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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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weiter.
    »Ja, bitte, Müller«, sagte sie förmlich. Dann hörte sie zu und nickte sehr heftig. »Natürlich, wenn es so ist, wie Sie sagen. Er will dich noch mal, Junge.«
    »Kommen Sie bitte rein«, sagte Krause. »Sie sind der Einzige, der Achmed riechen kann.«
    Es war 16.55 Uhr.
     
     
     
     
    Krause hatte in den Konferenzraum gebeten, weil zwölf Frauen und Männer teilnehmen mussten. Müller kam zuletzt, als alle schon saßen.
    »Ging nicht schneller«, erklärte er und lächelte flüchtig in die Runde.
    Willi Sowinski lächelte zurück, Goldhändchen auch. Krause nickte ihm zu und presste dabei seine Lippen aufeinander, weil es ihm sicher peinlich war, Müller zurückgeholt zu haben.
    »Meine Damen und Herren«, begann Krause, »ich fürchte, wir haben eine Krisensituation, die unseren Dienst zunächst nur indirekt betrifft. Betroffen sind der Generalbundesanwalt, der Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt, das Landeskriminalamt Berlin und selbstverständlich das Bundesinnenministerium sowie die neue Behörde für Terrorismusbekämpfung. Ich habe Sie zusammengerufen, weil Sie auf Ihren jeweiligen Sektoren über große Erfahrung und Wissen verfügen. Ich denke, wir leben gegenwärtig in einer Bedrohungssituation, über deren Ausmaß wir wenig wissen. Heute ist in den Mittagsstunden ein Spezialtransporter einer Berliner Firma überfallen worden. Die beiden Fahrer transportierten vier Pakete mit radioaktivem Kobalt, Kobalt 60 genannt. Der Stoff war für Kliniken in Berlin bestimmt. Er ist zur Bestrahlung von Krebspatienten vorgesehen. Darf ich die Technik bitten, den Raub dieses Materials, soweit bekannt, zu beschreiben.«
    Eine blasse, etwa vierzigjährige Frau mit langen blonden Haaren und einer randlosen Brille lächelte nervös, nickte dann und sah auf ein Blatt mit Notizen hinunter. In knappen Worten schilderte sie den Überfall. Sie fuhr fort: »Ich bin gebeten worden, mich auf die mögliche Technik dieses Raubes zu konzentrieren. Der Transporter war GPS-überwacht, die Handys der Fahrer direkt mit der Zentrale ihrer Firma in Berlin verbunden. Diese Zentrale allein konnte den Laderaum des Kleinlasters öffnen und schließen. Wir denken, dass der Raub mit einem so genannten EMI begann, einem elektromagnetischen Impuls. Beide Fahrer haben in einem ersten Verhör betont, dass ein maskierter Mann mit einer Art Waffe auf den Wagen gezielt hat. Wahrscheinlich handelte es sich um eine bei der Polizei benutzte Radarpistole. Sie sendet bei höchster Leistung einen starken elektromagnetischen Impuls aus, der das GPS gewissermaßen tötet und zugleich die Handys gebrauchsunfähig macht. Aber diese massive Störung kann ich mit einem EMI nur für einige Minuten aufrechterhalten. Anschließend muss ich damit rechnen, dass die zentrale elektronische Steuerung des gesamten Systems, die bei der Zentrale der Firma hier in Berlin ihren Sitz hat, diese Funktionen wieder aufbaut, also das GPS neu startet und die Handys wieder gebrauchsfähig macht. Genau das ist aber nicht passiert. Das heißt, dass sämtliche Türsicherungen des Kleinlasters auf null gefahren wurden, dass also sowohl das Fahrerhaus wie die Ladefläche zugänglich waren und unbegrenzt zugänglich blieben. Der Kleinlaster hatte zusätzlich eine ganz normale Funkeinrichtung an Bord. Die Antenne des Gerätes wurde bei Stillstand des Kleinlasters sofort abgebrochen. Die Täter haben sich also nicht allein auf den elektromagnetischen Impuls verlassen. Sie müssen außerdem auf uns unbekannten Wegen an die exakte Bandbreite des GPS-Signals herangekommen sein. Ebenso auf die stehenden Leitungen der Handys zur Zentrale des Spediteurs. Das kann unserer Ansicht nach nur erreicht werden, wenn jemand zum Beispiel mit einem Computer und den nötigen Kenntnissen dafür sorgt, dass die Sicherheitssysteme gestört bleiben. Ich verweise hier auf eine grundsätzliche Tatsache: Elektronische Verbindungen können tatsächlich auf null gefahren werden. Polizeibeamte haben noch eine Stunde nach dem Raub festgestellt, dass sowohl das GPS wie auch die beiden Handys der Fahrer nicht funktionierten. Zusätzlich ist festgestellt worden, dass die Bundesstraße 321, auf der der Raub vonstatten ging, in beiden Richtungen abgesperrt wurde. Angeblich von Männern, die Polizeiuniformen trugen, aber keine Polizisten waren. Die Schnelligkeit des Raubes, wir veranschlagen etwa vier Minuten und dreißig Sekunden, deutet auf eine präzise Planung hin. Beide Fahrer wurden zuerst besinnungslos

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