Ein Hauch Vanille (German Edition)
bereits an einem
der Bälle herum tätschelte.
„Davon gibst du mir aber ein paar mit nach Hause!“ feixte er.
Ich schluckte und wusste selbst nicht so genau, was mir mehr die Sprache
verschlug: Shanes selbstverständliche Art mich in den Arm zu nehmen, oder der
Anblick dieser imposanten Giganten?
Ich bewunderte die Komplexität der Bälle. Sie waren transparent und
doppelwandig. Im Innern steckte wiederum eine transparente Kugel, die mit Luft
gefüllt und mit lauter kurzen Seilen versehen war, die die beiden Kugeln in
konstantem Abstand zueinander hielten. Jeder Ball für sich allein war schon
eine imposante Erscheinung, doch vier hintereinander waren einfach gigantisch.
Obwohl es mir sehr schwer fiel mich freiwillig aus Shanes Umarmung zu lösen,
blieb mir jetzt nichts anderes übrig, denn im Innern jeder Kugel herrschte nur
Platz für eine Person. Außerdem drängte die Zeit, da Can schon bald das
Collectum erreichen würde. Wir zwangen uns jeder durch den engen Tunnel der
Innenkugel des Ultraballs, was Robert und mir wegen unserer Psys besonders
schwer fiel, denn das dämliche Ding eckte einfach überall an und ich bekam ein
wenig Angst den Ball zum Platzen zu bringen.
Als ich mich durch den engen Tunnel gekämpft hatte konnte ich endlich wieder
ohne Probleme aufrecht stehen. Die erhöhte Position gefiel mir jedoch, da ich
einen guten Rundumblick genoss. Der Geruch erinnerte mich allerdings eher an
meine alte Plastik Luftmatratze und nebelte mich völlig ein. Das konnte
unmöglich gesund sein.
Vor mir machte sich Fara zum Aufbruch bereit, hinter mir Robert und Shane. Ich
nahm die Hände an die Innenwand und begann mit leichten Gehbewegungen. Langsam
rollte ich los. Alle anderen bewegten ihre Kugel ebenfalls vorwärts und wir
wurden nach und nach immer schneller.
„Platz da!“ schrie Robert plötzlich von hinten, doch durch die Wände seines und
meines Ultraballs konnte ich seine Aufforderung nur gedämpft verstehen. Er
kollidierte mit meinem Ball, was ich kaum wahrnahm und prallte gleich wieder
ab. Ein paar Mal berührte er mich noch, holte erneut Schwung, bevor er endlich
an mir vorbei kam. Wie immer hatte ich Angst um Robert, dass ihm etwas zustoßen
könnte und ärgerte mich über sein waghalsiges Manöver. Statt aus den
zahlreichen Unfällen seiner Kindheit zu lernen, rollte er absichtlich auf den
nächsten Ball auf. Diesmal auf den von Fara. Es machte ihm sichtlichen Spaß,
denn er nahm immer wieder Anlauf und lachte dabei, bevor er sie abermals anstieß.
Doch ich bemerkte schnell, dass es relativ ungefährlich war und uns nichts
passieren konnte. Meine Angst verflog langsam, denn ich fühlte mich, als wäre
ich inmitten eines riesigen Airbags, gut geschützt vor Schlägen und jeglichem
Aufprall. Doch nun ging es immer steiler bergab und wir wurden noch schneller.
Bis jetzt hatte es mir Spaß gemacht, doch so langsam verlor ich die Kontrolle
über meinen Giganten und bekam es nun doch mit der Angst zu tun. Was wäre, wenn
er platzen würde? Panik!
„Wo ist denn hier die Bremse?“ schrie ich verzweifelt, meinem letzten Stündlein
sicher entgegen sehend.
Mittlerweile rollten wir alle so schnell, dass wir Mühe hatten im inneren Ball
mitzulaufen. Zu meiner Beruhigung jedoch sah ich, dass die Schneise im Wald,
die wir hinunter rollten, breit genug war. Wenigstens bestand somit keine
Gefahr auf einen Baum aufzurollen, trotzdem ging es nun im Schleudergang den
Berg hinunter und ich vermochte nicht daran zu denken, was uns überhaupt noch
aufhalten konnte. Zwischenzeitlich kam ich ins Stolpern, fiel hin und versuchte
gleich wieder aufzustehen, aber die schnelle Drehung ließ es einfach nicht zu.
Ich schaute zu den anderen, vorne sah ich Robert, der sich noch knapp im Laufen
hielt. Fara stolperte innen bereits umher und bei Shane konnte es auch nicht
mehr lange dauern, bis es ihn erwischen würde. Immer wieder wurde ich nach
unten gedrückt, wovon mir ganz schwindelig wurde. Mein Psy benutzte ich dazu,
mich an der Seitenwand abzustützen und ich versuchte wieder auf die Beine zu
kommen. Wir rollten dicht hintereinander her, ab und zu stießen wir zusammen,
was uns ein wenig abbremste, aber leider nicht zum stehen brachte.
Als ich ein dumpfes Klatschen hörte, sah ich erschrocken auf. Mit ihren
Ultrabällen waren Fara und Robert auf einem Fluss gelandet und glitten
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