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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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kommt öfter im Jahr zu Onkel Hussein. Die beiden alten Kerle reden dann über Geschäfte, nehme ich an. Jedenfalls haben sie viel Spaß miteinander. Breidscheid taucht nirgendwo auf, wenn kein Geschäft in Sicht ist. Also, Breidscheid wohnt wie immer im Hotel, und er leiht sich da einen Rolls-Royce, um mit Onkel Hussein auf Tour zu gehen. Ganz vornehm mit Fahrer. Und sie zockeln irgendwo in einem Außenbezirk rum, weil Onkel Hussein dem Breidscheid einen Büroneubau zeigen will. Da bleibt das vornehme Auto stehen. Einfach so. Es rührt sich nichts mehr. Der Motor ist aus und kann nicht mehr gestartet werden. Der Fahrer ist beschämt und ruft die Werkstatt an, die sofort sechs Leute schickt. Aber auch die können nichts tun, das Auto gibt keinen Ton von sich. Und das Hotel will schon einen Jaguar mit Fahrer schicken, als Onkel Hussein auf die Idee kommt, Achmed zu rufen. Achmed kommt mit dem Taxi und seinem Laptop und sagt: Macht mal Platz, Leute, ihr habt doch alle keine Ahnung. Dann setzt er sich in das Auto und schließt den Laptop am Zigarettenanzünder an. Es dauert keine zwei Minuten, da sagt Achmed: Sie können weiterfahren, Mister Breidscheid! Er dreht am Schlüssel, und das Auto läuft. Onkel Hussein ist unheimlich stolz auf seinen Neffen, und Breidscheid ist entzückt. Sie kommen ins Gespräch, und Breidscheid fragt: Sagen Sie mal, junger Mann, haben Sie Lust, für mich ein Netzwerk in Kairo aufzubauen? Na klar, antwortet mein Mann, wieso denn nicht. So fing das an.«
    Ich muss sie treiben, dachte Müller und nahm einen Schluck aus der winzigen Tasse. Treiben, bis sie reagieren muss. Sie verkriecht sich hinter dieser Larifari-Geschichte mit dem Rolls-Royce, weil sie eine hervorragende Deckung abgibt, aber sie weiß eigentlich viel mehr.
    »Und aus Kairo hat er dich noch nicht angerufen?«
    »Nein. Ich wundere mich schon, weil er sich doch sonst immer meldet, wenn er nicht in der Stadt ist.«
    Müller war sich jetzt sicher, dass Nour ihm etwas verschwieg. Er schob sich zwei Scheiben Salami und einen Brocken Brot in den Mund und kaute genüsslich.
    »Achmed ist nicht in Kairo, Achmed ist in Berlin«, sagte er.
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. Sie schien fassungslos.
    »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Er installiert kein Netzwerk für Breidscheid in Kairo, er ist in Berlin. Und das Visum hat ihm todsicher der mächtige Onkel Hussein besorgt, oder?«
    »Nein, nein, nein«, haspelte sie schnell. »Das hat Breidscheid gemacht. Onkel Hussein hat mal gesagt, dass Breidscheid in jeder Stadt auf der Welt einen Menschen sitzen hat, der über die Stempel verfügt.«
    Ich muss sie weitertreiben, dachte er, ich muss etwas sagen, was ihr die Luft nimmt.
    »Du hast entdeckt, dass er sein Handy vergessen hat«, behauptete er.
    Sie stand auf, der Sessel knarzte leise, sie straffte sich und ging aufrecht wie ein Zinnsoldat davon, unnahbar.
    Müller war ganz sicher, dass sie zurückkehren würde. Er musste nur abwarten. Sie würde viele Fragen haben.
    Es dauerte eine Viertelstunde.
    Als sie wiederkam, ging sie mit runden Schultern und leicht gebückt. Sie hatte geweint, in ihrem Gesicht waren rote Flecken. Und wahrscheinlich hatte sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen, denn von ihrem dezenten Make-up war nichts geblieben.
    »Wieso Berlin? Woher weißt du das?«
    »Ich habe einen Kumpel in Berlin, der mal mit mir hier bei Achmed war. Und der rief mich an und sagte: Ich habe Achmed gesehen.«
    »Und? Hat er mit ihm gesprochen?«
    »Nein, konnte er nicht, weil Achmed auf der anderen Straßenseite war. Aber es war zweifellos Achmed.«
    »Das mit dem Handy ist so merkwürdig«, sagte Nour. »Ein Mann aus dem Geschäft rief mich an und sagte fassungslos: Sein Handy liegt hier in einer Schublade. Dann hat er es mir gebracht.«
    »Und sonst geht Achmed ohne Handy noch nicht einmal auf den Lokus«, knurrte Müller.
    Nour nickte. »Kennst du die Frau?«
    Müller spürte eine plötzliche Wut, die wie ein kalter Klumpen in seinem Bauch saß.
    »Es ist keine Frau, Nour. Du kannst mir glauben, dass es keine Frau ist. Das wüsste ich, das hätte er mir gesagt.«
    »Aber das passt doch alles, er lässt sein Handy hier, damit ich ihn nicht erreichen kann.« Sie beugte sich nach vorn und weinte ganz still.
    »Weißt du was«, sagte Müller, »ich könnte deinem Mann in den Arsch treten, verdammt noch mal.«
    »Also stimmt es?«
    »Es ist keine Frau, Nour. Er liebt dich, er hat mir das hundertmal gesagt.«
    »Was ist es dann? Und wieso

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