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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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sind
durchnäßt, verwirrt und verärgert. Mit der Ausnahme eines Polizeibeamten, der
nicht nur durchnäßt, verwirrt und verärgert ist, sondern auch verzweifelt.
    Er seufzte
gerade. »Hören Sie, von mir aus können Sie glauben, was Sie wollen. Ich weiß
nur, was ich gesehen habe. Es handelte sich um einen alten Wagen, einen Rolls
oder Bentley, ’n echtes Vorkriegsmodell, jawohl, und das Ding schaffte es über
die Brücke.«
    Einer der
Militärtechniker schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Nach unseren Instrumenten
beträgt die Temperatur im Bereich der M25 etwa siebenhundert Grad Celsius.«
    »Beziehungsweise
hundertvierzig Grad unter null«, fügte sein Assistent hinzu.
    »Beziehungsweise
hundertvierzig Grad unter null«, bestätigte der ranghöhere Techniker. »Diesen
Punkt haben wir noch nicht eindeutig geklärt. Vermutlich geht der scheinbare
Widerspruch auf eine Fehlfunktion unserer Meßinstrumente zurück.* [* Womit er durchaus
recht hatte. Es gab kein Thermometer auf Erden, das man dazu bewegen konnte,
gleichzeitig 700 °C und –140 °C anzuzeigen – und genau das war die
richtige Temperatur.] Tatsache
bleibt jedoch, daß wir nicht einmal einen Hubschrauber über die M25
hinwegfliegen lassen können, ohne ihn anschließend aus unseren Bestandslisten
streichen zu müssen. Daher frage ich mich, wie es irgendeinem Oldtimer gelungen
sein soll, die Brücke unbeschädigt zu überqueren.«
    »Ich habe nicht
behauptet, daß der verdammte Wagen unbeschädigt geblieben ist«, erwiderte der
Polizist und dachte ernsthaft daran, den Dienst zu quittieren und Kompagnon
seines Bruders zu werden, der sich vorzeitig in den Ruhestand zurückgezogen und
mit einer Hühnerzucht begonnen hatte. »Er ging in Flammen auf. Und fuhr
trotzdem weiter.«
    »Verlangen Sie
wirklich von uns, daß wir so etwas glauben«, begann jemand.
    Er unterbrach
sich, als ein fast schrilles, sonderbares und geradezu unheimliches Heulen
ertönte. Es klang so, als spiele jemand tausend gläserne und nicht richtig
gestimmte Mundharmonikas. Es hörte sich an, als gäben die Moleküle der Luft
schmerzerfüllte Schreie von sich.
    Und wroooom.
    Das Etwas raste in einer Höhe von rund zehn Metern über die erstaunte
Menge hinweg, umhüllt von dunkelblauem Leuchten, das am Rand rötlich
schimmerte: ein grauweißer Motorroller, gesteuert von einer Frau in mittleren
Jahren, die einen rosaroten Helm trug. Der zwergenhafte Mann auf dem Soziussitz
klammerte sich an ihr fest. Ein dunkelgrüner Sturzhelm gewährte ihm
zweifelhaften Schutz, und sein fleckiger Regenmantel flatterte im Wind. Der
Roller flog so hoch und schnell, daß die an den Boden gebundenen Zuschauer
nicht sehen konnte, wie fest Shadwell die Augen zukniff.
    Die Frau
schrie. Und sie schrie folgendes:
    »Gerrronnnimooooo!«
    Newt wies häufig voller
Stolz auf einen wichtigen Vorteil seines Wagens hin: Selbst wenn die Karosserie
des Wasabi erheblich in Mitleidenschaft gezogen war – man sah es ihr kaum an.
Er mußte Dick Turpin immer wieder auf den Seitenstreifen lenken, um heruntergefallenen
Zweigen und Ästen auszuweichen.
    »Jetzt sind
alle Zettel aus dem Karteikasten gefallen«, klagte Anathema.
    Das Auto
wackelte auf die Straße zurück, irgendwo unter dem Handschuhfach ertönte ein
dünne Stimme: »Öldluckalalm.«
    »Es dauert eine Ewigkeit, um sie
zu sortieren«, stöhnte die junge Frau.
    »Das ist gar
nicht nötig«, sagte Newt grimmig. »Wähl einfach irgendeinen aus. Es spielt
keine Rolle, für welchen du dich entscheidest.«
    »Was soll das
heißen?«
    »Nun, wenn
Agnes recht hat, wenn wir aufgrund ihrer Prophezeiungen unterwegs sind …
Dann muß jeder Zettel,
den du jetzt zur Hand
nimmst, wichtig sein. Das ist logisch.«
    »Das ist nicht
logisch, sondern völliger Unsinn.«
    »Ach,
tatsächlich? Du bist hier, weil sie es geweissagt hat. Übrigens: Hast du dir schon überlegt, mit
welchen Worten wir den Colonel ansprechen sollen? Falls man uns überhaupt zu
ihm läßt, was ich bezweifle.«
    »Wenn wir
vernünftige Argumente vortragen …«
    »Hör mal, ich
kenne solche Orte. An den Toren halten hünenhafte Soldaten Wache, die nicht aus
Fleisch und Blut bestehen wie wir, sondern aus Granit. Und sie tragen weiße
Helme und sind mit echten Waffen ausgerüstet, die mit echten Kugeln aus echtem
Blei schießen. Solche Projektile hinterlassen ein häßliches Loch in der Brust
und bleiben nicht etwa im Leib stecken, nein, sie durchdringen ihn ganz,
prallen von irgendeiner Wand ab und kehren

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