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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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seines Lebens.
    »Geschieht den
Leuten ganz recht, wenn sie dem Bösen zum Opfer fallen«, murmelte Herr.
    Und dann die Katzen, dachte Hund. Er hatte die große rot-braune Katze
des Nachbarn überrascht und versucht, sie mit finsteren Blicken und dumpfem
Knurren in die Flucht zu schlagen. Bisher war er damit immer erfolgreich
gewesen. Doch diesmal sauste eine mit langen Krallen bewehrte Pfote heran, traf
ihn direkt auf der Schnauze und trieb ihm Tränen in die Augen. Katzen, so fand
Hund, schienen weitaus widerspenstiger und zäher zu sein als verlorene Seelen.
Nun, er plante bereits ein zusätzliches Katzenexperiment, bei dem es darum
ging, umherzuspringen und laut zu bellen. Vielleicht erzielte er damit die
erhoffte Wirkung.
    »Sie sollen
bloß nicht zu mir kommen, wenn sich der alte Picky in einen Frosch oder so was
verwandelt hat«, fügte Adam hinzu.
    Einige Sekunden
später machte er zwei Feststellungen. Erstens: Trauer und Verzagtheit hatten
seine Schritte in Richtung Jasmine Cottage gelenkt. Zweitens: Dort schluchzte
jemand.
    Tränen
gegenüber konnte Adam nie gleichgültig bleiben. Er zögerte kurz, spähte dann
vorsichtig über die Hecke.
    Für Anathema –
sie saß in einem Liegestuhl und hatte inzwischen die Hälfte eines
Kleenex-Päckchens verbraucht – sah es aus wie der Aufgang einer zerzausten
Sonne.
    Adam
bezweifelte die Hexennatur der Neuen. Seine Phantasie zeigte ihm ein sehr
deutliches Bild von Hexen. Die Youngs beschränkten sich auf die einzige bessere
Sonntagszeitung im Handel, und somit mußte Adam auf hundert Jahre aufgeklärten
Okkultismus verzichten. Anathema hatte weder eine krumme Nase noch Warzen.
Außerdem war sie jung. Nun, relativ jung.
    Allein dieser
Umstand genügte. Sein Mißtrauen hob die Schultern, schloß die Augen und schlief
ein.
    »Hallo«, sagte
er und richtete sich auf.
    Anathema putzte
sich die Nase und starrte ihn an.
    Vielleicht
sollte hier beschrieben werden, was sich hinter der Hecke ihren Blicken darbot.
Sie sah etwas, das man mit einem vorpubertären griechischen Gott vergleichen
konnte. Oder vielleicht mit einer Bibelillustration, die muskulöse Engel bei
einer moralisch überaus gerechtfertigten Rauferei zeigte. Ein solches Gesicht
gehörte nicht ins zwanzigste Jahrhundert. Goldene glänzende Locken umrahmten es. Michelangelo wäre begeistert gewesen und hätte
sofort nach Hammer und Meißel gegriffen. Oder vielleicht nach Pinsel und
Palette.
    Man stelle sich
die Skulptur (oder das Gemälde) vor – ohne ausgetretene Turnschuhe, zerfranste
Jeans und das fleckige T-Shirt.
    »Wer bist du?«
fragte Anathema.
    »Adam Young«,
erwiderte der Junge. »Ich wohne weiter unten an der Straße.«
    »Oh, ja«, sagte
die junge Frau und betupfte sich die Augen. »Ich habe schon von dir gehört.«
    Adam lächelte
stolz.
    »Mrs. Henderson
sagt, ich soll auf alles gefaßt sein, was dich betrifft«, fügte Anathema hinzu.
    »Ich bin hier
gut bekannt«, meinte Adam.
    »Sie sagt, du
bist geboren, um am Galgen zu enden.«
    Adam grinste.
Wer als berüchtigt galt, bedauerte es vielleicht, keinen Ruhm zu genießen. Aber
so etwas war immer noch besser, als in namenloser Vergessenheit zu leben.
    »Sie sagt, du
seiest mit Abstand der Schlimmste der Sie«, fuhr Anathema etwas fröhlicher
fort. Adam nickte.
    »Sie sagt:
›Passen Sie auf die Bälger auf. Planen ständig irgendwelchen Schabernack. Der
junge Adam kommt ganz auf den Alten Adam raus.‹«
    »Warum haben
Sie geweint?« fragte Adam geradeheraus.
    »Wie?«
entgegnete Anathema. »Oh, ich habe etwas verloren. Ein Buch.«
    »Ich helfe
Ihnen beim Suchen, wenn Sie möchten«, bot sich Adam galant an. »Über Bücher
weiß ich Bescheid. Einmal habe ich sogar selbst eins geschrieben. Ein tolles
Ding. Fast acht Seiten lang. Es ging um einen Piraten, der ein berühmter
Detektiv war. Und ich habe
auch Bilder dazu gemalt.« Adam entschied sich zu einer großzügigen Geste. »Sie
können es gern lesen. Ich wette, es ist viel interessanter als irgendwelche
Bücher, die Sie verloren haben. Insbesondere die Stelle im Raumschiff, als der
Dinosaurier sein Versteck verläßt und die Cowboys angreift. Sie sind bestimmt
begeistert von meinem Buch. Brian hat’s gelesen und sagt, er sei noch nie so
begeistert gewesen.«
    »Danke. Ich bin
sicher, dein Buch ist das beste aller Bücher.« Womit Anathema Adams ewige
Freundschaft gewann. »Aber du brauchst mir nicht dabei zu helfen, nach meinem
Buch zu suchen. Ich fürchte, es ist und bleibt verloren.«
    Sie

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