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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Adresse auf Zettel, die ich jetzt verteilen lasse. Sie können bald nach Hause gehen.«
    Der Arzt am Kanonenofen stand auf und sagte laut: »Alles klar hier. Kein körperlicher Schaden, aber leichter Schockzustand. Ich vermute, das war die Aufregung.«
    Müller ging hin und sagte zu dem Jungen: »Ich möchte mit dir sprechen.«
    »Ich nicht sprechen«, antwortete der Junge. Er saß mit angezogenen Knien auf dem alten Bretterboden. »Nix deutsch.«
    Müller versuchte es auf Englisch. »Kann ich mit dir reden?«
    »Englisch geht klar«, sagte der Junge und stand auf.
    »Dann komm, wir gehen in die Gaststätte.« Er fragte zu Schneider hinüber: »Wie viel Zeit habe ich?«
    »Zehn Minuten.«
    Der Junge war vielleicht zweiundzwanzig Jahre alt, und er zitterte vor Angst und Aufregung. Er setzte sich ein wenig holprig in Bewegung und legte dabei beide Hände auf den Kopf.
    »Wir sind nicht im Krieg«, sagte Müller. »Du bist ein freier Mann. Nimm die Hände runter.«
    Als der Junge sich setzte, machte Müller eine unvermutet heftige Bewegung, und der Junge zuckte ängstlich zusammen.
    Er hatte ein längliches, sehr blasses Gesicht mit klugen, unruhigen Augen. Seine Hände waren lang, elegant und gepflegt. Seine Kleidung war billig und oben am Hals war sie leicht ausgefranst und mit Schweißflecken durchsetzt.
    »Alles klar«, sagte Müller eindringlich. »Du brauchst keine Angst zu haben. Keine Ausländerbehörde. Mein Name ist Charlie. Wie heißt du?«
    »Vitali.«
    »Aus welchem Land kommst du?«
    »Rumänien.«
    »Wie alt bist du?«
    »Dreiundzwanzig.«
    »Wie lange bist du in Deutschland?«
    »Achtundzwanzig Monate.«
    »Mit einem Touristenvisum? Und das ist natürlich längst abgelaufen?«
    »Ja.«
    »Okay. Vitali, ich brauche Hilfe. Kennst du diesen Mann?« Er ließ ein Foto von Achmed über den Tisch segeln.
    Die Antwort kam sofort und energisch: »Kenne ich nicht.«
    »Arbeit bekommst du von den vier Männern da im Saal?«
    »Ja. Sie werden angerufen, du kannst mich buchen. Ich koste zehn Euro die Stunde.«
    »Und wie viel davon bekommst du?«
    »Vier Euro.«
    »Und du arbeitest mal hier und mal da?«
    »Ja. Meistens in Berlin. Ich mache Gärten und so was. Manchmal passe ich auch auf Kinder auf oder helfe in Restaurants. Was eben so anfällt.«
    »Du weißt, dass radioaktiver Stoff geraubt wurde?«
    »Jeder weiß das. Die Leute haben Angst.«
    »Das stimmt. Hast du in Berlin irgendetwas gehört von einer Gruppe, die etwas mit diesem Stoff zu tun hat?«
    »Nicht direkt.«
    »Was heißt: nicht direkt?«
    »Na ja, man hat gesagt, das wären Russen oder Polen oder Leute aus Georgien. Sie bringen Unglück, sie bringen Gerüchte. Ich habe Russen getroffen, die waren stinksauer deswegen.«
    »Hast du jemals gehört, wo diese Gruppe steckt? Wo sie sich versteckt hält?«
    »Nein. Muss ich jetzt sofort nach Rumänien zurück?«
    »Ich werde versuchen, etwas für dich zu tun, versprochen. Hast du jemals von einem Mitglied dieser Gruppe etwas gehört? Einen Namen? Einen Spitznamen?«
    »Ja. Einer soll Pjotr heißen. Das soll der Chef sein. Aber ich weiß natürlich nicht, ob das stimmt. Dann habe ich von einem Mann gehört, der Dimitri der Riese genannt wird. Aber sonst nichts.«
    »Was sagen die Leute so? Was hat diese Gruppe vor?«
    »Niemand weiß Genaues. Die meisten denken: Die werden eine schmutzige Bombe bauen und dann irgendeinen erpressen. Den Staat. Was weiß ich.«
    »Und niemand hat etwas darüber gesagt, wo diese Leute sich aufhalten?«
    »Sie sagen: Die halten sich da auf, wo du keinen Russen suchst. Aber ich weiß nicht, wo das ist.«
    »Was ist mit Terrorismus?«
    »Na ja, ein paar denken, es sind Terroristen. Aber die meisten glauben, es sind keine Terroristen. Die wollen nur reich werden und wieder verschwinden.«
    Schneider kam aus dem Saal. »Charlie, wir müssen!«
    »Ich habe ein Problem«, sagte Müller. »Mit dem Jungen hier müsste mein Chef dringend reden. Ist das hinzukriegen?«
    »Schwierig. Sollen wir ihn mit einem Dienstwagen nach Berlin schicken? Und du garantierst mir dafür, dass er dann dem LKA oder BKA überstellt wird? Sagen wir: zehn Stunden für euch?«
    »Das wäre gut.«
    »Dann arrangiere ich das schnell. Ich kläre das später mit meinem Chef. Das kann ich verantworten.«
    Müller reichte Vitali die Hand und sagte: »Okay. Du gehst jetzt auf eine kleine Reise nach Berlin. Keine Angst, Vitali. Vielleicht finden wir eine Lösung.«
    Dann rief er Krause an, erreichte ihn nicht und

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