Ein guter Mann: Roman (German Edition)
Einfach geradeaus.«
»Ja. Nun lassen Sie es schon raus. Was ist los?«
»Sehen Sie mir das an?«
»Seit zehn Minuten«, sagte Müller.
»Wir glauben, dass Achmed nicht mehr lebt. Er hat sich gemeldet. Auf Ihrem Privatanschluss. Zweimal. Um vier Uhr herum.«
»Was sagt er?«
»Er sagt, er steckt in Schwierigkeiten. Sie sollen ihn abholen, aber den Ort versteht man kaum mehr, weil es plötzlich knallt und die Leitung unterbrochen wird.«
Müller schniefte, er suchte nach einem Taschentuch, stöhnte »Verdammte Scheiße!.« Er nahm das Tuch, das Krause ihm reichte. »Herrgott, Achmed!«
»Sie mussten das wissen.« Krauses Stimme klang dumpf.
»Natürlich.« Müller nickte. »Bis später.«
Es war ein kleiner, zweistrahliger Jet. In der Tür stand ein groß gewachsener Mann und lächelte. Er sagte: »Mein Name ist Dittrich, ich bin Ihr Pilot. Haben Sie nicht mehr Gepäck?«
»Nein«, sagte Müller.
»Wir fliegen über die türkische Route. Wir landen in Antalya zwischen, um die Betankung in Damaskus zu vermeiden.«
»Das ist mir recht so«, nickte Müller.
»Wir haben keine Flugbegleitung.«
»Passt gut«, sagte Müller. »Ich muss dringend schlafen.«
Das kleine Flugzeug war ausgesprochen gemütlich eingerichtet, die Sitze waren breit und mit Leder bezogen. Auf dem gegenüberliegenden Sitz lag eine kleine lederne Aktentasche mit einem einfachen Klappverschluss. Müller sah hinein, sie war leer.
Er saß noch nicht, als die Maschine zu rollen begann.
Achmed, mein Gott, Achmed.
Er war so erschöpft, dass er die Augen schloss und dann sofort wieder aufriss, weil er panisch und angstvoll dachte, er verliere die Balance und stürze vom Sessel.
Dann döste er vor sich hin und hatte Furcht vor dem Einschlafen. Er versuchte, sich zu lockern. In diesem Zustand konnte er nicht zu Nour kommen, um herauszufinden, warum Achmed auf diese Reise gegangen war.
Er sackte in den Schlaf, und der Traum kam schnell und überwältigte ihn.
Das Licht war seltsam blau, die Geräusche kamen wie harte Schläge, und eigentlich war nichts so, wie es sein sollte.
»Wir gehen rein!«, sagte Emmerich hart.
Sie gingen rein, und Müller war der erste Mann.
Wie immer hatte er seine Neunmillimeter-P226-Sig-Sauer in der Höhe der rechten Hüfte, wie immer ging er zügig, hielt nur inne, wenn links oder rechts eine offene Tür auftauchte, duckte sich dann ab, kam mit der Waffe zuerst herum, stand dann eine halbe Sekunde breitbeinig.
Sie wussten, wo die Männer waren, und nach Müllers Meinung waren es bis zu ihnen noch etwa fünfundzwanzig Schritte.
Sie wussten auch, wo die beiden Geiseln waren. Im gleichen Raum wie die Männer, nur links hinter der Tür. Sie hatten dort laut Plan einen Schreibtisch stehen, wahrscheinlich hockten die Geiseln dahinter. Geiseln waren kostbar.
»Heiner vor«, sagte Emmerich.
Das Licht wurde etwas dunkler. Müller presste sich mit dem Rücken an die Wand, und Heiner kam nach vorn und nahm seine Position ein. Auf Heiner war immer Verlass.
Dann war Heiner plötzlich weg, abgetaucht nach links oder rechts.
Und dann stand da dieser Mann, der irgendetwas in der Hand hielt.
»Waffe runter!«, schrie Müller.
Der Mann reagierte nicht, stand einfach wie ein stummer Schatten.
Müller schoss, er schoss nur einmal, weil er sehr sicher war.
Jemand hinter ihm schrie: »Okay! Passiert!«
Müller sackte in die Knie und beugte sich weit nach vorn. Er flüsterte: »Er hatte eine Waffe, verdammt.«
»Es ist ja alles in Ordnung«, sagte jemand laut vor ihm.
Müller schlug die Augen auf. Da stand einer der Piloten und lächelte.
Müller sagte: »Entschuldigung!«
»Nichts passiert«, sagte der Pilot. »Hinten gibt es einen Eisschrank mit kalten Getränken. Und oben drauf steht eine Thermoskanne mit heißem Kaffee.«
»Danke, das ist gut«, sagte Müller. Wahrscheinlich hatte er geschrien. Seit es den Traum gab, schrie er immer.
»Wir liegen gut in der Zeit«, sagte der Pilot. »Wir haben fantastisches Flugwetter, keine Schwierigkeiten.«
»Das ist doch schon was.«
»Soll ich Ihnen einen Kaffee vorbeibringen? Ich hole ohnehin einen für uns im Cockpit.«
»Das wäre gut«, sagte Müller.
Der Mann sah so aus, als hätte er gern etwas gefragt, aber er schwieg und ging nach hinten.
Müller klappte den Tisch aus.
Es war ein richtiger, großer Porzellanbecher, den der Pilot vor ihn hinsetzte.
»Danke sehr«, murmelte Müller. »Ich hatte wohl einen Albtraum.«
»Es klang so, als seien
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