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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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schreist du denn immer wie ein Geisteskranker?“ schrie ich ihn giftig zurück
und setzte ihn zu seinem und meinem Schutz auf den Fußboden. Denn wenn er sich
verletzen würde, wäre dies für Michael nur ein willkommener Grund mich zu
vierteilen.
Michi schnaubte entrüstet und zog beleidigt von dannen.
    Das
Kochen der Nudeln dauerte nicht lange, aber das ausgiebige Braten war so
zermürbend, dass ich beschloss die Sache einfach etwas abzukürzen. Mit ein
wenig Glück und bei seiner Fußballbegeisterung, würde er es sicher gar nicht
merken. So stellte ich ihm also die nur zehn Minuten lang gebratenen Nudeln auf
den Tisch. Regungslos saß er breitbeinig in seiner grauen Trainingshose nach
vorn gebeugt auf dem braunen Sofa, während sein Blick gebannt am Fernseher
klebte. Mit seinen filigranen Fingern nahm er  eine einzelne Nudel zur Hand,
ohne mich oder den Teller auch nur anzusehen und steckte sie in den Mund.
Diesmal wollte ich klüger sein und ging sofort zur Tür, doch seine Stimme und
der Teller in seiner ausgestreckten Hand, stoppten mich.              
„Die sind ja gar nicht gebraten!“ schrie er mich verärgert an. „Mach dich an
den Herd, Spock!“          
„Du verdammter Affenarsch!“ schimpfte ich in Gedanken, zeigte aber keine
Regung. Doch in meinem Innern brodelte es. Ich war kurz vorm Explodieren. Die
Genugtuung, dass es ihm gelingen würde mich mit meinen spitzen Ohren
aufzuziehen, wollte ich ihm nicht geben. Obwohl mir die Tränen bereits in den
Augen standen, schluckte ich nur und erinnerte mich an den Satz, der mir in
diesen Situationen schon so oft geholfen hatte: Mit der Faust in der Tasche,
aber mit einem Lächeln im Gesicht… Das mit dem Lächeln war jetzt wirklich zu
viel des Guten, dazu konnte ich mich wirklich nicht mehr durchringen. Aber ich
war schon stolz darauf, wie gut ich mich beherrschen konnte und das verbuchte
ich eindeutig als Sieg auf meiner Seite.
    Mit
einer Miene kalt wie Eis, nahm ich den Teller wieder auf und ging retour.
Während ich beim Braten mit dem Pfannenwender zwischen den Nudeln in der Pfanne
herum stocherte, überlegte ich, den Blick starr auf das Fliesenschild vor mir
gerichtet, welche Krankheit ich ihm an den Hals wünschen könnte. Eine halbe
Stunde und steinharte Nudeln später, sah ich ihn nicht an, als ich den Teller
mit den völlig in Ketchup ertränkten Nudeln direkt vor ihm auf dem Tisch
platzierte. Ich legte die Gabel mit einer gewissen Grazie daneben und säuselte
bittersüß:      
„Guten Appetit!“    
Er verzog keine Miene, kein Wort des Dankes kam über seine Lippen, er starrte
noch immer zum Fernseher, nahm die Gabel in die Hand und aß. Michi saß derweil in
seiner Spielecke im Wohnzimmer auf dem Boden und sprang sofort auf, als er mich
ins Zimmer kommen sah. Er umklammerte mein rechtes Bein, weshalb meine
bittersüße Darbietung jetzt arg ins Wanken geriet. Schnell nahm ich ihn auf den
Arm, um mein Werk nicht vollends zerstören zu lassen. Gemeinsam verließen wir
das Zimmer.  
„Zeit fürs Töpfchen!“ Ich blickte Michi freudestrahlend an. Sein Lächeln
erstarrte. Mit dem kleinen Häkchen verriegelte ich hinter uns die Tür des
winzigen Badezimmers in der gegenüberliegenden Öse. Während Michi auf seinem
Töpfchen saß, wildentschlossen freiwillig nichts von sich zu geben, öffnete ich
die beiden Spiegeltüren des vor mir hängenden Spiegelschrankes und betrachtete
darin kritisch mein Profil. Mit dem Zeigefinger strich ich langsam meiner Nase
bis zur Spitze entlang, genauso wie es Michael immer bei sich tat, wenn er mich
damit aufzog. Nur hob mein Finger am Ende nicht ab.            
Kurz ging ich in mich. Ja, er hatte Recht. Sie sah wirklich aus wie eine
Sprungschanze, daran gab es nichts zu rütteln. Mein Blick wanderte zu meinen
Ohren, die, wie die von Mr. Spock vom Raumschiff Enterprise aussehen sollten.
Tatsächlich sahen sie heute spitzer als gestern aus.            
Ich stöhnte, die entzündeten roten Pusteln auf meiner immer glänzenden Stirn
gaben mir den Rest. Vielleicht hatte Michael ja gar nicht so unrecht mit dem
was er sagte und vielleicht sprach er nur das aus, was sowieso schon alle
dachten. Vielleicht waren mir vorher die spitzen Ohren und die Nase nur nie
richtig aufgefallen...           
Dies war der Tag an dem ich beschloss, mir die Haare in der Öffentlichkeit nie
mehr zu einem Zopf zusammenzubinden.  
Meine Ohren konnte ich unter den

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