Ein gutes Omen
den
hinteren Reifen zu beißen.
Etwas klackte,
und Pepper sauste über die Zufahrt vor dem Haus ihrer Eltern. Man wußte sofort,
daß es sich nur um Peppers Fahrrad handeln konnte. Ein Stück Pappe, gehalten
von einer Klammer, knatterte in den Speichen. Die Katzen von Lower Tadfield
hatten längst gelernt, sich irgendwo zu verstecken, wenn sie das Rattern
hörten.
»Wir können
durch Drovers Lane und dann durch Roundhead Woods abkürzen«, schlug Pepper vor.
»Dort ist
bestimmt alles voller Schlamm«, gab Adam zu bedenken.
»Ja, du hast
recht«, räumte das Mädchen ein. »Da drüben wird alles total matschig, kaum daß
es mal ein paar Tropfen regnet. Fahren wir doch durch die Kreidegrube! Da ist
es immer trocken, wegen der Kreide. Und danach geht’s am Rieselfeld vorbei.«
Brian und
Wensleydale schlossen zu Adam und Pepper auf. Wensleys Rad war pechschwarz,
glänzte und wirkte wie neu. Brians Modell mußte einmal weiß gewesen sein, aber
bedauerlicherweise hielt er nichts davon, es zu putzen.
»Ich find’s
blöd, den alten Flugplatz Militärbasis zu nennen«, sagte Pepper. »Ich war am
Tag der offenen Tür dort und habe überhaupt keine Bomben oder Raketen gesehen.
Nur Tasten und Bildschirme und langweilige Blaskapellen.«
»Ja«,
bestätigte Adam.
»Tasten und
Bildschirme und Blaskapellen sind nicht besonders militärisch«, stellte Pepper
fest.
»Kommt ganz
drauf an«, murmelte Adam. »Zumindest mit Tasten und Bildschirmen läßt sich eine
Menge anstellen.«
»Ich habe einen
Physikkasten zu Weihnachten bekommen«, warf Wensleydale ein. »Mit lauter
elektrischen Teilen und so. Jede Menge Tasten und Schalter. Man kann sich
daraus ein Radio bauen, das leise piept.«
»Nun«, sagte
Adam langsam, »ich dachte eher an bestimmte Leute, die das weltweite
militärische Kommunikationsnetz manipulieren und allen Computern befehlen, mit
dem Krieg zu beginnen.«
»Donnerwetter!«
entfuhr es Brian. »Das wäre verdammt bösartig. «
»Und ob«, stimmte ihm Adam zu.
Wer Vorsitzender eines
Bürgervereins ist, nimmt sehr verantwortungsvolle Aufgaben wahr.
R. P.
Tyler – klein, gutgenährt und zufrieden – marschierte an der Landstraße
entlang, begleitet von Knuddel, dem Zwergpudel seiner Frau. R. P. Tyler
kannte den Unterschied zwischen Richtig und Falsch; bei ihm gab es keine
moralischen Grauzonen irgendwelcher Art. Doch seine Zufriedenheit gründete sich
nicht nur darauf, daß er jederzeit Richtig und Falsch voneinander zu
unterscheiden vermochte. Er hielt es auch für seine Pflicht, den Rest der Welt
darauf hinzuweisen.
R. P.
Tyler neigte keineswegs dazu, an irgendeiner Straßenkreuzung oder im Park auf
ein improvisiertes Podium zu klettern und feurige Reden zu halten. Nein, er
hatte ein anderes Forum gewählt: die Leserbrief-Rubrik des Tadfield-Kurier. Wenn der Baum eines Nachbarn rücksichtslos
genug war, Blätter in R. P. Tylers Garten fallen zu lassen, so harkte R. P.
Tyler sie sorgfältig zusammen und verstaute sie in einem Karton, den er dann
mit einer kurzen Protestnote vor die Tür des betreffenden Nachbarn stellte.
Wenn er Kinder oder Jugendliche entdeckte, die auf der Dorfwiese saßen, sich
laute Musik anhörten und herumalberten, so zögerte er nicht, ihr verwerfliches
Verhalten zu kritisieren. In solchen Fällen ertönte meistens spöttisches
Gelächter, das jedoch bald hinter R. P. Tyler verklang, weil er eiligen
Schrittes nach Hause zurückkehrte, um einen neuen Brief an den Tadfield-Kurier zu schreiben, den Niedergang der Moral zu
brandmarken und mit ausgefeiltem Stil die Jugend von heute zu beschreiben.
Seit seiner
Pensionierung im letzten Jahr wurden die zeitlichen Abstände zwischen den
Briefen immer kürzer, und schließlich sah sich der Tadfield-Kurier außerstande, sie alle zu veröffentlichen. Bevor
er seinen abendlichen Spaziergang begann, hatte R. P. Tyler folgende Sätze
zu Papier gebracht:
Sehr geehrte
Herren,
mit großem
Kummer muß ich zur Kenntnis nehmen, daß es die Redakteure der modernen
Nachrichtensendungen nicht mehr für nötig halten, ihre Zuhörer mit angemessener
Sorgfalt zu informieren, was mir um so bedenklicher scheint, da wir, die
Steuerzahler, für ihr Gehalt aufkommen … Man denke in diesem Zusammenhang
nur an die vielen Zweige und Blätter auf Straßen und Gehsteigen. Haben sie denn
überhaupt nicht an die Reinigungsrechnung gedacht, als sie uns den Sturm
schickten? Der Gemeinderat muß alle notwendigen Gelder bereitstellen, und wir,
die Steuerzahler,
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