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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Komma fünf Alpen.* [* Vielleicht
sollte hier erwähnt werden, daß die meisten Menschen kaum über null Komma drei
Alpen (30 Zentialpen) hinauskommen. Adams Glaubenskraft reichte von zwei bis zu
fünfzehntausendsechshundertundvierzig Everests.
    Adam hörte das
Wort ›Umwelt‹ nun zum erstenmal. Die südamerikanischen Regenwälder waren für
ihn ein Buch mit sieben Siegeln, und es bestand nicht einmal aus
Recyclingpapier.
    Er unterbrach
Anathema nur, um ihrer Meinung über Atomkraft zuzustimmen. »Ich habe mal ein
Atomkraftwerk besucht. Es war langweilig. Nirgends stieg grüner Dampf auf, und es gab auch keine Röhren, in
denen es blubberte. So etwas sollte verboten werden. Immerhin kommen die Leute
von weither und sind enttäuscht, wenn überhaupt nichts blubbert. Man sieht nur
Dutzende von Männern, die gar keine Raumanzüge tragen.«
    »Das Blubbern
und so findet statt, nachdem die Besucher gegangen sind«, erwiderte Anathema
grimmig.
    »Ach?« murmelte
Adam.
    »Ich bin dafür,
alle Atomkraftwerke zu schließen und abzureißen.«
    »Geschieht
ihnen ganz recht, wenn sie aufs Blubbern verzichten«, bestätigte Adam.
    Anathema
nickte. Sie versuchte noch immer herauszufinden, was ihr an Adam so seltsam
erschien, und schließlich schnippte sie mit den geistigen Fingern.
    Er hatte keine
Aura.
    Sie war
Expertin für Auren. Anathema konnte sie sogar sehen, wenn sie aufmerksam genug
Ausschau hielt: ein diffuses Glühen, das menschliche Köpfe umhüllte. Einem
Fachbuch hatte sie entnommen, daß die Farbe auf Gesundheitszustand und
Empfinden der betreffenden Personen hinwies. Jeder Mensch besaß eine Aura. Das
heißt: Man besaß sie
nicht, sondern trug sie mit sich herum. Bei gehässigen und verschlossenen Leuten
zeigte sich ein trübes zitterndes Leuchten. Großzügige und kreative Bewußtseine
projizierten eine weitaus stärkere Aura, die sich mehrere Zentimeter vom Körper
entfernen konnte.
    Anathema war
noch nie jemandem begegnet, der keine Aura besaß. Sie beobachtete Adam –
nirgends sah sie auch nur das blasseste Glühen. Trotzdem handelte es sich um
einen fröhlichen, offenen und leicht zu begeisternden Jungen; er schien so ausgeglichen
zu sein wie eine gut balancierte Waage.
    Vielleicht
bin ich einfach nur müde, dachte
Anathema.
    Adam hing
geradezu an ihren Lippen, und die junge Frau empfand es als angenehm, einen so
interessierten Schüler zu haben. Sie lieh ihm einige Exemplare des ›New
Aquarian Digest‹, eines kleinen Magazins, das ein Bekannter von ihr herausgab.
    Es änderte
Adams Leben. Zumindest für den Rest des Tages.
    Zum großen
Erstaunen seiner Eltern ging er früh zu Bett, griff dort nach seiner
Taschenlampe, nahm einen Beutel Zitronenbonbons, zog sich die Decke über den
Kopf und las bis spät in die Nacht. Er lutschte und schmatzte hingebungsvoll,
flüsterte ein gelegentliches »Toll!« oder »Wer hätte das gedacht?«
    Als sich die
Ladung der Batterien erschöpfte, schlug er die Decke zurück, streckte sich aus
und erweckte den Anschein, das von der Decke herabhängende Geschwader von
X-wing™-Kampfflugzeugen zu beobachten. Sie schwangen in einer leichten Brise
hin und her.
    In Wirklichkeit
reichte Adams Blick ins Leere. Seine Phantasie drehte sich wie ein Karussell,
und die Vorstellungskraft bot ihm ein völlig neues Panorama an.
    Diese Sache
unterschied sich von Wensleydales Tante und einem Weinglas. Anathemas
Okkultismus lockte mit einer wesentlich größeren Faszination.
    Außerdem mochte
er die junge Frau. Nun, eigentlich war sie gar nicht jung. Sie erschien ihm
sogar ziemlich alt; immerhin betrug der Altersunterschied … sieben Jahre?
Acht? Oder gar zehn? Aber darauf kam es nicht an. Sie gefiel Adam, und wenn er
jemanden sympathisch fand, versuchte er immer, der betreffenden Person eine
Freude zu bereiten.
    Wie konnte er
dafür sorgen, daß sich Anathema freute?
    Man vermutet
häufig, die Welt werde von großen Bomben, wahnsinnigen Politikern, verheerenden
Erdbeben oder Völkerwanderungen verändert, doch derartige Ansichten sind
inzwischen längst überholt und lassen sich keineswegs mit einer modernen
Denkweise vereinbaren. Immerhin gibt es die sogenannte Chaostheorie, und sie
postuliert folgendes: In Wirklichkeit gehen alle Veränderungen auf subtile,
banal erscheinende Dinge zurück. Wenn im Amazonas ein Schmetterling die
Schwingen ausbreitet, so kann er damit einen Sturm bewirken, der halb Europa
verwüstet.
    Irgendwo in
Adams vom Schlaf heimgesuchtem Bewußtsein schlüpfte ein

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