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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wie Verbrennungen aussahen. Schmerzen spürte er nicht.
    Er malte auf beide Bomben mit schwarzem Filzstift ein großes A. Dann malte er einen Kreis um die Zonen, die für die Zünder vorgesehen waren. Es gab nichts mehr zu tun, er war mit seiner Arbeit fertig.
    Auf der anderen Seite des kleinen Lastwagens schlief Pjotr mit seinen beiden Leuten auf den alten Kornsäcken. Pjotr hatte seine schwere Automatik zwischen beiden Händen liegen, und mit Sicherheit war er fähig, innerhalb einer halben Sekunde aufzuwachen, ein Ziel anzuvisieren und zu töten. Pjotr war ein Tier.
    Achmed war müde und hoffnungslos. Zunächst hatte er angenommen, sein Hilferuf sei gehört worden. Aber nichts war geschehen.
    Er redete ununterbrochen mit Nour, aber sie konnte ihn ja nicht hören.
    Es war morgens um 6 Uhr, die Sonne schien milchig über dem Land, in den Bäumen sangen Vögel.
    Was würde passieren, wenn er sich einfach eine Waffe nahm und Pjotr und die anderen beiden erschoss? Dann würde die große Stille herrschen, und wahrscheinlich würde er sich vor Erleichterung übergeben müssen. Aber er würde frei sein. Er würde den Laster nehmen und nach Berlin fahren. Er hatte Charlies Adresse. Es konnte nicht schwierig sein. Er würde berichten, was er erlebt hatte, er würde Nour anrufen und sagen: Ich komme bald heim!
    Charlie würde alles richten, Charlie war ein Freund. Na sicher, Charlie war ein Spion, und ein guter dazu, aber in erster Linie war er ein Freund, auf den man sich verlassen konnte.
    Achmed ging leise an den drei Männern vorbei und sah Dimitris Sporttasche im Halbdunkel an einer Bretterwand. Er hoffte, dass in der Tasche eine Waffe war, denn als Dimitri starb, hatte er keine bei sich getragen.
    Achmed nahm Dimitris Tasche hoch und ging mit ihr auf die andere Seite des Kleinlasters.
    Die Reißverschlüsse waren laut.
    »Damaskus, du brauchst gar nicht nachzuschauen«, bemerkte Pjotr schläfrig. »Dimitris Waffe ist hier bei mir.«
    »Schade«, sagte Achmed. »Die Bomben sind okay. Soll ich sie dir erklären?«
    »Später«, bestimmte Pjotr. »Hau dich hin und schlaf eine Weile. Wir haben noch viel zu tun.«
    »Ich habe nichts mehr zu tun«, entgegnete Achmed. »Ich bin fertig.«
    »Ja. Aber ich muss dich mitschleppen, also hast du noch genug zu tun.«
    »Lass mich doch einfach laufen«, bemerkte Achmed. »Ich bin nicht gefährlich für dich.«
    »Bist du doch«, sagte Pjotr. »Du bist nämlich ein Schwätzer, Damaskus. Und Schwätzer muss man bewachen.«
    »Ich bin nicht gefährlich«, widersprach Achmed. Er fand es erstaunlich, dass er plötzlich gelassener war. »Ich denke, ich könnte dich nicht einmal töten, wenn ich eine Waffe hätte und du keine. Wieso wirst du eigentlich beim kleinsten Geräusch wach?«
    Pjotr lachte leise. »Ich bin wie eine Katze, Damaskus, ich schlafe niemals richtig.« Dann lachte er lauter. »Es gibt nur eine Position, in der ich wirklich schlafe. Wenn ich auf meiner Frau liege und weiß, dass auch sie wie eine Katze schläft.«
    »Was macht ihr mit den Bomben, Pjotr? Lasst ihr euch ein paar Millionen dafür zahlen, dass sie nicht explodieren?«
    »Nein, so läuft das nicht. Wir haben andere Pläne, ganz andere Pläne. Aber erst einmal müssen wir mit den Dingern nach Berlin rein.«
    »Hast du keine Angst vor Polizeikontrollen oder Straßensperren oder so etwas?«
    »Nein. Aber leg dich hin, Damaskus, und schlaf eine Weile, bis wir abgeholt werden.«
    »Wir werden abgeholt?«
    »Ja. Hau dich hin und sei friedlich, Damaskus.«
    Achmed suchte sich ein paar der Kornsäcke zusammen und lag dann wach und starrte in die dämmrige, blaue Tiefe unter dem Dach der Scheune.
    Nour, das Beste ist, du nimmst die Jungs und verschwindest aus der Stadt, dachte er. Es reicht für mich, wenn du deine Adresse zu Hause lässt, damit ich nachkommen kann. Das Beste ist, du gehst in den Libanon und kaufst dir und den Jungs Flugtickets. Gut gefälschte Ausreisevisa kriegt du bei Ermann, du weißt schon, wen ich meine. Am besten nach Kanada oder auch Neuseeland. Es wäre vielleicht gut, vorher unauffällig ein paar Adressen zu sammeln, damit du weißt, an wen du dich wenden kannst, wenn du dort bist. Überall in der Welt sitzen Syrer, und sie werden froh sein, jemanden zu Gast zu haben, der aus der Heimat kommt. Dann kannst du dich in Ruhe umschauen und deine Entscheidungen treffen. Denk dran, dass dort eine Universität sein muss, weil die Jungs doch studieren sollen.
    Ich komme nach, Nour, ich verspreche

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