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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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limonengelben Kleid und mintgrünen Federohrringen an seiner Seite auftauchte. »Sie können hier nicht allein herumsitzen und das Mauerblümchen spielen, Monsieur Max. Sie müssen tanzen. Wir müssen tanzen.« Max blickte sich verzweifelt um, doch es gab keine Fluchtmöglichkeit. Und so geleitete er seinen Paradiesvogel auf die Tanzfläche, mit ähnlichem Widerstreben, wie Fanny es empfunden haben musste.
    Das Widerstreben war alsbald vergessen. Sie tanzte meisterhaft, unterwarf sich trotz ihres leichten und präzisen Schrittes seiner fehlerhaften Führung - bestärkte ihn in dem Glauben, den Ton anzugeben, wie es dieser feurige spanische Tanz erfordert, in dem die Frau nicht mehr als das rote Tuch darstellt, das den Stier reizt. Sie übernahm gleichwohl die Führung, wenn er die Orientierung verlor, wirbelte ihn herum, wenn Wirbeln angesagt war, und weckte das Gefühl in ihm, ein wesentlich besserer Tänzer zu sein, als er in Wahrheit war. Schon nach wenigen Minuten bewegte er sich so weit in Einklang mit Madame Passepartout, dass es ihm gelang, sich ein wenig zu entspannen und Interesse für die anderen Tänzer aufzubringen. Und hier bekam er einen weitläufigen, wenn auch nicht immer orthodoxen Stilmix zu Gesicht.
    Die jüngste Tänzerin, ein kleines Mädchen von vielleicht sieben Jahren mit kohlrabenschwarzen Ringellocken, lernte die Schritte noch auf althergebrachte Weise, indem sie auf den Füßen ihres Großvaters stand und sich an seinem Oberschenkel festklammerte, um zu verhindern, dass sie mitten im paso abgeworfen wurde. Der alte Mann schlurfte über den »Tanzboden«, eine Hand auf der Schulter seiner Enkelin, in der anderen ein Glas Wein. Hinter ihm konnte Max Fanny entdecken, weit nach hinten gelehnt, in dem Bemühen, Gaston in Schach zu halten. Als sie Max erspähte, verdrehte sie die Augen und knirschte mit den Zähnen. Gaston deutete die Geste als lustvolles Lächeln; sein Grinsen wurde daraufhin noch lüsterner.
    Die Roussels hingegen zeigten dem Dorf, wie ein paso doble getanzt werden sollte: Körper in hautengem Kontakt, Rücken kerzengerade, Schultern zurück, den kleinen Finger abgespreizt. Bei jedem Richtungswechsel schnellten beide Köpfe herum, genau im selben Moment, wie bei Marionetten an einer unsichtbaren Strippe, und Ludivine unterstrich die Wende mit einem blitzschnellen Ausfallschritt nach hinten und einem energischen Aufstampfen des Absatzes. Max machte Madame Passepartout, deren Schritt- und Stampftechnik auch nicht von schlechten Eltern war, auf die beiden aufmerksam, und sie nickte. »Sie haben in ihrer Jugend etliche Preise bei Turnieren gewonnen«, sagte sie. »Achten Sie auf Ihre eigenen Füße, Monsieur Max - auf die Ballen, auf die Ballen.«
    Und auf den Ballen blieb er, durch den sanften Druck seiner Partnerin geleitet, die ihn nun kreuz und quer über die Tanzfläche lotste, bis zur äußersten Peripherie. Und an dieser äußersten Begrenzungslinie, wo die Schatten am dichtesten waren, erspähte er Christie und Charlie: eng umschlungen, beinahe reglos, schienen sie die Welt ringsum vergessen zu haben.
    Madame Passepartout quittierte den Anblick mit einem zufriedenen »Aah« und schwenkte Max ins Licht zurück, wobei ein Federnohrring sein Kinn streifte, als sie sich drehte.
    Er lieferte Madame Passepartout am Tisch ihrer Freunde ab, bedankte sich für die unentgeltliche Tanzstunde und sah, dass Fanny zum Grill geflüchtet war und gerade zwei Teller füllte. Er schlich sich von hinten an. Sie zuckte zusammen, als er ihren Arm berührte. Aber als sie sah, dass es Max war, lächelte sie. »Tut mir Leid. Aber ich dachte schon, er sei wieder da, weil er noch nicht genug hat. Was für ein emmerdeur. Ich konnte ihn nur loswerden, als ich ihm eröffnete, ich müsse etwas zu essen holen, damit Sie mir nicht verhungern.« Sie reichte ihm einen Teller mit Lammbraten, die Scheiben außen schwarz und innen rosig, die Kruste des Kartoffelgratins goldbraun. »Obwohl Sie sich allem Anschein nach prächtig mit Mimi amüsiert haben«, fügte sie mit übertriebenem Schmollmund hinzu. »Tanzen Sie mit allen Damen so verwegen?«
    »Heißt sie Mimi? Das wusste ich nicht.« Der Name passte freilich perfekt zu einer Frau, die so tanzte wie sie.
    Als sie zum Tisch zurückkehrten, stellten sie fest, dass Christie und Charlie immer noch im Schatten standen; endlich hatte Max das Gefühl, Fanny ganz für sich zu haben. »Zum ersten Mal, seit wir uns kennen, sind wir allein«, sagte er. »Wenn man die

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