Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Zeit für das Gespräch mit ihr. Das Taxi wartet auf Sie und bringt Sie gleich anschließend zurück zum Flughafen. Der gesamte Aufenthalt dauert nur dreieinhalb Stunden. Wir erwarten keine Schwierigkeiten. Wenn Sie jedoch welche ausmachen, fahren Sie unverzüglich zur deutschen Botschaft und melden sich in der Residentur. Irgendwelche Fragen?«
    »Keine«, sagte Müller.
    »Gute Reise, und halten Sie die Ohren steif.« Sowinski ging durch den Regen davon, eine schmale, gebückte Gestalt.
    »Ich habe die Unterlagen Breidscheid nicht mitgebracht«, sagte Krause. »Wenn etwas schief geht, könnte man die Unterlagen bei Ihnen nicht erklären. Da Breidscheid überall mächtige Freunde hat, würde er davon erfahren.«
    »Gibt es generelle Neuigkeiten, was diesen Breidscheid betrifft? Etwas, was ich wissen muss?«
    »Ja, es gibt eine Ansammlung von engen katholischen Lebensgrundsätzen. Weiterhin ein fröhliches Kapitalistentum, das so ungehindert blüht wie einst in Manchester. Und vieles deutet auf ganz miese Geschäfte überall in der Welt. Der Mann ist in merkwürdigen Gegenden zu Hause, Sie werden sich wundern.«
    »Wie reich ist er denn?«
    »Es gibt zwei Schätzungen. Laut der einen hat er rund vierzehn Milliarden US-Dollar. Laut der anderen mehr als zwanzig.«
    »Und zu welcher neigen Sie?«
    »Zur letzten. Aber eines ist jetzt schon klar: Wir finden nicht den geringsten Ansatz für eine Motivation. Deshalb ist es wahrscheinlicher, dass er unseren Achmed nur freundlicherweise in seiner Maschine mit nach Kairo genommen hat. Zum Beispiel, weil Onkel Hussein ihn darum gebeten hat, der bekanntlich ein guter Verbindungsmann von Breidscheid ist. Und alle Onkels klüngeln gern und schlagen was für die Neffen raus.«
    Müller dachte: Wenn uns jemand aus zwanzig Metern Entfernung betrachtet, wird er nicht auf die Idee kommen, dass dieser Krause überhaupt nur einen Satz von sich gibt. Keine Bewegung, keinerlei Gestik, nicht einmal seine Lippen schienen sich zu rühren.
    »Wie geht es Ihrer Seele, Junge?«, fragte Krause.
    »Nicht besonders gut«, antwortete Müller. »Diese neue Bleibe geht mir auf den Geist. Meine Frau hat mir gesagt, dass sie mich über Monate betrogen hat. Meine Mutter durchlebt eine schwere Situation. Ich kann ihr nicht richtig beistehen. Ich kann mich nicht richtig von meinem Vater verabschieden. Ich habe panische Angst, dass ich meine Tochter verliere. Na ja, ich lebe in Baustellen. Fragen Sie lieber nicht.«
    »Wenn Sie wollen, nehme ich Sie raus«, murmelte Krause.
    »Unmöglich.« Müller schüttelte den Kopf. »Ich definiere mich über diese Aufgabe. Wenn Sie mich rausnehmen, nehmen Sie mir auch die Ziele.«
    »Das klingt nach Müller.« Krause lächelte matt. »Haben Sie sich überlegt, wie Sie bei Achmeds Frau vorgehen wollen?«
    »Ich möchte improvisieren«, antwortete Müller.
    »Ich will nur, dass Sie den familiären Hintergrund nicht vergessen. Wenn Sie von der Frau auch nur eine Aussage gegen Achmed oder gegen die Familie erwarten, dürfte sie abspringen.«
    »Das ist mir klar«, sagte Müller. »Glauben Sie, dass Achmed gekauft worden ist?«
    »Ich neige dazu«, nickte Krause. »Ich neige auch dazu, anzunehmen, dass jemand eine schmutzige Bombe bauen will. Kein Mensch weiß, wo sie eingesetzt werden könnte, aber die Anzeichen sind unübersehbar. Und die Hilflosigkeit der Politiker wirkt geradezu absurd. Niemand hat ein Szenario, niemand hat damit gerechnet, aber alle möglichen angeblichen Sicherheitsberater sagen uns, dass eine schmutzige Bombe eher unwahrscheinlich ist. Man kann zynisch werden und sagen: Na, dann warten wir mal, bis das Ding hochgeht.«
    »Haben wir einen Krisenstab?«
    »Ja, einen ganz verdeckten, den es nach außen hin gar nicht gibt. Der Blätterwald wird immer greller, die Kommentare der Journalisten immer blumiger, das Kanzleramt hält sich raus, und dieser Krisenstab trifft sich so heimlich, wie wir früher hinter den Stachelbeerbüschen geraucht haben. Bis irgendjemand dahinter kommt und es auf die Titelseite hebt.«
    »Sie sind sauer, nicht wahr?«
    »Ja, allerdings. Aber das hat zur Folge, dass ich auch Risiken einzugehen bereit bin. Im Augenblick sind Sie ein solches Risiko, denn man wird mir den Hals umdrehen, wenn bekannt wird, dass ich Sie mit einem Extraflieger quer durch Europa nach Nahost schicke, nur um einen Punkt zu recherchieren. Aber ich habe die Zustimmung meines Präsidenten. Sie müssen jetzt langsam gehen. Da hinten ist eine Seitentür.

Weitere Kostenlose Bücher