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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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Martinique gefunden«, sagte er und strich den Kragen glatt. »Bei einem fliegenden Händler am Strand. Ein so genanntes Bob-Marley-Spliff-Shirt. Très cool, sagte er - so habe ich es jedenfalls in Erinnerung.«
    »Cool ist genau das richtige Wort, Charlie. Ohne Zweifel. Du kannst es auch aufrollen und in der Pfeife rauchen. Was für ein Hemd!«
    Max wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Flasche zu, zwirbelte den Drahtverschluss auf und zog den Korken ein wenig heraus. Während er die Hand darüber hielt, spürte er, wie der Korken gegen seine Handfläche drückte, als sei er lebendig und drauf und dran, die Flucht zu ergreifen. Nach und nach gestattete er ihm, hochzukommen, bis er sich mit einem unterdrückten, blubbernden Seufzer aus der Flasche befreite.
    Charlie hatte zugeschaut und nickte nun beifällig. »Gut gemacht«, lobte er. »Ich kann Leute nicht ausstehen, die mit der Flasche herumfuchteln und den Korken abschießen wie eine von diesen verdammten Scud-Raketen. Eine unverantwortliche Verschwendung des Champagners. Apropos, was ist das überhaupt für einer?«
    Max holte die mit Perlen besprenkelte Flasche aus dem Eimer. »Ein Krug, Jahrgang '83. Habe ich in einem verborgenen Winkel entdeckt - muss Onkel Henrys Aufmerksamkeit entgangen sein.«
    »Gut für ihn.« Max schenkte ein, so dass sich das kaum wahrnehmbare, leicht rauchige Aroma frei entfalten konnte. Charlie schloss die Augen und atmete tief ein, bevor er das Glas an sein Ohr hielt. »Das ist der einzige Champagner auf der Welt, den man hören kann«, sagte er. »Der Klang der Traube. Zum Wohl.«
    Sie tranken einen Moment schweigend, während ein Perlenschwall auf ihren Zungen prickelte. »Mal im Ernst«, sagte Charlie. »Findest du nicht, das Hemd ist in Ordnung? Unbekümmert, aber nicht zu schrill - das ist der Eindruck, den wir hinterlassen wollen. Lässige Eleganz, Cary Grant an seinem drehfreien Tag, so in der Richtung.«
    Max nickte, den Blick auf die Haustür gerichtet. »Da kommt deine Verabredung. Frag sie.«
    Christie trug dasselbe schwarze Kleid - von Madame Passepartout in perfekte Passform gebügelt -, das sie zum Abendessen bei den Roussels angehabt hatte, und dieselben scharlachroten Schuhe mit hohen Absätzen, die dem Ganzen eine heitere Note verliehen, dieses Mal mit den farblich darauf abgestimmten scharlachroten Fußnägeln, die keck durch das Guckloch an der Vorderseite lugten. Charlie stieß einen langen, anerkennenden Pfiff aus.
    Christie quittierte das Kompliment mit einem Kopfnicken. »Tolles Hemd, Charlie«, sagte sie. »Absolut cool.«
    Max reichte ihr ein Glas Champagner. »Trinken wir auf den Mann, der das alles erst ermöglicht hat: Onkel Henry, Gott hab ihn selig«, sagte er. Die drei hoben die Gläser und blickten sich an - lächelnd, ein jeder mit seinen eigenen, freudigen Erwartungen an den bevorstehenden Abend.
     
    Der Pegel in der Flasche und die Sonne sanken ungefähr im gleichen Tempo, und es dämmerte bereits - eine weiche, rosige Dämmerung -, als die drei nach St. Pons kamen. Auf dem Dorfplatz wimmelte es von Menschen, das fröhliche Summen der Begrüßungen und Unterhaltungen verschmolz mit der Musik, die aus den Lautsprechern drang. Auf der Terrasse des Cafés waren zusätzliche Tische aufgestellt worden, und die Akkordeonspieler, vier Herren mit beeindruckenden Schnauzbärten, bekleidet mit schwarzen Hosen, bestickten Westen und weißen Hemden tranken Pastis, um sich auf ihren Auftritt einzustimmen. Die Kinder spielten Fangen und scheuchten sich dabei durch das Labyrinth der Erwachsenenbeine. Hunde lungerten, mehr hoffnungs- als erwartungsvoll, unweit des langen offenen Grills herum, wo ein méchoui von einem Lamm am Spieß und merguez- Würste von der Farbe getrockneten Blutes über den Holzkohlen brutzelten, vom Küchenchef des Restaurants Chez Fanny mit Argusaugen überwacht.
    Max bahnte sich seinen Weg durch die Menge zu der provisorischen Bar, wo Fanny höchstpersönlich, vom Schlüsselbein bis zum Knie von einer züchtigen Schürze bedeckt, freizügig Gläser mit vin d'honneur ausschenkte. »Sie sehen verändert aus«, sagte er und deutete auf die Schürze.
    Wortlos drehte sich Fanny langsam herum, warf ihm mit hoch gezogenen Brauen einen Blick über die Schulter zu. Unterhalb der Schürze befand sich ein beinahe rückenfreier Hauch lavendelfarbener Seide, mit kaum mehr als der Andeutung eines Rocks unterhalb der Taille. »Besser?«, fragte sie.
    Max schluckte und bestellte drei Gläser Wein.

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