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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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oder eine kleine Stadt oder ob er kilometerweit von jeder menschlichen Siedlung entfernt war.
    Die Männer hatten ihren Einsatz auf der Bundesstraße bei Parchim nicht kommentiert, hatten nicht einmal Witze darüber gemacht. Wahrscheinlich war es für sie alle nichts anderes gewesen als ein Einsatz, den man kühl hinter sich zu bringen hatte und der es nicht wert war, sich damit zu brüsten.
    Darüber hinaus war die Sache wie ein oft geübtes Spiel abgelaufen, wie etwas, was man vorher lange durchdacht hatte, was ganz einfach zu bewerkstelligen war: schnell und brutal. Achmed erinnerte sich, dass merkwürdigerweise auf dieser Straße kein anderes Auto vorbeigekommen war.
    Pjotr hatte es später während der Fahrt erklärt: »Eine andere Gruppe hat die Straße gesperrt. So sieht eben gute Logistik aus, wenn Russen dahinter stecken.« Dann hatte er beinahe verzückt hinzugesetzt: »Und sie kannten niemanden von uns.«
    Jedes Mal, wenn Achmed die Augen schloss, hörte er die Schreie der Männer, denen in das Knie geschossen worden war. Die Schreie waren in ein Winseln übergegangen, so als fehle den Verwundeten die Luft.
    Vom gutmütigen, großen Dimitri, der selten etwas sagte, nur immer vor sich hin lächelte, als sei das Leben eine wonnige Angelegenheit, hatte Achmed erfahren: Jeder dieser Männer hatte zehntausend US-Dollar in bar erhalten. Mit Ausnahme von Pjotr selbstverständlich, den Dimitri auf das Doppelte schätzte, weil Pjotr ein ganz harter Mann war und mögliche Schwierigkeiten mit einem Messer bereinigen würde. »Manchmal«, hatte Dimitri in unbeholfenem Englisch geflüstert, »benutzt er auch eine Handgranate.«
    Pjotr war der Chef. Er war ein kleiner, bulliger Mann mit dichtem, halblangem schwarzen Haar und lebhaften, dunklen Augen, die dauernd hin und her glitten und denen mit Sicherheit nichts entging.
    Achmed dachte fiebrig: Noch brauchen sie mich! Er hatte panische Angst.
    Er dachte verbissen: Ich brauche einen Notausgang. Er hatte keine Vorstellung, wie dieser Notausgang aussehen könnte. Er wusste nur, dass er in einer Falle saß und dass alles auf eine Katastrophe zusteuerte, unabwendbar.
    Wie hatte dieser gottverdammte Bastard gesagt, der sich jeden Tag die Welt kaufte: »Es wird sanft und schnell ablaufen.«
    Die vier Russen hatten sich altes Heu und Stroh aus dem offenen ersten Stock der Scheune heruntergezogen, schichteten alte Kornsäcke darauf, von denen es ganze Stapel gab, drehten sich Zigaretten mit einem höllisch scharf riechenden Tabak, sprachen leise miteinander, legten sich genüsslich auf den Rücken, lachten zuweilen unterdrückt. Es herrschte eine ausgesprochen gelöste Stimmung.
    Pjotr saß links von Achmed, ungefähr vier Meter entfernt auf einer alten Decke, die sie in dem gestohlenen Kleinlaster gefunden hatten. Pjotr hatte eine Pistole auseinander genommen und reinigte sie in sich versunken mit einem öligen Lappen. Er zog eine kleine Bürste durch den Lauf und besah sich eingehend das, was auf der Bürste zurückblieb. Er wirkte ernst und konzentriert, die Waffe schien ein Teil seiner selbst.
    »Hey, Damaskus«, sagte er. »Was glaubst du, wie lange du brauchen wirst, wenn Dimitri fertig ist?«
    »Zwei, drei Stunden«, antwortete Achmed und war dankbar, dass er ein paar Sätze reden konnte. »Es ist schwierig, das ganz genau zu beantworten, aber nach drei Stunden müsste es in Ordnung sein. Dann noch zwanzig Minuten mit dem Mörser. Wer macht das?«
    »Na ja, Dimitri«, sagte Pjotr. »Er ist ein Zweimetermann, er hat jede Menge Kraft, er steht das am besten durch.«
    »Es wäre gut, wenn wir Wasser hier hätten«, sagte Achmed. »Mit Wasser kannst du viel abwaschen.«
    »Da ist ein Bach«, antwortete Pjotr. »Hat nicht gerade viel Wasser, aber für uns dürfte das reichen. Hast du ihn nicht gesehen?«
    »Nein. Kann ich ihn anschauen?«
    Pjotr nickte. »Komm, ich zeige ihn dir. Wir wollen doch alle, dass es glatt läuft und keine Schwierigkeiten auftauchen.«
    »Ja, das wollen wir«, sagte Achmed.
    Sie standen auf, und Pjotr ging vor ihm her bis zu einer kleinen, schmalen Tür, die in das Scheunentor eingelassen war.
    Die Sonne schien, das flache Land wirkte öde. Halbrechts, etwa einen Kilometer entfernt, sah man Kühe auf einer Weide. Es gab Felder mit Weizen und Felder mit Mais.
    »Du hast eine gute Stelle ausgesucht«, sagte Achmed. »Wirklich, verdammt gut.«
    »Der Bach ist da auf der linken Seite. Er kommt am dritten Baum entlang. Ich wusste ja, dass wir Wasser

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