Ein Hauch Vanille (German Edition)
des Collectums. Wortlos rannten wir so schnell
wir konnten los. Ich lief ganz vorn und steckte mir noch schnell einen
Zauberpilz in den Mund, für alle Fälle lieber gleich Zwei.
„Bäh, immer noch so bitter.“ Ich schüttelte mich und rannte, als hinge mein
Leben davon ab und dachte dabei nur an Michi. Plötzlich spürte ich keinen Grund
mehr unter meinen Füßen. Ich sah nach unten und sah, dass ich ein Stück vom
Boden abgehoben war. Ängstlich strampelte ich wild mit den Beinen und bemerkte,
dass ich in der Luft weiterlaufen konnte. Je schneller sich meine Beine
bewegten, desto schneller wurde ich. Allerdings etwas zeitverzögert. Lief ich
langsamer, war es eher wie ein Schweben. Bewegte ich mich nicht, glitt ich
sanft zu Boden. Erneut holte ich Schwung und sprang diesmal fast zehn Meter
weit. Es machte mir Spaß, weil ich es sofort kontrollieren konnte. Begeistert
drehte ich mich zu den anderen um. Erstaunt waren alle stehen geblieben und
starrten mich fasziniert an.
„Wie hast du das gemacht?“ wollte Robert wissen.
„Keine Ahnung, ich bin einfach nur gerannt. Es muss an den Zauberpilzen liegen.
Haben sie bei euch auch so eine Wirkung?“ schrie ich ihnen entgegen, weil sie
so weit von mir entfernt standen.
Shane überlegte, doch er konnte sich nicht wirklich erinnern.
„Ich habe zwar schon ein paar Mal welche genommen, um länger in eurer Welt
bleiben zu können, aber hier noch nicht“. Schließlich machte es für ihn in
seiner Welt ja auch keinen Sinn. „Das probieren wir doch gleich mal aus“, sagte
er und musste nicht lange suchen. Er bückte sich, pflückte einen Pilz ab und
steckte ihn in den Mund. Hastig kaute er ihn durch. Er nahm Anlauf und flugs
stand er neben mir. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf.
„Das wir das noch nicht selbst herausgefunden haben, ist ja fast schon
peinlich.“ Er fixierte mich mit seinem Blick und lächelte, was mir eine gesunde
Farbe in mein blasses Gesicht zauberte. Auch Fara nahm nun einen Zauberpilz in
die Hand, steckte ihn in den Mund und kniff dabei die Augen zusammen.
„Die sind ja wirklich sowas von eklig“, sagte sie und schüttelte sich, als
müsse sie sich gleich übergeben.
„Dann kann es ja jetzt losgehen“, zischte Robert und lachte. Er schnappte sich
Fara und gemeinsam rannten sie los. In der Ferne konnte ich noch sehen, wie
beide vom Boden abhoben. Erst verschwanden sie über den Büschen, dann ganz aus
meinem Blickfeld.
Ich musterte Shanes makelloses Antlitz und fasste seine Hand. Sie war warm,
fast schon heiß. Sein kurzer Gegendruck meiner Hand und sein Blick, der mich in
meinem Innersten traf, reichten aus, um in mir wieder dieses tiefe Verlangen
auszulösen. Ich schluckte. Diesmal war ich es, die fragte: „bereit?“
„So bereit man nur sein kann“, antwortete er entschlossen und schon liefen wir
beide, Hand in Hand, erst langsam, dann ganz schnell los, bis wir keinen Boden
mehr unter unseren Füßen spürten. In der Luft kamen mir unsere Bewegungen nicht
so schnell wie auf dem Boden vor, trotzdem waren wir schneller unterwegs. Als
wäre die Anziehungskraft hier eine völlig andere. Unser Ziel erreichten wir im
Nu. Plötzlich und wie aus dem Nichts, stand es vor uns: das Collectum. Das
riesige kuppelförmige Gebäude blendete uns durch die Reflektion seiner vielen
kleinen, silberfarbenen Quadrate. Wir wussten, dass es sich nur durch ein Psy
öffnen ließ, doch ein Eingang ließ sich mit bloßem Auge nicht erkennen.
Das Collectum bestand nur aus einem einzigen großen Raum, mit unzähligen,
kreisförmig aneinander gereihten, hüfthoch auf Podesten stehenden Psys. Ihr
gemeinsames Lichtermeer bündelte sich an der Decke und ließen den Raum hell
erstrahlen. Je näher man seinem Psy kam, desto heller leuchtete es. Erlosch
dagegen ein Leben, erlosch auch das dazugehörige Psy und löste sich einfach
auf.
Mein Herz hämmerte wie wild, als ich von Weitem Cans silberfarbenen
Kabinenroller am Straßenrand blitzen sah. Das zweisitzige Mopedauto sah wie
eine Zigarre mit Froschgesicht aus und basierte auf Motorrad Technik. Vorne
hatte es zwei Reifen, hinten nur einen und parkte wie selbstverständlich direkt
vor dem Gebäude. Can hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sein Gefährt
außer Sichtweite zu bringen.
Nervös biss ich
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