Ein gutes Omen
sie schon die ganze Zeit
über auf der Spur war …
»Was ist das
hier?« fragte Newt.
»Wie?« schrie Anathema, als der Zug ihrer Gedanken
aus dem Gleis geworfen wurde.
Newts
Zeigefinger klopfte auf die Karte.
»Hier steht
›ehemaliger Flugplatz‹. Sehen Sie? Im Westen von Tadfield …«
Anathema
schnaubte. »Von ›ehemalig‹ kann keine Rede sein. Während des Zweiten
Weltkrieges war dort ein Jagdfliegergeschwader stationiert. Seit zehn Jahren
ist der Flugplatz die Luftwaffenbasis von Upper Tadfield. Und bevor Sie Ihre
Frage stellen – die Antwort lautet nein. Ich hasse militärische Stützpunkte,
aber der Kommandeur ist weitaus vernünftiger, als Sie es jemals sein werden.
Seine Frau beschäftigt sich mit Yoga. Das stelle man sich einmal vor …«
Sie schüttelte den Kopf.
Nun gut. Woran
hatte sie gerade gedacht? An die Kinder.
Ja, die Kinder …
Sie wagte sich
auf mentales Glatteis, rutschte prompt aus und fiel auf einen weitaus
persönlicheren Gedanken. Eigentlich war Newt ganz in Ordnung. Sie mußte den
Rest ihres Lebens mit ihm verbringen, aber ihm blieb bestimmt nicht genug Zeit,
ihr auf die Nerven zu gehen.
Im Radio sprach
jemand über südamerikanische Regenwälder.
Und zwar über
neue.
Draußen begann
es zu hageln.
Kleine Geschosse aus Eis
zerfetzten die Blätter neben und über den Sie, als Adam seine Gefährten in den
Steinbruch führte.
Hund trippelte
mit eingezogenem Schwanz hinterher und winselte.
Das
ist einfach nicht richtig, dachte Hund. Ich
habe gerade herausgefunden, wie man Rallen jagt, und außerdem hätte ich dem
blöden deutschen Schäferhund auf der anderen Straßenseite gern eine Lektion
erteilt. Ach, jetzt wird Er den Weltuntergang einleiten. Anschließend bekomme
ich die glühenden Augen zurück und muß wieder verlorene Seelen jagen. Was hat
das für einen Sinn? Sie wehren sich nicht und sind völlig geschmacklos …
Wensleydale, Brian und
Pepper dachten nicht in so gut zusammenhängenden Begriffen. Sie spürten nur,
daß ihnen gar keine andere Wahl blieb, als Adam zu folgen. Irgend etwas trieb
sie an, und der Versuch, Widerstand zu leisten, hätte zweifellos zu mehrfach gebrochenen
Beinen geführt, mit denen man trotzdem hätte weiterlaufen müssen.
Adam dachte an
überhaupt nichts. Etwas war in seinem Geist aufgebrochen und hatte ihn in
Flammen gesetzt.
Er ließ die
übrigen Sie in der Bude Platz nehmen.
»Hier sind wir
gut aufgehoben«, sagte er.
»Ah«, sagte
Wensleydale. »Glaubst du nicht, daß unsere Eltern …«
»Mach dir
deswegen keine Sorgen«, unterbrach ihn Adam mit fester Stimme. »Ich erschaffe
uns einfach neue. Von jetzt an braucht niemand mehr um halb neun ins Bett. Ihr
könnt so lange aufbleiben, wie ihr wollt. Es ist auch nicht mehr nötig, das
Zimmer aufzuräumen oder so. Und so lästige Sachen wie Schularbeiten gehören der
Vergangenheit an. Überlaßt alles mir. Ich bringe die Welt in Ordnung.« Er
lächelte wie ein Irrer. »Einige meiner Freunde sind hierher unterwegs«,
vertraute er den Sie an. »Sie gefallen euch bestimmt.«
»Aber …«,
begann Wensleydale.
»Denk nur an
die tollen Sachen nachher«, sagte Adam begeistert. »Du kannst ganz Amerika mit
neuen Cowboys, Indianern, Polizisten, Gangstern, Zeichentrickfiguren,
Astronauten und Piraten bevölkern. Das ist doch phantastisch, oder?«
Wensleydale
wechselte einen kummervollen Blick mit Brian und Pepper. Sie dachten an etwas,
das sie selbst unter normalen Umständen nur mit erheblicher Mühe zum Ausdruck
hätten bringen können. In groben Zügen ging es um folgendes: Einmal hatte es
echte Cowboys und Piraten gegeben, und das war wundervoll. Es würde immer
angebliche Cowboys und Piraten geben, und das war ebenfalls prächtig. Aber echte angebliche Cowboys und Piraten, die lebten
und doch nicht lebten, die man einfach verschwinden ließ, wenn man den Spaß an
ihnen verlor – so etwas erschien nicht ganz so wünschenswert. Gewöhnliche
angebliche Cowboys, Piraten, Astronauten und Außerirdische boten den Vorteil,
daß man sich jederzeit in Brian, Pepper und Wensleydale zurückverwandeln
konnte, um dann nach Hause zu gehen.
»Aber vorher«,
sagte Adam finster, »vorher zeigen wir’s ihnen …«
In der Gartenhalle des
Einkaufszentrums stand ein Baum. Er war nicht sehr groß, hatte gelbe Blätter,
und das Licht, das er durch die stark getönten Scheiben erhielt, erfüllte
seinen Zweck nicht. Die Kapillaren des Baums enthielten mehr Drogen als das Blut
eines olympischen
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