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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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Liebkosungen.
Jetzt hätte ich sterben können, in seinen Armen. Alles war vollkommen.      
Bis der Alarm meines Handys ertönte und uns wieder in die Realität zurück
brachte.           
In der vergangenen Stunde war es, als wären wir ein ganz normales Paar gewesen.
Doch das waren wir nicht, wie ich gerade feststellen konnte. Denn Shane hatte
sich inzwischen aufgesetzt und verschlang schnell einen Zauberpilz. Mit
versteinertem Gesicht sah er mich besorgt an.             
„Ich muss dir auch noch etwas sagen, etwas, dass dir nicht gefallen wird…“
     

 
    Offenbarungen
     
     
    W
    ie
immer traf sich Shane mit Marcus um vierzehn Uhr. Sie hatten sich vorletztes
Jahr im Herbst kennengelernt und trafen sich seither jede Woche an derselben
Stelle.       Marcus suchte im Wald gerade nach einem Heilpilz, dem Vitalpilz
Polyporus, als er zufällig auf einen Portalpilz getreten war. Er blickte in das
Portal, wie in einen Fernseher, als wäre es das normalste der Welt und hatte
einfach nach Shane gerufen, der sich gerade in unmittelbarer Nähe befand.
Marcus sah es als göttliche Fügung an, dass er Shane kennenlernte. Seine
natürliche und unbefangene Art hatte Shane von Anfang an imponiert. Auch war er
nicht sonderlich beeindruckt von dem was er gesehen hatte. Er zeigte nicht
einmal Interesse an Shanes Welt und dachte auch gar nicht daran, zu ihm hinüber
zu gehen. Allerdings hatte er auch ganz andere Probleme, die der dreißigjährige
Assistenzarzt mithilfe von Shane, dem angehenden Biologen, zu lösen hoffte. Die
Wegbiegung der zwei Eichen im Wald von Kaltenbach war seitdem ihr gemeinsamer
Treffpunkt.
    „Hallo
Marcus, wie geht es Jasmin und der Kleinen?“ Shane streckte ihm die Hand entgegen
und zog ihn an sich. Sie umarmten sich und Marcus klopfte Shane
kameradschaftlich auf die Schulter.             
„Den Umständen entsprechend“, antwortete er etwas kühl und versuchte sich nicht
anmerken zu lassen, wie niedergeschlagen er war.              
„Hat das Stropharia Destillat eine Veränderung gebracht?“ wollte Shane wissen. 
„Nicht wirklich, aber immerhin ist es auch nicht schlimmer geworden.“ Marcus
Stimme wandelte sich von  Resignation in Mut schöpfend, denn Shane sollte seine
Forschungen ja weiter führen. Schließlich wollte er alles Erdenkliche tun, um
seiner Frau zu helfen. Vor zwei Jahren wurde bei ihr Gebärmutterhalskrebs festgestellt
und Marcus wusste genau was das hieß. Es war mittlerweile die zweithäufigste
Krebsart bei Frauen und die Hälfte starb sogar daran. Jasmin war gerade erst
siebenundzwanzig und ihre gemeinsame Tochter Lara vier Jahre alt. Marcus wollte
alles versuchen, nichts dem Zufall überlassen. Auf keinen Fall wollte er nur
tatenlos danebenstehen.
    Shane
reichte Marcus eine Ampulle mit einer klaren Flüssigkeit.          
„Hier habe ich die Indolalkaloide aus der Gattung der Panaeolus. Ich habe den Heudüngerling
genommen, weil er über eine gute Heilkraft verfügt. Sei aber vorsichtig bei der
Dosierung, es sind hochwirksame psychotrope Substanzen darin. Durch die
Halluzinogene können allerdings auch Nebenwirkungen auftreten. Die Wirkung der
Pilze hängt immer auch von der psychischen Verfassung des Patienten ab. Falls
es irgendwelche Probleme gibt, gib ihr zehn bis fünfzehn Milligramm Diazepam,
intravenös.“        
„Ich danke dir, Shane. Ich soll dich auch noch ganz lieb von Jasmin grüßen und
dir ausrichten, dass du sie mal wieder besuchen kommen sollst. Sie hat dich
schon so lange nicht mehr gesehen!“     
Die Ampulle verstaute Marcus sicher in seinem Rucksack, während er mit einem
Arm vergebens nach seinem Träger suchte.           
„Mache ich gern, ich bringe auch meine Freundin Lilly mit.“ Shane lächelte, als
er Marcus beim Aufziehen seines Rucksackes half. Wie gut sich das anhörte: meine
Freundin Lilly . Das hatte er noch nie gesagt.               
„Du hast eine Freundin? Wie schön, das freut mich wirklich für dich“. Er
klopfte Shane anerkennend auf die Schulter. „Dann sage ich Jasmin, dass ihr beide
kommt, da wird sie sich freuen… Wir sehen uns dann spätestens nächste Woche
wieder, gleiche Zeit, gleicher Ort.“         
Lächelnd machte er sich wieder auf den Weg und Shane sah ihm nach, bis er weit
hinter den Büschen verschwunden war. Es war kalt und nass, der Wind blies
einige Blätter von den Bäumen und Shane

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