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Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Ein guter Mann: Roman (German Edition)

Titel: Ein guter Mann: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wenn er gerufen wurde, durfte er niemandem je sagen, wohin. Er war Teil einer Elite gewesen. Chancenlos, die Überstunden zu zählen. Das, was wirklich zählte, war der Korpsgeist. Der war beim SEK stärker als jede Verbindung zu einer Frau.
    Es klopfte, und Krause stand in der Tür.
    »Haben Sie ein paar Minuten Zeit?«
    »Natürlich.«
    »Es ist ziemlich denkwürdig, Sie zu sehen, wie Sie sich in einen Kampfanzug der Polizei zwängen, junger Freund. Sie sind beigeordnet, also hinten bleiben und nichts riskieren. Die Leute des SEK wissen, dass Sie ein BND-Mann sind. Es ist ihnen aber nicht klar gesagt worden, weshalb Sie eigentlich dabei sind. Das Ziel ist: mögliche Zielpersonen, den Kobalt-Raub betreffend, festzustellen und unschädlich zu machen. Wir sind in dieser Sache sehr vorsichtig vorgegangen und haben uns beim SEK wie auch beim Bundeskriminalamt mit Leuten zusammengetan, die wir kennen und denen wir vertrauen. Wir haben bewusst darauf verzichtet, den Verfassungsschutz oder den Militärischen Abschirmdienst zu verständigen. Die einfache Begründung: Wir wollen keinerlei Wirbel und schon gar keine Hektik. Und wir wollen undichte Stellen zu den Medien unter allen Umständen auf ein Minimum beschränken. So lange wir kontrollieren können, wem wir was sagen, so lange können wir davon ausgehen, dass die Fährtensuche intensiv, aber ohne jede Hetze durchgeführt wird. Unser Achmed hat viele Fragen aufgeworfen. Eine nur scheinbar deutliche Spur ist das Video vom Fernsehsender Al-Dschasira, worin diesem Land gedroht wird. Im Grunde hängt diese Spur aber genauso in der Luft wie die zu Helmut Breidscheid. Bei Breidscheid haben sich zwar merkwürdige Aspekte ergeben, aber nichts deutet bisher darauf hin, dass er kriminell ist. Er ist ein knallharter, international arbeitender Geschäftsmann, was aber nicht bedeuten muss, dass er Kobalt klauen lässt. Es fehlt bisher jegliches Motiv. Die dreihunderttausend Dollar bei Achmed unterm Bett deuten zwar Skurriles an, aber Beweise irgendwelcher Art, die eindeutig kriminelle Hintergründe haben, konnten wir nicht finden. Die Hinzuziehung von Russen oder Bewohnern ehemaliger Ostblockstaaten ist zwar eindeutig bewiesen, führt aber keinesfalls direkt zu Achmed oder aber zu Breidscheid. Das heißt, uns fehlen die Beweise für irgendwelche handfesten Verbindungen, wir haben einen Brei, ein Durcheinander an Dingen, die eigentlich nicht zueinander passen, aber offensichtlich miteinander zu tun haben. Achten Sie also auf Verbindungsstücke. Wir müssen den Kreis Achmed-Breidscheid-Russen-Kobalt schließen, und ich sage Ihnen ganz offen, dass ich das für ein sehr trübes Gewässer halte. Zuweilen aber kann sich durch ein bisher nicht bekanntes Segment alles zusammenfügen. Achten Sie auf solche Segmente.« Er grinste leicht.
    Müller lächelte. »Ich wollte Ihnen danken, dass Sie bei der Beerdigung waren.«
    »Oh, das war reiner Egoismus. Ich brauche Müller pur, nicht irgendeinen Verschnitt. Ich wollte einfach sehen, wie es Ihnen geht. Goldhändchen wird Ihnen nach Ihrer Rückkehr einiges über Breidscheid verklickern. Der Mann ist ein Phänomen, das verspreche ich. Und jetzt machen Sie es gut. Ich muss mich jetzt meinem Freund vom Mossad widmen. Sie sind schon alle da: das FBI, die CIA, der Mossad und selbstverständlich die Russen. Und das alles zusammen ergibt einen teuflischen Eintopf.« Er lächelte schmal und ging hinaus.
    Dann ging es sehr schnell. Jemand kam herein, sagte: »Mein Name ist Schneider, Vorname Jürgen. Und du bist Karl oder Charlie oder der Kleine, wenn mich nicht alles täuscht.« Er war ein schmaler Zweimetermann mit einem offenen, sympathischen Gesicht. »Ist die Ausrüstung okay?«
    Müller nickte.
    »Gut. Hier ist eine P226 für dich.«
    »Die will ich nicht«, sagte Müller hastig.
    »Du wirst sie nehmen«, bestimmte Schneider. »Du musst sie bei dir tragen. Für den Fall einer Selbstverteidigung. Vorschrift.«
    »Na ja, denn«, murmelte Müller und steckte die Waffe in die Lederschlaufe am Gürtel. »Wir können.«
    »Und bei Kampfhandlungen will ich dich ganz hinten sehen. Hinterm warmen Ofen.«
    »Gut«, nickte Müller.
     
    Der Bus des SEK war ein dunkelblauer Mercedes und vollkommen zivil, nichts ließ Polizei erkennen, nur die Scheiben waren stark getönt. Müller grüßte vage in die Runde und ließ sich auf einen freien Sitz unmittelbar hinter dem Fahrer sinken. Mit dem Fahrer zusammen waren sie jetzt vierzehn Männer, mit Ausnahme von Müller

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