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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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schwer
wie Blei anfühlten.     
„Das glaubt uns kein Mensch“, sagte Robert, als er in sich ging über alles
nachdachte.        
 „Denk daran, wir dürfen niemandem davon erzählen! Das hat Shane extra noch
einmal gesagt!“        
„Wem sollten wir das denn schon erzählen? Das würde uns doch sowieso keiner
glauben“, erwiderte er. Michi stellte zum Glück auch noch keine Gefahr da, denn
es verstand ihn ja sowieso kaum jemand.
    Michael
wartete bereits in der Eingangstür und empfing uns mit einem entgegen fliegenden
Pantoffel.
„Wo wart ihr so lang?“ fragte er in seiner typisch unausstehlichen Art, wobei
keinerlei Besorgnis in seiner Stimme lag. Wir hatten uns keine Gedanken über
eine Ausrede gemacht und schauten uns nun gegenseitig fragend an. Robert schien
nichts einzufallen, deshalb ergriff ich die Initiative.             
„Wir haben uns im Wald verlaufen, hast Du dir etwa schon Sorgen gemacht?“ Etwas
Sarkasmus klang wohl noch in meiner Stimme durch, denn sein Gesicht bekam jetzt
mehr Farbe als mir lieb war. Er war wie ein Vulkan, der kurz vor dem Ausbruch
stand.   
„Wie kann man denn nur so dämlich sein und sich im Wald verlaufen? Das kann
auch nur dich passieren, Dicke!“, brüllte er. „Kannst froh sein, dass ihm
nichts passiert ist, sonst bräuchtest du hier gar nicht mehr anzutanzen.    Hallo?!
Warum war ich denn jetzt auf einmal die Alleinschuldige?      
Mit einem Satz entriss er mir Michi, der sehnsüchtig die Arme nach mir
ausstreckte und jammerte.     
„Ihr habt die ganze Woche Stubenarrest und geht um sieben Uhr ins Bett!“          
Wenigstens bestrafte er uns beide, auch wenn ich mich für diese Art von
Bestrafung schon viel zu alt fühlte. Doch für heute wollte ich es gut sein
lassen.               

Kaltenbach
     
     
    I
    ch
lag auf meinem Bett und sehnte mich nach Shane, während wildes Geschnatter aus
dem Garten ertönte. Michael hatte seinen Traum der Geflügelzucht in die Tat
umgesetzt und sich in den letzten Tagen Puten, Hühner, Gänse und Tauben
zugelegt, die es sich nun lautstark in der Gartenhütte gemütlich machten. Vor
der Hütte hatte er drei Käfige übereinandergestellt, in denen sich zahlreiche
Hasen gesellten. Nichts was man lieb gewinnen sollte, denn allesamt sollten
irgendwann im Kochtopf landen. Deshalb wagte ich es nicht einmal sie zu
streicheln, um einer engeren Bindung aus dem Wege zu gehen.       
Da ich nicht weg durfte, zog ich mich immer öfter in mein Zimmer zurück.
Wenigstens dort hatte ich Ruhe vor ihm. Hauptsache raus aus seinem Blickfeld. Mein
knurrender Magen trieb mich aber dennoch irgendwann nach unten.
    Als
ich gerade den Tisch zum Abendbrot decken wollte, kam Michael ins Esszimmer
hinein. Sein hasserfüllter Blick sprach wieder einmal Bände.          
„Hast du die Tiere schon gefüttert?“ fuhr er mich vorwurfsvoll an.       
„Wer, ich?“ fragte ich und tat geistesabwesend. „Nein, wieso sollte ich? Ich hab ja Stubenarrest“ grinste ich ihn frech an.  
„Das hast du dich so gedacht, Dicke. Mach dass du Land gewinnst! Erst die
Tiere, dann der Mensch!“ legte er nun die Prioritäten fest.            
Nicht genug, dass ich ihm immer seine blöden Nudeln braten musste, nun durfte
ich auch noch für seine Tiere kochen! Es kam mir albern vor in unserem Kochtopf
Kartoffelschalen zu kochen, die sonst auf dem Kompost landeten. Doch ich muss zugeben,
dass sie mit Haferschrot vermischt so verführerisch dufteten, dass ich kurz in
Versuchung geriet  davon zu probieren. Wovon ich dann aber doch noch Abstand
nahm.
    Ich
hatte null Ahnung von Tieren und Puten sogar vorher noch nie gesehen.
Jedenfalls nicht angezogen, sondern nur nackt, ohne Federn und eiskalt. Bis zu
diesem Zeitpunkt wusste ich nicht einmal, dass Puten und Truthähne dasselbe
waren. Aber was ich seit heute wusste war, wie aggressiv so ein Vogel werden
konnte. Denn als ich das Futter zu den Tieren bringen wollte, musterte mich der
Puter mit seiner imposanten Erscheinung bereits aus der Ferne. Dieses Ungetüm
maß sechzig Zentimeter weniger als ich, wog zehn Kilo und konnte bis zu
fünfundzwanzig km/h schnell laufen. Auf jeden Fall schneller als ich, was ich
als unfassbar empfand. Aber noch unfassbarer war, wie hässlich diese Kreaturen aussahen.
Definitiv hässlicher als ich, was ich wiederum als sehr beruhigend empfand.
Aufgrund ihrer Kahlköpfigkeit erinnerten

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