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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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moralischen Argumenten den
nötigen Nachdruck verleihen. Wenn sie sich in der richtigen Hand befinden.«
    »Ach,
tatsächlich?« Die Finger des Dämons tasteten schlangenartig übers Metall. »Na
schön. Dann komm jetzt.«
    Er ließ die
Pistole auf den immer noch ohnmächtigen Tompkins fallen und marschierte über
den feuchten Rasen.
    Die breite
Eingangstür des großen Gebäudes war nicht verschlossen. Crowley und Erziraphael
betraten den Flur und entdeckten einige untersetzte junge Männer. Sie saßen im
einstigen Refektorium des Schwatzhaften Ordens, trugen militärische Overalls
(mit Farbflecken) und tranken Kakao. Einige winkten den beiden Neuankömmlingen
fröhlich zu.
    Auf der
gegenüberliegenden Seite des Saals stand nun ein recht beeindruckend und
geschäftsmäßig wirkender Empfangstresen. Daneben bemerkte Erziraphael ein
Aluminiumgestell, das ein großes Schild trug.
    Kleine
Plastikbuchstaben bildeten folgende Worte: 20. und 21.
August – Holdings [Holdings]; einführende Kampfschulung.
    Crowley griff unterdessen nach einem Werbeprospekt. Es enthielt bunte
Bilder des Anwesens, pries die Sauna und den überdachten, beheizten
Swimmingpool. Die Rückseite bot dem aufmerksamen Betrachter eine für jedes
Konferenzzentrum typische Karte dar. Sie wissen schon: Der Maßstab ist auf
raffinierte Art und Weise falsch, um darauf hinzuweisen, daß man den Ort von
jeder Autobahnausfahrt in Großbritannien erreichen kann. Das Labyrinth aus
schmalen, kurvenreichen Landstraßen auf allen Seiten wird taktvoll verschwiegen.
    »Das falsche
Haus?« fragte Erziraphael.
    »Nein.«
    »Die falsche
Zeit?«
    »Ja.« Crowley
blätterte in der Broschüre und hoffte entgegen aller teuflischen Vernunft,
irgendeinen Hinweis auf den Schwatzhaften Orden der Heiligen Beryll zu finden. Wahrscheinlich
waren die Nonnen unmittelbar nach dem Austausch der Babys aufgebrochen, um sich
an einem anderen Ort niederzulassen – immerhin hatten sie ihre Pflicht erfüllt.
Crowley zischte leise und stellte sich vor, wie Mutter Oberin und ihre
Gefährtinnen durch Südamerika zogen und versuchten, Christen zu bekehren. Wie
dem auch sei … Manchmal gab es in solchen Werbeprospekten eine kurze
historische Übersicht. Wer Konferenz- und Schulungszentrum für ein Wochenende
mietete, um dort Interaktive Personalanalysen und Strategische
Marketing-Planungen stattfinden zu lassen, fand Gefallen an der Vorstellung,
daß sich genau das gleiche Gebäude (sah man von mehreren Totalrenovierungen,
einem Bürgerkrieg und zwei mittelschweren Feuersbrünsten ab) im Besitz eines
elisabethanischen Finanziers befunden hatte, der es in einem akuten Anfall von
Großzügigkeit stiftete, woraufhin es zu einem Seuchenlazarett umfunktioniert
wurde.
    Sätze wie ›Bis
vor elf Jahren diente das Gut als Kloster für einen Orden satanischer Nonnen,
die eigentlich gar nicht so böse waren und sich nur darauf beschränkten, ein
neugeborenes Kind gegen den Antichristen auszutauschen‹ fehlten in der Werbeschrift.
    Ein dicklicher
Mann – er trug einen beigefarbenen Tarnanzug, wie er sich für Wüsten eignete –
näherte sich Erziraphael und Crowley.
    »Wer gewinnt?«
fragte er kameradschaftlich und trank Kaffee aus einem Plastikbecher. »Wissen
Sie, der junge Evanson von Entwurf und Entwicklung hat mir ein Ding am Ellbogen
verpaßt.«
    »Wir verlieren
alle«, erwiderte Crowley geistesabwesend.
    Draußen knallte
es, und es klang überhaupt nicht nach Hochgeschwindigkeitsfarbklecksen. Es war
vielmehr das unheilverkündende Donnern von aerodynamisch geformtem Blei, das
sich extrem schnell bewegte.
    Kurz darauf
ertönte ein neuerliches Peng-peng.
    Die ausgeschiedenen Soldaten starrten sich groß an. Einmal mehr
krachte es, und ein ziemlich häßliches viktorianisches Fenster neben der Tür
splitterte. Dicht über Crowleys Kopf bildete sich ein Loch in der Wand. Mörtel
rieselte herab.
    Erziraphael
griff nach dem Arm des Dämonen.
    »Was zum Teufel
bedeutet das?« fragte er scharf.
    Crowley grinste
wie eine Schlange.
    Nigel Tompkins kam mit
leichten Kopfschmerzen und einer Gedächtnislücke zu sich. Was er nicht wußte:
Wenn ein bestimmter Anblick so schrecklich ist, daß der Mensch ihn nicht
ertragen kann, entwickelt das Gehirn die erstaunlich gute Fähigkeit des
schnellen Vergessens. Also schob er es auf einen Kopftreffer durch ein
Farbgeschoß.
    Er spürte, daß
seine Waffe ein wenig schwerer war als vorher, aber er machte sich keine
Gedanken darüber – bis er auf Norman Wethered

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