Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Grund für sein Auftauchen zu haben.
Er verließ das Haus um 4.10 Uhr.
Zwischenspiel
Pjotr hatte Achmed mit zwei, drei schnellen Hieben an den Kopf zusammengeschlagen und dann zu Dimitri ins Wasser geworfen.
Keiner der Männer kümmerte sich um Dimitri. Sie wussten, dass er ein Gezeichneter war und dass sie ihn nicht mehr anfassen durften, weil er jetzt selbst diese unbegreifliche Strahlung aussendete.
»Du musst aus dem Wasser raus«, sagte Achmed spuckend.
»Scheiße«, sagte Dimitri. »Was habe ich verkehrt gemacht?«
»Du hast mir nicht geglaubt«, sagte Achmed.
»Meinst du, dass ich weiterleben kann?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Achmed. »Komm erst raus aus dieser Brühe. Und was ist mit deinen Haaren?«
»Was soll mit meinen Haaren sein?«
»Na ja«, nuschelte Achmed unsicher. »War nur eine Frage.« Er kletterte aus dem Wasser, zog seine Kleidung aus und warf sie auf einen Haufen. Dann reichte er Dimitri eine Hand.
»Glaubst du, es geht?«
»Was soll gehen?«, fragte Dimitri. Er machte einen tödlich erschöpften Eindruck.
»Komm aus dem Wasser«, bat Achmed. »Du musst die Klamotten ausziehen.« Dann spürte er einen scharfen Schmerz im Unterkiefer. Pjotr hatte ihm wahrscheinlich einen Zahn ausgeschlagen. Macht nichts, dachte er. Hauptsache ist, ich kann irgendwann aus diesem Irrsinn aussteigen.
Dimitri versuchte aufzustehen. Anfangs ging das auch, aber als er kniete, begann er hin und her zu schwanken und fiel seitlich zurück ins Wasser.
»Scheiße!«, fluchte er mit schwacher Stimme.
»Komm, ich zieh dich raus«, sagte Achmed.
Hinter ihm sagte Pjotr voll Verachtung: »Das sind doch zwei Affen!« Dann ging er mit den anderen drei Männern in die Scheune.
»Kriech aus dem Wasser«, bat Achmed inständig. »Es ist einfach zu kalt, und gleich wird es dunkel.«
Dimitri kam auf die Knie und begann aus dem kleinen Becken zu kriechen. Das sah erschreckend mühsam aus, und Achmed schloss die Augen, als er das keuchende Atmen hörte.
Als Dimitri auf dem Gras war, ließ er sich auf den Rücken fallen und hechelte, als habe er Kilometer zurückgelegt. »Ich bin wie ein alter Mann, ich kann nicht stehen.«
»Zieh die Klamotten aus«, bat Achmed. »Sieh mich an, ich habe meine Klamotten weggeworfen. Du musst dasselbe tun.«
»Ich bin so kaputt«, sagte Dimitri mit eigenartig hoher Stimme.
»Dann ziehe ich dich aus«, sagte Achmed. »Hast du andere Kleidung in deiner Tasche?«
»Na sicher«, sagte Dimitri. »Weshalb hat du nach meinen Haaren gefragt?« Er fuhr sich durch die Haare und starrte auf das große Büschel, das er danach in der Hand hielt.
»Das passiert dabei manchmal«, sagte Achmed.
Er ging in die Scheune und holte seine Tasche. Da er nicht wusste, welche Dimitris Tasche war, bat er Pjotr, sie ihm zu geben.
»Er muss neue, saubere Sachen anziehen.«
»Du hast ihn extra in die Scheiße geritten«, sagte Pjotr.
»Warum sollte ich so etwas Idiotisches tun?«, fragte Achmed. »Welche Tasche ist es?«
»Die gelbe da«, sagte Pjotr. Er trank Wodka aus einer Flasche.
Achmed nahm seine und Dimitris Tasche und ging hinaus.
Dimitri hatte sich nicht einen Millimeter bewegt, lag auf dem Rücken und starrte das Büschel Haare in seiner Hand an.
»Ist dir schlecht?«, fragte Achmed.
Dimitri nickte. »Zum Kotzen schlecht. Aber ich habe nichts mehr im Magen, ich würge ganz einfach. Und das tut weh. Hast du auch was abbekommen?«
»Ich war vorsichtiger«, antwortete Achmed tonlos. »Willst du diese Boxershorts hier?«
»Ja. Und guck mal meine Hände und Arme an. Das sieht aus wie Brandwunden.«
»Ja«, sagte Achmed. »Und diese Jeans hier?«
Dimitri würgte wieder, und die Laute gingen in einen quälenden Husten über.
»Du brauchst einen Arzt«, sagte Achmed.
Dimitri sah ihn an, und es gelang ihm sogar zu lächeln. »Du machst Witze«, sagte er.
»Nein, mache ich nicht«, stellte Achmed fest. Er zog sich schnell an. »Ich rede mit Pjotr.«
Er ging in die Scheune.
Pjotr und die drei Männer hatten sich auf die Kornsäcke gelegt und tranken Wodka.
»Dimitri braucht einen Arzt«, sagte Achmed ruhig.
»Keine Chance«, sagte Pjotr. »Willst du einen berühmten Spezialisten zu Fuß hierher kommen lassen?«
Die Männer lachten.
»Er wird sterben«, sagte Achmed.
»Das Leben ist manchmal so«, nickte Pjotr. »Du kannst ihm ja das Händchen halten und dann selbst eingehen. Aber vorher baust du uns die Bombe.«
»Ich dachte, er ist ein Freund.«
»Ist er ja auch. Aber es
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