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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Max öffnete beide Augen und zwinkerte. »Ich hatte schon immer ein Faible für Krankenschwestern.«
    Sie lachten beide, als Christie ihm half, aufzustehen und am Küchentisch Platz zu nehmen, wo sie seine Wunde mit einer Schüssel Wasser und noch mehr Küchenkrepp verarztete. »Es ist nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte«, stellte sie fest, als sie die Platzwunde über seiner Augenbraue säuberte. »Ich glaube nicht, dass du genäht werden musst. Aber mein Verhalten war trotzdem idiotisch. Es tut mir Leid. Ehrlich.«
    »Ich habe es vermutlich verdient.«
    Sie drückte seine Schulter, nahm die Schüssel mit dem blutigen Wasser und leerte sie im Spülbecken. »So, das wär's. Jetzt brauche ich nur noch ein Desinfektionsmittel. Was benutzen die Leute hier? Hast du Jod im Haus?«
    »Spar dir die Mühe.« Max langte über den Küchentisch nach der Flasche marc. »Versuch es damit. Das tötet alle bekannten Keime ab. Leistet auch bei verstopften Leitungen gute Dienste.«
    Sie betupfte seinen Kopf mit dem Alkohol, dann legte sie ihm einen provisorischen Verband aus einem sauberen Geschirrtuch an, das sie in Streifen geschnitten hatte. »Fertig«, sagte sie. »Wäre es nicht doch besser, einen Arzt zu holen?«
    Max begann, den Kopf zu schütteln, dann zuckte er zusammen. »Wozu? Der würde uns nur den schönen Abend verderben.«

 
ZWÖLF
     
    Am nächsten Morgen sah sich Max im Rasierspiegel mit seinem zerschundenen Gesicht konfrontiert und hob vorsichtig den Zipfel des Geschirrtuchs an, um den bläulich verfärbten Wulst über seinem linken Auge zu inspizieren. Abgesehen von der Druckempfindlichkeit und dem unangenehmen Pochen, wenn er den Kopf abrupt bewegte, schien der Schaden nicht allzu schlimm zu sein. Doktor Clerc, der Dorfarzt, würde die Wunde im Handumdrehen fachkundig desinfizieren und versorgen. Max schlich die Treppe hinunter, fest entschlossen, Madame Passepartout aus dem Wege zu gehen. Bei ihrem Sinn fürs Dramatische würde sie bestimmt darauf bestehen, die barmherzigen Samariter von Médecins Sans Frontières und einen Rettungshubschrauber voller Sanitäter zu alarmieren.
    Er schlich vergebens. Sie lauerte ihm vor der Küchentür auf. Christie stand mit banger Miene an ihrer Seite.
    »Ich habe kein Auge zugemacht vor lauter Sorge«, gestand Christie. »Ich habe dauernd an die möglichen Komplikationen gedacht, die sich bei dir einstellen könnten - du weißt schon, Schock oder ein Trauma, das ja häufig nach einem Unfall eintritt. Ich war in deinem Zimmer, um dir ein paar Advil ans Bett zu bringen, gegen die Schmerzen, aber du hast geschlafen. Wie fühlst du dich?«
    Bevor er antworten konnte, schlug Madame Passepartout entsetzt beide Hände an die Wangen. » Oh la la la, le pauvre! Was ist mit Ihrem Kopf passiert?«
    Max berührte vorsichtig das Geschirrtuch. »Kein Grund zur Panik. Kleiner Unfall bei der Gartenarbeit.«
    »Sie haben im Garten gearbeitet, gestern Abend?«
    »Ich weiß, das war dumm von mir. Das kommt davon, wenn man im Dunkeln werkelt.«
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle.« Madame Passepartout klaubte ihr Handy aus der Tasche ihrer dschungelgrün leuchtenden Hose. »Ich sage Raoul Bescheid.«
    »Raoul?«
    »Natürlich Raoul, wer sonst. Er kommt mit dem Krankenwagen.«
    Max schüttelte den Kopf, was er umgehend bedauerte. »Bitte nicht. Es ist alles in bester Ordnung.« Er wandte sich an Christie, wechselte die Sprache. »Es reicht, wenn der Dorfarzt einen Blick darauf wirft.«
    Christie bestand darauf, ihn zu fahren, und sie ließen Madame Passepartout auf der Türschwelle zurück, besorgt mit der Zunge schnalzend und etwas von einer Gehirnerschütterung und Antibiotika vor sich hin murmelnd, dem Ehrfucht gebietenden französischen Allheilmittel.
    Eine halbe Stunde und eine Tetanusspritze später, als das blutgetränkte Geschirrtuch entfernt und durch eine Bandage der konventionelleren Art ersetzt war, verließ Max das Sprechzimmer des Arztes mit einem Stapel Rezepten und Verordnungen und fand Christie im Wartezimmer vor. »In Frankreich sollte man tunlichst vermeiden, krank zu werden«, stöhnte er. »Der Papierwust reicht aus, den armen Patienten eine ganze Woche lang ans Bett zu fesseln.«
    Sie blickte ihn fassungslos an und konnte sich das Lachen nicht verkneifen. »Ich nehme an, dem Doktor sind die weißen Bandagen ausgegangen. Oder hast du um einen rosafarbenen Verband gebeten?«
    Sie gingen gerade die Straße entlang zum Café, als Roussel selbiges nach einem

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