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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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unheilverkündend. »Wer jetzt noch etwas sagt. Und damit meine ich irgend
etwas. Ist tot.« Er grinste. Hob die Waffe. »Na
schön. Und jetzt. Alle an die Wand.« Niemand rührte sich von der Stelle.
Niemand hörte ihm zu. Die akustische Aufmerksamkeit der Anwesenden galt einem
leisen monotonen Brummen im Flur hinter Pedro.
    Eine gewisse
Unruhe erfaßte die Begleiter des Bärtigen. Die Männer gaben sich alle Mühe,
nicht zur Seite zu weichen, aber das Brummen war wie ein Keil, der sich mit
hartnäckiger Beharrlichkeit zwischen sie schob. Kurz darauf erklangen erste
verständliche Worte. »Entschuldigt bitte, Jungs, toller Abend, was? Meine Güte,
bin dreimal rund um die Insel gefahren, ständig auf der Suche nach dem Hotel,
hier hält man wohl nicht viel von Wegweisern, wie? Na, jetzt hab ich’s ja
gefunden. Mußte viermal anhalten und fragen, schließlich dachte ich mir, warum
versuchst du’s nicht im Postamt?, die Leute im Postamt wissen immer Bescheid,
sie malten einige Striche auf ein Blatt Papier, sollen wohl Straßen sein, tja,
und nun bin ich hier …«
    Die Stimme
bekam einen Körper, der sich mit der Geschmeidigkeit eines Aals durch die Masse
aus Bewaffneten wand. In der Bar erschien ein kleiner Mann mit Brille, blauer
Uniform und einem schmalen, recht langen und sorgfältig verschnürten Paket.
Sein einziges Zugeständnis ans Klima bestand in braunen Plastiksandalen, doch
dicke grüne Wollsocken deuteten darauf hin, daß er ausländischem Wetter mit
tief empfundenem Mißtrauen begegnete.
    An seiner
spitzen Mütze bildeten große weiße Buchstaben folgende Worte: Internationaler
Expreßdienst.
    Der kleine Mann hatte weder Pistolen noch Messer, aber niemand
stellte sich ihm in den Weg. Pedro, Fernando und der Pianist richteten nicht
einmal ihre Waffen auf den Postboten, starrten ihn nur groß an.
    Der Zwerg sah
sich im Zimmer um, musterte die Anwesenden der Reihe nach und blickte auf ein
Klemmbrett. Dann näherte er sich Red, die noch immer an der Theke saß. »Ein
Päckchen für Sie, Miß«, sagte er.
    Red nahm es
entgegen und begann damit, die Schnüre zu lösen.
    Der Kurier vom
Internationalen Expreßdienst hustete diskret und reichte der Journalistin
sowohl einen abgegriffenen Quittungsblock als auch seinen gelben
Kugelschreiber. »Sie müssen dafür unterschreiben, Miß. Hier. Ihren vollen Namen
in Blockbuchstaben. Und dort die Unterschrift.«
    »Wie Sie
wünschen.« Red kritzelte etwas Unleserliches auf den Block und fügte
anschließend ihren Namen hinzu. Sie schrieb nicht etwa Carmine Zuigiber,
sondern ein wesentlich kürzeres Wort.
    Der Bote
bedankte sich höflich und kehrte nach draußen zurück. Dies ist wirklich eine
hübsche Insel, sagte er sich unterwegs, ja, wirklich nicht übel, wollte hier
immer mal Urlaub machen, entschuldigt bitte, will nicht länger stören …
    Er verschwand
mit dem gleichen undeutlichen Brummen, das sein Eintreffen angekündigt hatte.
    Red streifte
die letzten Schnüre beiseite. Einige Männer kamen langsam näher, um
festzustellen, was sich in dem Paket befand.
    Es enthielt ein
großes Schwert.
    Die
Journalistin betrachtete es. Es schien sich um ein ganz normales Schwert mit
langer scharfer Klinge zu handeln, und es wirkte nicht nur alt, sondern auch unbenutzt.
Eindrucksvolle Verzierungen und ähnliche Dinge fehlten. Es war kein magisches
Schwert, vielmehr eine mystische Waffe, die Kraft und Macht verkörperte. Der
Zweck dieses Schwerts bestand ganz offensichtlich darin, von energischer Hand
geschwungen und in weiches Fleisch gebohrt zu werden: um möglichst viele
Menschen zu töten oder wenigstens zu verstümmeln. Es strahlte Haß und Gefahr
aus.
    Red schloß eine
perfekt manikürte Hand ums Heft und hob das Schwert. Die Klinge glitzerte.
    »Na schön! «sagte
sie und rutschte elegant vom Hocker. »Endlich.«
    Sie trank ihr Glas aus, stützte das Schwert an die Schulter und sah
die verdutzten Gesichter unmittelbar vor ihr. »Tut mir leid, daß ich euch
verlassen muß«, gurrte sie. »Ich würde gern noch etwas bleiben, um euch besser
kennenzulernen.«
    Die Männer in
der Bar begriffen plötzlich, daß sie nicht den geringsten Wunsch verspürten,
nähere Bekanntschaft mit der Journalistin zu schließen. Sie war schön, ja. Aber
ihre Schönheit ließ sich am besten mit der eines Waldbrandes vergleichen – wer
keinen sicheren Abstand wahrte, konnte sich mehr verbrennen als nur die Finger.
    Red hielt ihr
Schwert und lächelte wie ein Messer.
    Im Zimmer waren
mehrere

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