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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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er.«
    »Ein Freund aus Kindertagen?«
    »Nein. Es ist etwas komplizierter. Ich kann das nicht erklären.«
    »Du willst es nicht erklären, oder du darfst es nicht erklären?«
    »Du bohrst.« Er lächelte.
    »Natürlich bohre ich.« Sie sprach ganz leise und ganz sanft. »Ich will dich erfahren. Willst du nichts von mir wissen?«
    »Doch, doch.« Er bewegte sich hastig auf dem Stuhl. »Ich will wissen, wer du bist.«
    »Stell dir vor, ich würde sagen, dass ich über mich keine Auskunft geben darf.«
    »Das stelle ich mir lieber nicht vor.«
    »Aber vielleicht ist das ehrlicher. Wir treffen uns, wir mögen uns, wir schlafen miteinander. Dann sagen wir: Das war es.« Ihre Augen waren ein wenig verschleiert, sie schien traurig. Dann straffte sie sich, ihre Schultern kamen hoch.
    »Und wie geht’s deiner Mutter?«
    »Weißt du, was sie sagt? Sie will so schnell wie möglich das Haus verkaufen und woanders leben. Und den Schreibtisch meines Vaters will sie mit mir zusammen zertrümmern. Meine Mutter ist gut.«
    »Ist das eine neue Erfahrung?«
    »Vollkommen neu.«
    Sie tranken sich zu, er rutschte vom Stuhl und zog das Jackett aus.
    »Kannst du zu mir auf diese Seite des Tisches kommen?« Sie hielt den Kopf gesenkt, als schäme sie sich.
    Als er seine Hände auf ihre Schultern legte, klagte sie: »Vielleicht ist es auch gleichgültig, vielleicht muss ich nicht alles wissen, und vielleicht bist du morgen nicht mehr da.«
    »Das könnte geschehen«, sagte er. »Hier oben links sind deine Muskeln ganz hart.«
    »Und deine Tochter? Wie alt ist sie überhaupt?«
    »Fünf. Und ich habe höllische Angst, sie zu verlieren. Hast du Kinder?«
    »Ich habe zweimal abgetrieben.«
    »Ich wollte nicht …«
    »Es ist schon gut. Und was ist mit deiner Frau?«
    »Wir trennen uns. Sie hat mich betrogen, und im Grunde bin ich ganz erleichtert.«
    »Kannst du mich langsam ausziehen?«
    »Das kann ich«, sagte er mit trockenem Mund.
    Als sie nackt vor ihm stand, als er sich bemühte, seine Kleider ganz schnell auszuziehen und sie trotzdem nicht loszulassen, sagte sie leise: »Weißt du, mein komischer Heiliger, ich glaube, du bist einfach einsam.«
    »Du hast einen wunderbaren, ganz flachen Bauch.«
    »Dann solltest du mit deinen Lippen darauf spazieren gehen.«

FÜNFTER TAG
     
    Müller fuhr durch die Nacht in sein Apartment. Er hatte jetzt seit vielen Stunden nicht mehr geschlafen, fühlte sich aber großartig. Er dachte, dass Karen ihm Kraft gab, obwohl er wusste, dass diese Verbindung ein ganz schwaches Pflänzchen war. Sie fragte zu viel, sie würde immer zu viel fragen. Irgendwann würde sie ihre Fragen ohne Antworten nicht mehr mögen. Wahrscheinlich würde sie wütend werden und einfach verschwinden.
    Der Abschied war seltsam traurig gewesen.
    Sie hatten zusammen geduscht, er hatte sich angezogen, sie war unter die Bettdecke gekrochen.
    »Wann wirst du wieder in Berlin sein?«, hatte sie gefragt.
    »Am frühen Abend, denke ich. Ich werde dich sofort anrufen, wenn ich gelandet bin.«
    »Ich muss mit ein paar langweiligen Boss-Anzügen essen gehen«, hatte sie gesagt. »Hinterlass mir einfach im Hotel, dass du da bist.«
    »Ja«, hatte er geantwortet.
    Dann war er an das Bett getreten und hatte sich über sie gebeugt.
    Sie hatte ganz lautlos geweint und gemurmelt: »Nun geh schon.«
    Er war gegangen.
    Das Apartment wirkte trostlos, was auch damit zusammenhing, dass keine der elektrischen Birnen über vierzig Watt hatte. Es war ein milchiges, gelbes Licht, das die Ecken aussparte und viele dunkle Flecken ließ. Beinahe schon automatisch schrieb er auf seinen Zettel: stärkere Birnen, eine einfache Stehlampe.
    Er rasierte sich, zog einen dünnen, sandfarbenen Leinenanzug zu einem einfachen weißen Oberhemd an. In Damaskus würde es heiß sein, keine Krawatte, keine Socken, stattdessen weiche, hellbraune Slipper. Dann die richtigen Papiere, die richtige Legende.
    Er fragte sich flüchtig, wie er denn Nour dazu bringen konnte, die wirkliche Geschichte zu erzählen. Sie war eine sehr kluge Frau, und sie war fest in einer großen Sippe verankert. Niemals würde sie irgendetwas Leichtfertiges über ihren Ehemann erzählen, schon gar nicht irgendeine Neuigkeit, die sie nur mit ihm teilte.
    »Du hast keine Chance, aber nutze sie«, murmelte er.
    Er erinnerte sich, dass er Nour beim letzten Telefonat gesagt habe, er habe eine kleine Maschine für Achmed. Also packte er einen extrem kleinen Schwingschleifer ein, um wenigstens einen ersten

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