Ein guter Mann: Roman (German Edition)
es.
Hier in Berlin ist etwas passiert, mit dem ich nicht gerechnet habe. Ein paar Tricks mit dem Laptop hieß es, solle ich machen, ein paar chemische und physikalische Kleinigkeiten aus dem Internet ziehen. Ich dachte: Es läuft auf eine kleine Erpressung hinaus, auf ein gigantisches Gelächter, auf irgendetwas Festliches wie den donnernden Shakespeare im alten London. Und der Mann hat es auch so formuliert. Er hat gesagt: Ich will meinen Landsleuten richtig Beine machen. Sie sollen aufhören zu jammern und endlich beginnen zu gehorchen. Er erklärte: Ich will nicht ernst machen, kein Blutvergießen, niemandem wird ein Haar gekrümmt. Den Spaß, hat er gesagt, will ich mir etwas kosten lassen, und du, mein Lieber, bist mein technischer Direktor.
Na ja, und da war das Geld. Ich hätte nachdenklich werden müssen, aber ich habe gedacht: Er hat so viel Geld, da kommt es ihm nicht so darauf an. Aber kaum war ich hier, habe ich verstanden, dass es blutiger Ernst ist. Ich sollte meinen Laptop mitbringen, aber nicht ins Internet gehen. Keine Spielerei am Rande, nichts Privates! Dein Laptop, so sagte er, ist unsere Geheimwaffe in den Händen eines Künstlers. Bewahre ihn auf für einen gigantischen Gag. Und dann benutzte ich diesen Laptop für ein Spielchen nach dem alten Muster: Achmed macht nur einen Scherz. Ich stoppte nur ein Auto, und in Sekunden steckte ich tief in dieser Sache, und ich hatte nicht den Hauch einer Chance, zu flüchten oder auszusteigen. Und dann haben sie meinen Laptop mit einem Vorschlaghammer zertrümmert. Anfangs gab es noch Gelächter, sie haben ihren Wodka wie Wasser getrunken und Scherze gemacht. Jetzt trinken sie immer noch Wodka, aber nur, um schlafen zu können.
Nein, liebe Nour, der Mann macht keine Späße, der Mann ist humorlos. Und wir alle sind seine Opfer.
Ich musste eine Bombe bauen, Nour. Dabei habe ich dauernd überlegt, wie ich diese Leute betrügen kann, wie ich statt des Pulvers irgendetwas anderes auf die Bombe packen könnte. Ich versuchte, Sand zu nehmen, aber Pjotr war genau informiert, und ich hatte keine Chance damit.
Ich denke dauernd an dich, Nour. Wenn ich nicht schlafen kann, denke ich an dich und unsere Jahre miteinander. Ich habe immer diese Minuten am frühen Morgen geliebt, wenn du neben mir im Bett liegst und ganz warm bist und dich streckst und dann deine Arme um mich legst, als müsstest du unbedingt beschützt werden. In Wahrheit schützt du mich. Ich hoffe, dass Allah mir die Sekunden zugesteht, die ich brauche, um an irgendeiner fremden Ecke in diesem fremden Land die Kurve zu kriegen und zu verschwinden.
Irgendwann schlief er ein.
Er wurde wach, weil Pjotr gegen seine Schuhe trat und sagte: »Damaskus, aufstehen! Erklär mir jetzt die Bomben.«
»Okay, okay«, erwiderte Achmed. »Es ist ganz einfach.«
Er rappelte sich hoch, streckte sich und ging zur Werkbank. »Du hast hier zwei identische Sprengkörper, je zwölf Kilo. Insgesamt gibt es vier elektronische Zünder, die du mithilfe deiner Fernsteuerung auslösen kannst. Hast du die Zünder und den kleinen schwarzen Kasten?«
»Klar«, sagte Pjotr.
»Schau, hier habe ich einen Kreis aufgemalt und die Haftbänder ausgespart. Dort kannst du die Zünder reindrücken in das Material. Okay?«
»Ja, kapiert.«
»Hier habe ich dir angezeigt, wo bei den Bomben oben ist. Da steht ein A. Also: Bei null die Zünder reindrücken und A nach oben.«
»Auf welche Entfernung tut es der Impulsgeber?«
»Du kannst ein paar hundert Meter entfernt sein. Ich denke, ab fünfhundert Meter wird es kritisch. Ideal sind rund zweihundert Meter. Dann stört auch ein Gebäude dazwischen nicht. Und du bist in Deckung und kannst verschwinden.«
»Und du hast keine Schweinerei eingepackt?«
»Was für eine Schweinerei?«
»Na ja, irgendetwas, was mich erledigt.«
»Ich bin doch ein Weichei, warum sollte ich das tun?«
»Na ja, weil du wütend bist.«
»Du könntest mir ein Handy geben, dass ich meine Frau anrufen kann.«
»Ich habe keins«, sagte Pjotr. »Niemand von uns hat eins, solange diese Sache läuft.« Er grinste. »Du bist doch der Zauberer bei uns, Damaskus. Du weißt doch: Wer ein Handy hat, ist auch jederzeit auszumachen. Egal, wo er ist.«
»Darüber würde ich an deiner Stelle nachdenken«, regte Achmed an. Ihm war etwas eingefallen. »Sag mal, Pjotr, hast du schon einmal überlegt, warum du als Chef des Unternehmens auch kein Handy hast?«
»Damit niemand herausfindet, wo ich bin.«
»Damit er dich
Weitere Kostenlose Bücher