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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Sie hätten nur gelacht und versucht, Ihnen Bastkörbe oder ein
aus Muscheln bestehendes Panorama der Bucht zu verkaufen. Nun, das war damals.
    Inzwischen hat
sich die Situation verändert.
    Eine
religiös-politische Kontroverse, die vier kleine und eigentlich völlig
unbeteiligte Festlandstaaten betrafen, sorgte dafür, daß unter den
Inselbewohnern drei untereinander verfeindete Gruppen entstanden. Dem Konflikt
fielen schon nach kurzer Zeit die Statue der Jungfrau Maria (auf dem Marktplatz
der größten Ortschaft) und der Tourismus zum Opfer.
    Red Zuigiber
saß in der Bar des Hotel de Palomar del Sol und nippte an einem Cocktail. In
der einen Ecke spielte ein müder Pianist, und ein Kellner mit Toupet krähte ins
Mikrofon:
    »ÄÄÄÄÄÄÄhhs
war-’n-mal-’n-kleines
    Waaaiiißes
Pfärdchen.
    UUUUUUUhhnd
jeder saaagte
    DAAAAAAhhs ist
aber ein hüüüüübsches
    Waaaiiißeds
Pfärdchen …«
    Jemand sprang durchs
Fenster. Ein Messer steckte ihm zwischen den Zähnen; in der rechten Hand hielt
er eine Kalaschnikow, in der linken eine Granate.
    »Ik beschaahe
dieded Hoel …« Der Mann zögerte, nahm das Messer aus dem Mund und begann
noch einmal von vorn. »Ich beschlagnahme dieses Hotel im Namen der
protürkischen Befreiungsfront!«
    Die beiden
letzten Touristen* [* Mr. und Mrs.
Thomas Threlfall, Paignton, Ulmenstraße 9. Sie vertraten die Ansicht, einer der
großen Vorteile des Urlaubs bestehe darin, daß man sich weder Nachrichtensendungen
im Radio anhören noch die Zeitung lesen mußte. Während der ersten Tage
übertrieben es Mr. und Mrs. Threlfall mit dem Sonnenbaden, und daraufhin
blieben sie anderthalb Wochen lang in ihrem Zimmer. Sie hatten einen recht
ungünstigen Zeitpunkt gewählt, um die Bar aufzusuchen.] auf der Insel krochen unter den Tisch.
    Red nahm
unbekümmert die Maraschinokirsche aus dem Glas, hob sie an scharlachrote Lippen
und saugte sie langsam vom Stäbchen. Einigen Männern, die sie dabei
beobachteten, brach der kalte Schweiß aus.
    Der Pianist
stand auf, griff ins Klavier und holte eine mindestens zwanzig Jahre alte
Maschinenpistole hervor. »Dieses Hotel ist bereits von der progriechischen
Territorial-Brigade übernommen worden!« schrie er. »Eine falsche Bewegung, und
ich knalle dir die Grütze aus dem Hirn!«
    An der Tür
bewegte sich etwas. Ein großes Individuum mit schwarzem Bart, goldenem Lächeln
und einer antiquierten Gatling stand dort, begleitet von mehreren ebenso
hünenhaften, wenn auch weniger eindrucksvoll bewaffneten Männern.
    »Dieses
strategisch wichtige Hotel, seit Jahren ein Symbol für das
faschistisch-imperialistische, türkisch-griechische und dreimal verfluchte
Fremdenverkehrsgewerbe, gehört nun den italo-maltesischen Freiheitskämpfern!«
donnerte der Riese freundlich. »Und jetzt bringen wir alle Anwesenden um!«
    »Welch ein
Unsinn!« erwiderte der Pianist. »Dieses Hotel ist keineswegs strategisch
wichtig. Es hat nur einen gut bestückten Weinkeller!«
    »Das stimmt,
Pedro«, sagte der Mann mit der Kalaschnikow. »Darum sind meine Leute so scharf
darauf. Il General Ernesto de Montoya sagte zu mir: Fernando, sagte er, der
Krieg dauert höchstens bis Samstag, und dann wollen die Jungs sicher ein wenig
Spaß haben. Geh mal kurz zum Hotel de Palomar del Sol und erheb offiziellen
Beuteanspruch darauf, in Ordnung?«
    Der Bärtige
lief rot an. »An der verdammten strategischen Wichtigkeit kann überhaupt kein
Zweifel bestehen, Fernando Chianti! Ich habe eine Karte von der Insel
gezeichnet, und das Hotel befindet sich genau in der Mitte. Dadurch bekommt es
eine enorme strategische
Bedeutung, das versichere ich dir.«
    »Ha!«
entgegnete Fernando. »Genausogut könntest du behaupten, daß Little Diegos Haus
strategisch wichtig ist, nur weil man von dort aus auf den dekadent-kapitalistischen
Oben-ohne-Strand blicken kann!«
    Der Pianist
senkte verlegen den Kopf. »In jenem Gebäude hat unsere Gruppe heute morgen
einen Stützpunkt eingerichtet«, sagte er.
    Stille folgte.
Seide knisterte leise. Red hatte gerade die Beine übereinandergeschlagen.
    Der Adamsapfel
des Pianisten hüpfte auf und ab. »Nun, das Haus hat eine große strategische Bedeutung«, brachte er hervor und versuchte,
der Frau auf dem Barhocker keine Beachtung zu schenken. »Ich meine, wenn
irgendwelche U-Boote den Strand ansteuern, kann man sie rechtzeitig sehen.«
    Schweigen.
    »Es ist
strategisch weitaus wichtiger als dieses Hotel«, fügte der Pianist hinzu.
    Pedro hüstelte.
Es klang

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