Ein guter Mann: Roman (German Edition)
nicht, er dachte: Achmed, ich werde mich erst rasieren, wenn ich dich gefunden habe. Dann kam ihm das lächerlich vor.
»Du musst wenigstens eine Scheibe Brot essen. Und trink einen Kaffee«, bat Karen.
»Es geht nicht«, gab er zur Antwort, küsste sie auf die Stirn und verließ das Haus.
Goldhändchen saß zusammen mit Sowinski in Müllers Büro. Sie hörten konzentriert einem kleinen, dicklichen Mann zu, der gemütlich in einem Sessel vor ihnen saß und mit sparsamen Handbewegungen etwas darlegte. Der Mann war Mitte fünfzig, hatte schütteres dunkles Haar und steckte in einem Anzug, der wie ein Haufen unordentliches Tuch um ihn gewickelt schien.
»Das ist Karl«, sagte Sowinski rasch. »Er hat uns auf die Spur geführt, er bearbeitet sie.«
»Sie haben das Unmögliche gedacht?«, fragte Müller.
Einen Augenblick lang war Manny Gold ratlos, dann lachte er breit.
»Habe ich.«
»Aber Beweise gibt es nicht«, warnte Sowinski.
»Die brauchen wir auch nicht«, sagte Müller. »Wie sah denn Ihr Abenteuer mit Breidscheid aus, Manny?«
»Es war seltsam. Eine Nutte verschwand spurlos, ein Zuhälter machte Stress, und Breidscheid verließ seine hübsche Gartenlaube. Und ich verließ die Kripo. Ich bin durch Zufall in die Sache geschliddert, ich suchte den Zuhälter von Selma, so hieß die Dame. Ich brauchte ihn wegen einer kleinen Auskunft. Und der war vollkommen von der Rolle und erzählte mir, dass sein Mädchen ermordet worden wäre. Von einem stinkreichen Schwein. Einen Namen hatte er nicht, Beweise auch nicht. Er sagte, sein Mädchen hätte am Tag vorher eine Verabredung mit einem Reichen gehabt. In dessen Haus. Sie wäre von einem Schwarzen für einhundert Dollar Anzahlung abgeholt worden. Vom Straßenstrich. Und er habe den Mann, der eine Schrottkarre fuhr, verfolgt – nämlich bis zu Breidscheids Haus, einem verdammt noblen Anwesen. Später dann sei dieser Mann im gleichen Auto vom Grundstück runtergefahren, aber seine Selma hätte nicht daneben gesessen. Und er wieder hinter dem Schwarzen her. Der sei dann im Industriehafen zu einer Schrottpresse gefahren. Und der Kranführer dort hätte die Karre zu einem kleinen Paket gepresst, so groß wie ein kleiner Tisch. Na ja, man kennt das ja. Der Zuhälter behauptete nun, seine Selma wäre sicher in dem Kofferraum gewesen. Ich beruhigte den Mann, sagte, sie wäre wohl einfach abgehauen, bei Nutten hätten wir das oft. Ich wusste natürlich, wer Breidscheid ist und dass er überall auf der Welt Häuser hat. Aber mich hat wohl der Teufel geritten. Denn ich rief tatsächlich in Sevenoaks in Kanada meine Kollegen an, wo auch so eine Breidscheid-Villa steht. Ich fragte, ob bei ihnen in letzter Zeit mal eine Nutte ermordet worden wäre. Das nicht, sagten sie. Aber eine wäre mal fast zu Tode gepeitscht worden, und der Zuhälter habe seltsamerweise seine Anzeige zurückgezogen. Es war nicht zu beweisen, aber sie rochen, dass der Zuhälter bezahlt worden war. Sieh an, sieh an, sagte ich mir. Ich nahm die Ermittlungen auf – und wurde nach drei Tagen von meinem Chef gestoppt.« Er lachte. »Er sagte mir, ich sei wohl verrückt, gegen Breidscheid zu ermitteln. Der wäre Multimilliardär und hätte eine Direktleitung zum Papst. Und so weiter und so fort. Ich ermittelte trotzdem weiter. Und bekam dafür die Kündigung.« Manny strahlte sie an: »Ich wollte schon immer mal nach Berlin! Mein Motto ist: Lehne es nicht ab, wenn das Leben gut zu dir sein will.« Dann beugte er sich vertraulich zu Sowinski hinüber und sagte leise: »Ihr Jungs braucht doch kein Protokoll, nichts Offizielles oder so? Und ich muss auch nicht zu irgendeinem Scheißprozess antanzen?«
»Wir sind ein Auslandsdienst«, sagte Sowinski nicht ohne Arroganz. »Wir verfolgen keine Straftäter, wir sind Jäger und Sammler. Und wir sind nur neugierig.«
Müller fragte Goldhändchen: »Hast du irgendetwas Neues auf Lager?«
Goldhändchen grinste breit und antwortete: »Ich habe etwas ganz ausgesucht Feines für dich. Ich habe eine E-Mail an den Chef der Opposition im Bundestag gefunden, in der ihm dringend geraten wird, die Bundesregierung jetzt massiv anzugreifen und in Anbetracht ihres völligen Versagens im Fall des geraubten radioaktiven Materials sowie der Explosion der Bombe den Sturz der Regierung zu betreiben. Und du darfst raten, wer da an wen die E-Mail schickte.«
»Breidscheid an Franz-Xaver Buchwinkel«, vermutete Müller knapp.
»Falsch!« Goldhändchen strahlte. »Franz-Xaver Buchwinkel
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