Ein guter Jahrgang-iO
stärkenden frühmorgendlichen Bier verließ. Während sie sich mit Handschlag begrüßten, musterte er Max' Kopf. »Eh alors ? Was...«
»Kleiner Unfall bei der Gartenarbeit«, klärte Max ihn auf. Er erstickte die unvermeidlichen Fragen im Keim, indem er Christie mit Roussel bekannt machte, der mit einer weit ausholenden galanten Geste seine Kappe abnahm und sich verbeugte. »Sehr erfreut, Mademoiselle. Sie wohnen also bei Monsieur Max? Dann hoffe ich, dass Sie heute Abend mit ihm zum Essen kommen. Meine Frau hat ein Wildschwei n-civet zubereitet.« Er küsste genussvoll seine Fingerspitzen. »Mit Châteauneuf-du-Pape und Blut, aus der Karkasse herausgepresst, wie es sich gehört.« Als er Christies ausdruckslose Miene gewahrte, zuckte Roussel die Schultern und wandte sich fragend an Max.
»Mademoiselle spricht nicht Französisch. Aber ich weiß, dass sie sich sehr über die Einladung freut. Sie mag Blut.« Mit einem verunsicherten Lächeln und einem verstohlenen Seitenblick auf Christie stapfte Roussel davon und überließ die beiden ihrem Kaffee und den Croissants.
Christie wischte sich einen Krümel vom Mund und umfasste die Schale mit beiden Händen, atmete tief den wunderbaren Morgenduft von Kaffee und heißer Milch ein. »Max, darf ich dich etwas fragen? Was wirst du den Leuten sagen, wenn sie wissen wollen, was mit deinem Kopf passiert ist? Ich meine, wirst du allen erzählen...«
»... dass ich einen Unfall bei der Gartenarbeit hatte? Ja. Eine einleuchtende Erklärung, dachte ich, kurz und bündig.«
Sie beugte sich vor und berührte seinen Arm. »Danke. Das ist nett von dir.«
Erstaunlich, wie die Atmosphäre sich reinigt, sobald ein wenig Blut geflossen ist, dachte Max. »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte er, »aber Roussel hat uns beide für heute Abend zum Essen eingeladen, und ich habe angenommen. Eigentlich ziemlich ungewöhnlich. Die Franzosen laden normalerweise keine Ausländer zu sich nach Hause ein, wenn sie diese nicht mindestens seit zehn Jahren kennen. Ich bin schon gespannt auf das Experiment. Nicht mit einem typischen Abendessen in Kalifornien zu vergleichen.«
Christie antwortete nicht, ihr Blick war an Max vorbei auf eine Gestalt gerichtet, die schnurstracks auf ihren Tisch zusteuerte. »Sieh zu, dass du deine Gartengeschichte parat hast. Hier kommt die Nächste, die Erkundigungen einzieht.«
Max sah sich um und entdeckte Nathalie Auzet in einem todschicken Kostüm und hohen Absätzen. Die Notarin trug ein belustigtes Lächeln zur Schau. »Ich bin gerade Roussel über den Weg gelaufen«, sagte sie. »Er erzählte mir, Sie hätten mit einem Baum gekämpft.« Sie küsste Max rechts und links auf die Wange, federleicht, und musterte ihn über den Rand ihrer Sonnenbrille. »Pink steht Ihnen. Nichts Ernstes, hoffe ich?«
»Mir geht es gut, aber der Baum befindet sich in einer ziemlich desolaten Verfassung. Nathalie, darf ich vorstellen: das ist Christie Roberts, eine Freundin. Aus Kalifornien.«
Nathalie setzte die Brille ab, um Christie besser in Augenschein nehmen zu können, bevor sie die dargebotene Hand ergriff. »Hätte ich mir denken können. Genau wie die Fotos von den kalifornischen Mädchen, die man überall sieht. Sie wirken alle so frisch und unschuldig.« Sie wandte sich an Max, hielt immer noch Christies Hand. »Très jolie.«
Max nickte. Christie hüstelte. Und Nathalie ließ ihre Hand los.
»Max, ich habe gute Neuigkeiten für Sie.« Die Notarin hatte wieder ihre Sonnenbrille und eine geschäftsmäßige Miene aufgesetzt. »Ich habe einen Önologen gebeten - einen der Besten -, sich Ihre Weinstöcke anzuschauen. Ich warte noch auf die telefonische Bestätigung des Termins, aber er hofft, dass er es schafft, morgen von Bordeaux herzukommen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir ihn überhaupt erwischt haben; er hält sich so gut wie nie in Frankreich auf.«
Max gab die gebührenden Dankesbezeigungen von sich, als Nathalie fortfuhr: »Ich muss morgen nach Marseille, aber das spielt keine Rolle. Vielleicht können wir nach meiner Rückkehr zusammen essen gehen, und dann erzählen Sie mir, was dabei herausgekommen ist.« Sie wandte sich lächelnd an Christie. »Wenn Sie Ihre kleine Freundin mitbringen, könnte ich mein Englisch bei ihr erproben.« Sie verabschiedete sich mit einem spielerischen Winken. »Auf Wiedersehen.« Und damit eilte sie mit wiegenden Hüften die Straße entlang, wobei ihre Absätze auf dem Pflaster klapperten.
Christie schnaubte
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