Ein gutes Omen
Platz.«
»Und fir schind
zu dritt«, murmelte Shadwell. Seine linke Hand schloß sich so fest um den Rand
des ausgefransten Polsters, daß die Knöchel weiß hervortraten, und mit der
anderen umklammerte er die Donnerbüchse.
»Ich wiederhole
mich nicht gern, Mister Shadwell.«
»Halt an,
Feib.« Der Hexensucher-Feldwebel seufzte. »Damit ich die Faffe zurechtrücken
kann.«
Madame Tracy
kicherte pflichtbewußt und bremste am Straßenrand.
Shadwell
versuchte ohne großen Erfolg, eine bequemere Position zu finden. Widerstrebend
schlang er die Arme um Madame Tracy – seine Donnerbüchse bildete eine Art
Schild zwischen ihnen.
Zehn Minuten
lang fuhren sie schweigend durch den Regen –
putputputputput –, während ihnen
die im Stau gefangenen Autofahrer neidisch nachsahen.
Madame Tracy
stellte fest, wie sich ihr Blick auf den Tacho richtete, was sie für töricht
hielt, denn er funktionierte schon seit 1974 nicht mehr, und selbst davor hatte
er nicht besonders gut funktioniert.
»Wie
hoch ist unsere Geschwindigkeit Ihrer Meinung nach, werte Dame?« fragte Erziraphael.
»Wieso?«
»Ich
habe den Eindruck, daß wir zu Fuß ein wenig schneller vorankämen.«
»Wenn ich allein auf dem Motorroller sitze, beträgt die Höchstgeschwindigkeit
etwa fünfzehn Meilen in der Stunde. Da uns Mister Shadwell Gesellschaft
leistet, reduziert sie sich vermutlich auf …«
»Vier
oder fünf Meilen«, unterbrach sich
Madame Tracy.
»Ja, ich glaube
schon«, räumte sie ein.
Hinter ihr
hüstelte jemand. »Muscht du mit dieschem höllischen Ding unbedingt scho schnell
fahren?« erklang eine von Entsetzen geprägte Stimme. Shadwell haßte alle Teufel
der Hölle, aber sein besonderer Abscheu galt den Geschwindigkeitsdämonen.
Erziraphael
achtete nicht auf den Feldwebel.
»Was
bedeutet, daß wir Tadfield in knapp fünf Stunden erreichen«, sagte er.
Madame Tracy
zögerte kurz. »Wie weit ist Tadfield eigentlich entfernt?« erkundigte sie sich.
»Etwa
vierzig Meilen.«
»Oh.« Madame Tracy entsann sich an ihre Kühnheit, eine mehrere Meilen
lange Reise zu wagen, um ihre Nichte in Finchley zu besuchen. Doch seitdem nahm
sie den Bus, weil der Motorroller auf dem Rückweg seltsame Geräusche von sich
gegeben hatte.
»Wir
müßten mindestens mit siebzig fahren, um rechtzeitig einzutreffen«, sagte Erziraphael. »Hm, Feldwebel?
Bitte halten Sie sich gut fest!«
Der Motor stotterte weiterhin sein monotones Putputputputputput, aber ein blaues Glühen umhüllte das
zweirädrige Gefährt und seine beiden – Verzeihung, seine drei – Passagiere.
Putputputputputput, und wie von Geisterhand bewegt stieg der
Roller auf, schwankte einige Male unsicher und schwebte schließlich anderthalb
Meter über der Straße.
»Sehen
Sie nicht nach unten, Feldwebel«, riet
Erziraphael.
»… «
erwiderte Shadwell und kniff die Augen zusammen. Seine aschfahle Stirn war
schweißgebadet; er blickte nicht nach unten, er blickte überhaupt nirgendwo
hin.
»Und
ab geht die Post.«
In jedem teuer produzierten Science Fiction-Film gibt es eine Szene,
in der ein Raumschiff auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Es geschieht mit
einem sirrenden Geräusch, das an ein Nudelholz erinnert, das man über eine
Tischkante rollt, begleitet von einer verwirrenden Lichtkaskade, und plötzlich
werden die Sterne zu langen Streifen, und dann ist das Raumschiff weg. Es war
genauso, außer daß es sich anstelle eines zwanzig Kilometer langen Raumschiffs
um einen verblichenen weißen zwanzig Jahre alten Motorroller handelte. Und auch
die speziellen Regenbogenfarbeneffekte fehlten. Und wahrscheinlich machte er
auch nicht mehr als 200 Meilen in der Stunde. Und anstelle eines hohen
Wimmerns, durch alle Oktaven, machte er einfach …
Putputputputput,
das sich in ein jähes WROOOOM verwandelt.
Doch genauso
war es.
Die M25 ist nur noch ein
kreischender, von okkultem Frost heimgesuchter Kreis. An der Anschlußstelle zur
M40 nach London finden sich immer mehr Streifenwagen ein. Seit Crowley vor
ungefähr einer halben Stunde die Überführung passierte, hat sich ihre Anzahl
verdoppelt. Allerdings nur auf der M40-Seite – kein einziger Wagen verläßt
London.
Abgesehen von
den Polizisten sind auch noch etwa zweihundert andere Personen zugegen und
beobachten die M25 durch Ferngläser. Zu ihnen gehören Repräsentanten des
britischen Militärs, Fachleute vom Bombenräumtrupp, MI 5, MI 6, die
Spezialabteilung und die CIA.
Hinzu kommt ein
Mann, der Hot Dogs verkauft.
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