Ein Hauch Vanille (German Edition)
nun
sanft ihren Schwung aus. Mir fiel ein Stein vom Herzen, weil unsere rasante
Talfahrt nun endlich ein Ende hatte und so glimpflich von statten ging. Nicht
auszudenken wie es geendet wäre, hätte uns nicht der Fluss, sondern etwas
anderes zum stehen gebracht. Zum Glück konnte der Ball bestens schwimmen, auch
wenn ein paar Mal einige Spritzer Wasser durch den Tunnel hinein kamen, doch dies
war nicht weiter schlimm. Eher eine willkommene Abkühlung, denn in dem
aufgeheizten Ball waren es nun gut dreißig Grad.
Mit der Strömung schwammen wir weiter Flussabwärts. Shane trieb direkt neben
mir und versuchte näher an mich heran zu kommen. Er machte schnelle
Gehbewegungen, aber der Ball drehte sich nur um die eigene Achse und kam kaum
näher. Besorgt sah er zu mir hinüber.
„Alles klar?“ fragte er.
„Außer das ich mir fast vor Angst in die Hosen gemacht hätte, ja!“ schrie ich
ihm entgegen und lächelte etwas gequält. Ich atmete auf, glücklich darüber,
dass alles gerade noch einmal gut gegangen war. Jetzt nur schnell raus aus dem
Ding, dachte ich. Doch seine besorgte Miene änderte sich nicht, auch mein
Lächeln erwiderte er nicht. Verwundert schob ich die Augenbrauen zusammen.
„Was ist?“ rief ich, doch er verstand mich nicht, weil ich nicht laut genug
gerufen hatte. Irgendetwas rief er mir zu, was ich aber wiederum nicht
verstehen konnte, weil ein rauschendes Geräusch immer lauter wurde.
„Was hast du gesagt? Ich kann dich nicht verstehen, du musst lauter reden!“ schrie
ich ihm kopfschüttelnd entgegen und zeigte dabei auf meine Ohren, um es ihm zu
verdeutlichen. Ohne etwas zu sagen, zeigte er jedoch nur mit einer Hand nach
vorn. Verdutzt schaute ich in die besagte Richtung und hatte keine Ahnung
worauf er hinaus wollte. Ich vernahm nur das Rauschen, das jetzt immer lauter
und lauter wurde. Vor Schreck riss ich die Augen auf.
„Ach du Scheiße!“ schrie ich laut auf. Konnte es nicht einfach geradeaus gehen
und wir gemütlich zum Collectum schippern? Durch hektische seitliche
Gehbewegungen versuchte ich meinen Ultraball verzweifelt an den Rand des
Flusses zu steuern, doch die Strömung war einfach zu stark. Es gab keine
Chance, dem Sog zu entrinnen. Vor uns sah ich bereits die Gischt sprühen, fein
vernebeltes Wasser verhüllte den Abgrund, das Rauschen wurde zu einem lauten
Getöse und löste blankes Entsetzen in mir aus. Mein Herz raste, ich versuchte
mich in dem Plastikgewebe des Ultraballs festzukrallen, aber das Material war
einfach zu stark.
„Wasserfall!“ schrie ich Fara und Robert voller Entsetzen entgegen, während ich
mich mit meinem Psy gegen die Wand des Ultraballs stemmte. Panisch vor Angst,
wie tief der Abgrund sein würde, erreichte ich die Kante des Wasserfalls und
schrie aus Leibeskräften, sicher dem Tode näher zu sein, als dem Leben.
Als mein Ultraball den Abgrund passierte, spürte ich den Fall in allen
Gliedern. Gleichzeitig ließ ich mit geschlossenen Augen mein Leben Revue
passieren. Gedanklich kam ich jedoch nur bis zu meiner Einschulung, denn es war
nur ein sehr kurzer Fall. Unten angekommen, locker mit zwei Hopsern abfedernd,
rollten wir ans Flussufer. Ich krabbelte schnell durch den engen Tunnel ins
Freie hinaus und vergaß dabei mein Psy. Unsanft blieb ich in der Seitenwand
hängen.
„An dieses doofe Ding werde ich mich nie gewöhnen“, schimpfte ich. Einer nach
dem anderen tat es mir gleich und krabbelte nach und nach aus seinem Ultraball,
vom freigesetzten Adrenalin des Falls noch ganz aufgelöst.
„War das geil!“ Robert spähte noch mit dem Kopf aus dem Tunnel seines
Ultraballs, seine Augen leuchteten und er grinste uns freudestrahlend an. Vom
hin und her kugeln im Innern standen seine Haare elektrisch aufgeladen
kerzengerade nach oben, weshalb wir alle lachen mussten.
„Das war wohl nicht meine beste Idee“, sagte Shane und sah mich unsicher an.
Ich versuchte mir ein Lächeln abzuringen, sparte mir jedoch lieber jeglichen
Kommentar.
Das
knatternde Geräusch des Kabinenrollers katapultierte uns sodann blitzschnell
zum Ernst der Lage zurück. „Can!“ rief ich erschrocken, als mir
klar wurde, dass er vor uns am Collectum ankommen würde. Wir sahen uns
gegenseitig an und suchten mit den Augen unruhig die Gegend ab. Zwischen den
Baumwipfeln erspähten wir die Kuppel
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