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Ein guter Jahrgang-iO

Ein guter Jahrgang-iO

Titel: Ein guter Jahrgang-iO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mayle
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anderen hundertfünfzig Leute nicht mitzählt.«
    Fanny sah ihn mit großen dunklen Augen an. »Welche anderen Leute?«
    Max berührte sanft mit dem Handrücken ihre Wange. »Wissen Sie was, ich denke...«
    »Es gibt nichts, absolut nichts, was den Appetit so anheizt wie ein flotter paso doble.« Charlie war zurückgekehrt, leicht zerzaust, benommen und über alle Maßen glücklich. »Du solltest es versuchen.« Allmählich kam er von Wolke Sieben auf den Boden der Tatsachen zurück, so dass er Max' Gesichtsausdruck bemerkte. »Oh verflixt. Tut mir Leid - ich störe, mein Alter.« Er stand verlegen und reumütig da, sein ganzer Körper wand sich und heischte um Vergebung.
    Fanny lachte, und Max spürte, wie sich ihr Oberschenkel unter dem Tisch sanft gegen seinen presste. »Was sagt er?«
    »Er macht sich Sorgen, dass unser Essen kalt wird.« Max sah die Betroffenheit auf dem Gesicht seines Freundes, die beinahe komisch wirkte. »Komm, Charlie, setz dich. Was hast du mit Christie gemacht?«
    Die Freude kehrte in Charlies Gesicht zurück. »Sie besorgt uns etwas zu essen. Wunderbares Mädchen. Was für ein phantastischer Abend.« Er strahlte Fanny an. »Bello fiesta - aha, da kommt sie ja.«
    Christie stellte die beiden Teller auf den Tisch und setzte sich, kopfschüttelnd. »Diese Notarin ist auch hier, für den Fall, dass es jemanden interessiert. Ich dachte schon, sie würde mich zum Tanzen auffordern.« Charlie sah sie verständnislos an. »Max, erzähl du es ihm.«
    Während sie aßen, erklärte Max, worum es ging - in beiden Sprachen, Fanny zuliebe -, und sie hielten nach Nathalie Auzet Ausschau. Fanny entdeckte sie zuerst, an einem Tisch mit den Villeneuve-Loubets und einem schlanken, modisch gekleideten Mann mittleren Alters, den sie naserümpfend als Nathalies accessoire bezeichnete. Mit oder ohne Anhängsel, Max war froh, sie zu sehen. Es war unwahrscheinlich, dass sie gekommen wäre, wenn Roussel etwas über den Wein zu ihr gesagt hätte. Doch der Wein konnte bis morgen warten.
    Die Akkordeonspieler hatten ihre erste Runde beendet - eine ungemein anregende, nebenbei bemerkt - und waren ins Café zurückgekehrt, um sich am Pastis gütlich zu tun, während der Diskjockey der Tonanlage den letzten Schliff verpasste. Einen Augenblick lang hörte man nichts weiter als das Knistern einer statischen Störung, dann änderte sich das Tempo abrupt. Umgehend hüllte der gemächliche, rauchige, unendlich verführerische Klang von Diane Kralls Stimme den Dorfplatz ein. Der Text war englisch, die Botschaft allgemein verständlich, die Töne glichen eher dem kehligen Gurren der Turteltauben zur Paarungszeit als einem Lied:
    » There may be trouble ahead«, sang sie .
    »But while there's music and moonlight and love and romance
    Let's face the music and dance. «
    Sie sprach ihm aus der Seele. Max wollte die Sorgen vergessen, Musik, Tanz, Mondschein, Liebe und Romantik genießen. Er stand auf und ergriff behutsam Fannys Handgelenk, spürte ihren Puls unter seinen Fingerspitzen klopfen.
    Christie sah die beiden lächelnd an und zwinkerte. »Tanzt einfach so, als würde euch niemand zuschauen.«
    Und genau das taten sie unter den überwiegend beifälligen Blicken von tout le village - Gaston ausgenommen.

 
ACHTZEHN
     
    Madame Passepartout betrat das Haus am folgenden Morgen ungewöhnlich spät und ungewöhnlich leise, beinahe verstohlen. Ein Tanz zu viel, ein Glas zu viel am Vorabend hatten bei ihr zu einer allgemeinen Sensibilisierung geführt, was wiederum eine eher verhaltene Herangehensweise an die Hausarbeit zur Folge hatte, die heute auf dem Programm stand. Die Fensterläden wurden aufgeschoben statt aufgestoßen, und der Staubsauger, dessen Lärm für Verkaterte reine Folter ist, blieb vorläufig im Schrank der Spülküche.
    Nichts regte sich, und im Haus herrschte lautlose Stille - bis auf ein gelegentliches entferntes Stöhnen, das die Rohrleitungen von sich gaben. Wäre es lauter und genauer zu orten gewesen, hätte es bei Madame Passepartout brennende Neugierde geweckt. Sie hatte, wie ihre Busenfreundinnen und der Rest des Dorfes, genau beobachtet, wie Christie und Charlie, Fanny und Max miteinander tanzten. Daraus ließen sich gewisse Schlussfolgerungen ableiten. Madame Passepartout hatte in Anbetracht der privilegierten Stellung, die ihr Zugang zu jedem Winkel des Hauses gewährte, von ihren Freundinnen den Auftrag erhalten, diese Schlussfolgerungen zu verifizieren - aus reinem Interesse, versteht sich, mit

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