Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Leute dran, zwei in Damaskus, zwei in Kairo, und wir beten, dass sie etwas finden.« Krause gab seinem Stuhl einen kleinen Kick nach hinten und faltete die Hände über dem Bauch. »Frage zwei. Die Dolgos sind Profis. Natürlich haben sie zum Teil hier in Berlin ihre Familien, ihre Restaurants, ihre Kneipen. Aber die haben sie nur, wenn sie auf einen Einsatz warten. Sind sie auf einem Einsatz, halten sie sich komplett fern von diesen fixen Stationen. Die vier Männer, die um Achmed herum zu sehen waren, sind außerdem vor drei Tagen noch in Moskau gewesen. Das hat unsere befreundete Bruderschaft eindeutig festgestellt. Das heißt: Sie sind von dort aus hierher in Marsch gesetzt worden, um irgendeine Sache zu drehen. Aber wir haben nicht die geringste Vorstellung, welche Sache das sein könnte. Und Sie, mein lieber Müller, müssen anscheinend von dem Gedanken Abstand nehmen, dass Achmed sauber spielt. Ich bin Sowinskis Ansicht: Achmed wurde gekauft. Aber: von wem und weswegen?«
Das grüne Telefon auf dem Tisch summte leise. Krause nahm ab, hörte zu und reichte dann den Hörer an Goldhändchen weiter: »Ihre Forschungsabteilung.«
»Ja«, sagte Goldhändchen. Dann bekam er kugelrunde Augen, beugte sich weit vor und sagte zischend: »Mitschneiden, mitschneiden! Und die Übersetzung, sofort!« Er reichte den Hörer zurück und erklärte: »Al-Dschasira sendet gerade ein Video. Sie behaupten, irgendwo in Deutschland wurde zugeschlagen. Ich muss das sehen.« Er drehte sich um und verschwand.
Eine Weile herrschte Schweigen, dann meinte Krause nachdenklich: »Ich habe den Eindruck, wir schliddern gerade in eine Krisensituation.« Er wandte sich an Müller: »Wenn Sie noch eine halbe Stunde erübrigen könnten, wäre das gut.«
Sowinski stand auf und bewegte sich zur Tür hin. »In Deutschland zuschlagen? Al-Dschasira? Ich kontaktiere mal die Bruderschaft der Gesetzeshüter.« Dann war auch er verschwunden.
»Ich bin in meinem Büro«, erklärte Müller. »Ich wäre nur dankbar, wenn ich so schnell wie möglich zu meiner Mutter zurückkehren dürfte. Sie ist jetzt so allein, und eigentlich kann ich das nicht verantworten.«
»Wir machen es anders«, sagte Krause. »Sie gehen heim und stehen Ihrer Mutter bei. Sie haben ja Recht, Junge. Und ich werde Sie über alles informieren, was hier aufläuft. Ist das gut so?«
»Ja, danke«, sagte Müller. In der Tür drehte er sich und fragte: »Soll das etwa heißen, dass diese Dinge zusammenhängen?«
»Lasset uns beten«, antwortete Krause und hielt den Kopf gesenkt, als bete er wirklich.
Es hatte leicht zu regnen begonnen, ein Sommerregen, der warm und sanft war.
Seine Mutter saß am Schreibtisch seines Vaters und hatte das Testament vor sich liegen.
»Schön, dass du kommst, Junge. Willst du es lesen?«
»Nein«, sagte er. »Vielleicht später einmal. Entschuldigung, dass ich manchmal ein paar Stunden in den Dienst muss, aber es geht nicht anders.«
»Das verstehe ich schon. Wir haben einen Termin für die Beerdigung. Übermorgen um elf. Was meinst du, würde er Orgelmusik wollen?«
»Das denke ich schon«, antwortete er. »Was ist mit dem Chor seiner Schule?«
»Ich weiß nicht, ob ich seine Kolleginnen und Kollegen wiedersehen will. Aber ich kann es ja nicht vermeiden, ein paar werden wohl kommen. Und dann ist da diese Trulla, diese junge Germanistin. Mit der hatte er mal was. Also, ich weiß ja nicht, wie weit das ging, aber das ist ja auch egal.«
»Hatte er was?«, fragte Müller verblüfft.
»Ja, ja, ich hab so getan, als würde ich nichts merken. Und er war dreißig Jahre älter, das muss man sich mal vorstellen. Und er rannte mit ihr durch den Park und hielt Händchen.« Sie stand auf. »Ich glaube, ich mache uns einen Kaffee. Und? Was hat Melanie gesagt?«
»Dass wir uns erst einmal trennen und abwarten wollen«, antwortete er. »Sie hat keine feste Vorstellung, aber sie hat schon ausgerechnet, was ich monatlich bezahlen muss.«
»Ach, du lieber Gott, ein Rosenkrieg, die Frau Banker«, murmelte sie und ging hinaus. Dann sagte sie laut aus der Küche: »Ich habe dir oben das Bett gemacht. Dann brauchst du nicht in deine neue Behausung. Was ist eigentlich eine Einraumwohnung genau?«
»Etwas Praktisches«, antwortete er.
Dann meldete sich sein Handy.
Krause sagte: »Wir haben eine echte Krise. Und weil sie mit Achmed in Verbindung stehen könnte, brauche ich Sie. Darf ich mit Ihrer Mutter reden?«
»Aber ja«, sagte er hastig und reichte den Hörer
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