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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht verstand. Aber er machte einen freundlichen Eindruck, er war ein unrasierter, hagerer Typ, dem jede Unterbrechung seiner Monotonie gefallen würde.
    »Mobile phone?«, wiederholte Achmed.
    »Na, okay«, sagte der Mann. Und dann: »Nicht New York!«
    Achmed lachte, schüttelte den Kopf und sagte: »Berlin.«
    Der Fahrer reichte ihm ein Handy, und Achmed wählte Müllers Nummer zu Hause. Er kannte diese Nummer seit Jahren, er hätte sie niemals vergessen.
    Niemand meldete sich, stattdessen sprang eine Bandansage an. »Hier sind Melanie, Anna-Maria Müller und Karl Müller. Sprecht eure Nachricht auf Band, wir melden uns.«
    »Hey, Charlie«, sagte Achmed auf Englisch. »Bin in Schwierigkeiten. Bitte, du musst helfen.« Dann sah er den Fahrer an und fragte: »Village?«
    Der Fahrer grinste und nickte und sagte geradeaus deutend: »Stadt!«
    Achmed sagte in das Handy: »So, Charlie, es ist ein Dorf oder Stadt, ich weiß nicht. Du musst mich hier rausholen. Es heißt, oder warte … Ich melde mich gleich noch einmal. Ich muss hier weg, sonst bin ich tot.«
    Er sah zu dem Fahrer hoch. »Stadt?« Er reichte dem Fahrer das Handy, deutete auf sich und fragte dann: »To Stadt?«
    »Okay«, sagte der Fahrer. »Steig ein, Kumpel.«
    Es waren nur fünf Kilometer, auf denen der redselige Fahrer unbedingt erfahren wollte, ob Achmed das Opfer eines Unfalls war.
    Aber Achmed spielte seine andere Rolle und sagte lächelnd: »Madame, Misses, Frau. Klar?« Und dazu deutete er große Brüste an.
    Der Fahrer lachte schallend. »Hat sie dich im Kornfeld liegen lassen? Mann, das glaubt mir kein Mensch.«
    Dann wandte er sich Achmed zu und zeigte auf seinen Unterkiefer. »Und sie hat dir eine verpasst! Oh Mann!«
    »Ja, ja«, nickte Achmed geradezu begeistert. Und weil er davor nicht mehr darauf geachtet hatte, ob ihm ein Zahn fehlte, griff er sich nun in den Mund. Es fehlten zwei, er musste sie verschluckt haben.
    Sie fuhren in besiedeltes Gebiet.
    »Telefon!«, sagte Achmed. Er fummelte in seiner Jeans herum, er hatte Kleingeld. Er wiederholte: »Telefon.«
    Der Fahrer nickte.
    Das Städtchen lag wie tot, die Straßenbeleuchtung waren Funzeln, die Giebel der Häuser gleichförmige, langweilige Fensterfronten. Aber immerhin hatte Achmed gesehen, wie es hieß: Pasewalk.
    »Da!«, sagte der Fahrer. »Telefon.«
    Es war ein marktähnlicher Platz mit einer überdachten Bushaltestelle. Daneben zwei Telefonzellen.
    Achmed bedankte sich.
    »Mach’s gut, Kumpel«, sagte der Fahrer. »Die Frau möchte ich kennen lernen.« Dazu kicherte er.
    Achmed kletterte aus dem Fahrerhaus und schlug die Tür zu. Dann rannte er zu den Telefonzellen. Er warf zwei Eurostücke in den Schlitz, wählte die Nummer Müllers, hörte erneut die Bandansage, wurde einen Augenblick lang panisch, weil er fest damit gerechnet hatte, dass Müller sich meldete.
    Er sagte: »Jetzt bin ich im nächsten Ort. Hol mich! Der Ort heißt Pässiwo …«
    In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, eine Hand schoss herein und zerrte Achmed am Hals heraus. Pjotr. Neben ihm stand der Kleinlaster.
    »Du bist ein dummes Arschloch«, sagte Pjotr bösartig. »Wen hast du angerufen?«
    »Die Polizei natürlich«, murmelte Achmed. »Aber sie melden sich nicht.«
    Dann schlug Pjotr zu.
     
     
     
     
    Der Flughafen Berlin-Tegel war zu dieser Tageszeit ein öder Ort. Hinter den Glasscheiben im Abflugbereich bewegten sich träge zwei Putzfrauen, die mit nassen Tüchern den Boden wischten. Zwei Zollbeamte zogen von rechts nach links, zwei Polizisten von links nach rechts, zwei Flugbegleiterinnen unterhielten sich lachend.
    Es hatte zu regnen begonnen.
    Krause stand links unter einem Vordach und rührte sich nicht, wirkte wie festgewachsen. Sowinski stand neben ihm und gestikulierte mit beiden Händen.
    Dass sie sich zu nachtschlafender Zeit zusammenspannen, um mich zu verabschieden, dürfte eine Premiere sein, dachte Müller.
    »Sie sehen aus, als hätten Sie nicht geschlafen«, sagte Krause zur Eröffnung.
    Müller nickte. »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, brummte Sowinski. »Ich bin nur hier, weil wir heute gegen die Regel operieren. Sie kommen an, Sie werden von drei eigenen Leuten empfangen. Alle drei tragen eine schwarze, schmale Tasche. Sie wechseln die Taschen, Ihre Tasche ist schon in der Maschine. Sie gehen durch den Zollausgang direkt zu den Taxen. Das erste Taxi ist ein gelbes. Das zweite eines mit grünen Streifen. Das ist für Sie. Direkt zu Achmeds Frau. Ihnen bleibt nicht viel

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