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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hat ihn erwischt, oder? Und sterben muss jeder allein, sagt mein Pfarrer.«
    »Das kannst du nicht bringen«, schrie Achmed.
    »Doch, kann ich. Und du hältst jetzt besser die Schnauze, sonst geht es dir schlecht.«
    »Dann hole ich ihn rein.«
    »Das wirst du nicht. Wir wollen weiterleben. Hör zu, Damaskus, lass Dimitri in Ruhe, lass ihn einfach in Ruhe. Du machst das mit dem Salz und baust die Bombe. Und dann kannst du gehen, wohin du willst.«
    »Du bist ein Lügner, Pjotr, du wirst mich niemals gehen lassen, wenn ich dir die Bombe gebaut habe. Bei Allah, ich spucke dich an.«
    Achmed ging wieder hinaus.
    Die Nacht war gekommen, und er musste blinzeln, um Dimitri zu erkennen.
    Dimitri war ein großer Haufen auf einem trostlosen Flecken Gras. Er würgte wieder.
    Dann sagte er: »Mir ist kalt.«
    »Ich hole einen Haufen Kornsäcke«, versprach Achmed. »Damit kannst du dich wärmen.«
    »Wieso friere ich? Es ist doch Sommer.«
    »Kranke frieren manchmal«, murmelte Achmed.
    Er ging wieder in die Scheune und holte einen Stapel alter Kornsäcke. Es war mühsam, Dimitri darauf zu betten und dann mit den Säcken zuzudecken. Dimitri war so schwach, dass er sich kaum bewegen konnte.
    »Lass mich einfach«, flüsterte Dimitri. »Ich bin jetzt eine Bombe. Oder?«
    »Ja«, sagte Achmed. »Du bist eine Bombe. Aber du musst gesund werden und nach Georgien gehen, um dieses Mädchen zu heiraten.«
    »Ich habe jetzt keine Lust auf Georgien«, flüsterte Dimitri.
    Er starb in der Nacht um 1.23 Uhr.
    Achmed hob unmittelbar neben dem Toten eine flache Grube aus und rollte ihn hinein. Dann schaufelte er Erde über den Toten und betete, dass Allah irgendeinen schönen Raum im Paradies für Dimitri bereithalten solle.
    Als er in die Scheune trat, sagte er: »Dimitri ist tot. Ich habe ihn begraben.«
    »Dann arbeite jetzt weiter«, sagte Pjotr.
    »Ich brauche zwei Taschenlampen«, forderte Achmed.
    »Im Laster sind welche«, sagte Pjotr. Er schien betrunken zu sein.
    »Bleibt hinter dem Laster und lauft nicht herum«, sagte Achmed.
    »Zu Befehl, Herr Professor.«
    Achmed hatte den Vorgang genau überlegt. Es war nicht nötig, dauernd nach den Kristallen zu sehen. Es reichte, wenn er das Bleigefäß mit dem Hammerkopf von beiden Seiten aus anging. Es war eine ganz einfache Vorrichtung. Er hatte in der Mitte einer starken, biegsamen Schnur den Hammerkopf eingebunden. Wenn er ihn genau über das Bleigefäß brachte und dann nach unten fallen ließ, brauchte er sich der Strahlung nicht auszusetzen. Aber es war mühevoll: Die Säure hatte einen großen kristallinen Kuchen hinterlassen, den er jetzt zu staubigem Pulver zerkleinern musste.
    Um 2.45 Uhr unterbrach er seine Arbeit und senkte den Bleideckel auf das Salz. Dann ging er vorsichtig um den kleinen Laster herum und betrachtete die Männer. Sie schliefen tief und fest, und Pjotr schnarchte sogar laut.
    Achmed dachte, dass er ohnehin nur diese eine Chance hatte.
    Er verließ die Scheune und wandte sich nach links. Er kletterte auf die Geländefalte und stand in einem jungen Kornfeld.
    Jetzt durfte er nur nicht panisch werden, nicht ziellos in irgendeine Richtung laufen. Er musste in die Richtung gehen, wo Scheinwerfer von Autos zu sehen waren. Aber in den ersten fünf Minuten sah er überhaupt nichts. Dann fing er an, in einem langsamen Trab zu laufen, und je weiter er sich von der Scheune entfernte, desto sicherer wurde er.
    Selbst wenn Pjotr wach wurde, würde er ihn nicht mehr finden.
    Dann sah er Scheinwerfer, die über den Horizont krochen, um schließlich zu verschwinden. Sie bewegten sich von links nach rechts. Kurz darauf kamen Scheinwerfer, die von rechts nach links glitten. Da war also eine rettende Straße.
    Achmed lief beständig, erreichte Feldwege, auf denen er schneller vorankam, und näherte sich der Straße. Er hatte jede Kontrolle über die Zeit verloren. Als er die Straße erreichte, kam von links ein schwerer Lkw heran.
    Achmed breitete die Arme aus und stellte sich auf die Fahrbahn. Der Fahrer schaltete das Fernlicht ein, hupte und bremste, hielt endlich.
    »Mobile phone?«, fragte Achmed freundlich und deutete auf sein Ohr.
    Er war ein guter Spion, und er wusste, dass er zwei Möglichkeiten hatte. Er konnte den Mann spielen, der einen Unfall hatte. Das würde den Lkw-Fahrer verwirren und zur Vorsicht zwingen – denn wo war dann sein Auto? Oder er konnte freundlich sein und versuchen, eine heitere Situation darzustellen.
    Der Fahrer antwortete irgendetwas, was er

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