seinem Angebot, während ein Calvados zum anderen führte. Von beiden unbemerkt, war das Restaurant während ihrer angeregten Unterhaltung leer und ruhig geworden. Der Sommelier, der in der Nähe stand, die Calvadosflasche griffbereit, verbarg ein Gähnen und sehnte sich nach einer Zigarette. Gelächter drang aus der Küche herüber, und die Servierer begannen, die Tischdecken zu entfernen. Die liebreizende Monica, nun in schwarzer Lederkluft und Motorradhelm, blieb an ihrem Tisch stehen, tätschelte Charlie den Kopf und wünschte den beiden Freunden eine gute Nacht.
    Zu guter Letzt gab Max nach, faltete den Scheck zusammen und steckte ihn mit zitternden Fingern ein. Dann schrieb er, mit noch größeren Schwierigkeiten, einen Schuldschein über zehntausend Pfund auf einer Serviette aus und steckte ihn in die Tasche von Charlies Jackett.

 
DREI
     
    Als Max nach seinem morgendlichen Lauf unter der Dusche stand und das heiße Wasser auf seinen Brummschädel prasselte, ließ er die Veränderungen Revue passieren, die sich in den letzten vierundzwanzig Stunden zugetragen hatten, und fand sie ausnahmslos gut. Du hast mehr Glück als Verstand, dachte er, während er sich anzog, und ertappte sich dabei, wie er die Marseillaise vor sich hinpfiff, als er sich zu Fuß auf den Weg nach Knightsbridge machte, um eine Tasse Kaffee zu trinken.
    Der Tag war grau in grau, aber trocken, und so nahm er an einem der Tische Platz, die draußen auf dem Gehsteig standen, ein sichtbares Zeichen für Londons Bestreben, die Straßencafes von Paris zu imitieren, zumindest während der Sommermonate. Rundum hatten die Leute ihr Handy am Ohr, telefonierten mit gedämpfter Stimme, schoben Unterlagen hin und her und zogen ihre Uhr zurate, bevor sie sich wieder an die Arbeit begaben. Er hatte beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er froh war, dieser Tretmühle entronnen zu sein. Alles, was er heute zu tun hatte, war, Charlies Scheck einlösen, einen Termin mit dem notaire ausmachen und seinen Flug buchen.
    Zuerst der Notar. In England war es halb neun, in Frankreich eine Stunde später; eine Kanzlei sollte um diese Zeit bereits geöffnet sein. Er kramte den inzwischen mit Calvadosspuren gesprenkelten Brief des Cabinet Auzet hervor, strich ihn auf dem Tisch glatt und bereitete sich innerlich auf die Nagelprobe seiner ersten französischen Unterhaltung seit Jahren vor. Mit einer Fremdsprache ist es genau wie mit dem Fahrradfahren, sagte er sich, als er die Nummer in sein Handy eintippte, man verlernt beides nicht. Dennoch zögerte er einen Moment, als er eine weibliche Stimme vernahm, blechern und durch das Knistern in der Leitung verfremdet, die widerwillig ein » Allo?« von sich gab. Wie in Frankreich üblich, gelang es ihr, dieses kleine

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