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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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die Hände vors Gesicht und konnte nicht aufhören zu weinen. Ich lies mich
einfach fallen, ließ meinen Gefühlen freien Lauf.   
„Das ist so ungerecht“, schrie ich ihm entgegen. Die Tränen flossen mir die
Wangen nun in Strömen hinunter, doch das war mir völlig egal. Shane nahm mich
tröstend in seine Arme. Mit der Hand hob er mein Kinn an, schmiegte seine Wange
an mein Gesicht und küsste meine Tränen weg. 
„Ach Schatz, wir schaffen das schon“, sagte er und wollte mir Mut machen. Doch
diese kleine heile Welt, die ich gerade erst für mich entdeckt hatte, war ich
nicht bereit kampflos aufzugeben. Angestrengt überlegte ich, es musste doch
einen Ausweg geben. Dann schöpfte ich neuen Mut und rappelte mich wieder auf.
Hoffungsvoll blickte ich ihn an.      
„Ich könnte doch einfach mit Can den Platz im Collectum tauschen. Er ist doch
ganz versessen darauf in meine Welt zu kommen.“   
Zu meiner Überraschung verzog er den Mund und war  von meiner Idee überhaupt
nicht angetan. Sofort holte er mich  wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.   
„Lilly, du bist erst sechzehn und kannst jetzt nicht Hals über Kopf eine
Entscheidung treffen, die dein ganzes Leben verändern würde. Es geht nicht
darum zu entscheiden wie du hier bleiben kannst, dafür ist es einfach noch viel
zu früh.“    
„In drei Wochen werde ich Siebzehn“, schluchzte ich trotzig und schaute ihn
mürrisch an. Aber meinen Einwand ließ er einfach nicht zu. Mit seinen Armen
umschlang er zärtlich meinen Oberkörper.             
„Wir kennen uns doch viel zu kurz“, versuchte er mich zu beschwichtigen. Seine
Stirn lehnte jetzt an meiner.     
„Ich weiß, wir haben nur wenig Zeit und glaub mir, dass ich dich am liebsten
immer bei mir hätte, aber es wäre einfach nicht fair und irgendwann würdest du
es vielleicht bereuen und daran will ich nicht schuld sein. Wenn wir nach dem
halben Jahr Trennung immer noch dieselben Gefühle füreinander haben, sehen wir
weiter, ja?!“      
Mit seinen Augen suchte er meinen Blick, doch ich wandte  beleidigt den Kopf
zur Seite und löste mich dann ganz von ihm.             
Er hatte ja Recht, das wusste ich. Aber genau das wollte ich jetzt ganz und gar
nicht hören. Warum musste er nur so bestechend vernünftig sein? Zu vernünftig
für meinen Geschmack. Ich wollte doch einfach nur bei ihm sein, nicht nur von
Mai bis November, wenn wir Glück hätten, sondern für immer. Ich wollte ihn
immer um mich haben, mich von ihm trösten lassen, in seinen Armen neue Kraft
schöpfen. Wir konnten ja nicht einmal jetzt unentwegt zusammen sein, denn wenn
sich ein Portal schloss, musste ja doch jeder allein in seine Welt zurück.     
„Ein halbes Jahr ohne dich, wie soll ich das denn überstehen?!“ Ich hatte mich
zwar mittlerweile wieder etwas gefangen, aber nachdem ich darüber nachgedacht
hatte, liefen mir schon wieder unaufhaltsam Tränen übers Gesicht. In meinem
Hals steckte ein riesiger Kloß, der sich so groß und schwer anfühlte, wie ein
riesiger Sack Zement. Ich kroch schluchzend in seine Arme zurück und atmete
schwer. Kurz verweilte ich mit meinem Kopf an seinem Gesicht, bis ich meinen
eigenen Atem an seiner Haut spürte. Mein Mund wanderte seine Wangenpartie
entlang und nur auf Zehenspitzen konnte ich mit meiner Stirn seine Schläfe
erreichen, an die ich mich jetzt anlehnte, während ich die Augen geschlossen hielt.
So viel Shane wie möglich wollte ich aufsaugen. Ich war wie ein leerer Akku der
nach Energie lechzte, um ein halbes Jahr davon zehren zu können. Ich wusste nur
nicht so recht, wie ich ihm dieses Gefühl vermitteln sollte.     
„Wenn ich es schaffe, dann kannst du es auch.“ Mit mitleidigem Blick sah er
mich an. Ich weigerte mich diese blöde Floskel ernst zu nehmen. Was für ein
doofer Spruch! Er hatte sich absolut im Griff. Friss oder stirb, dachte ich. So
hatte er es mir ja quasi mitgeteilt. Keine Alternative, nichts abschwächendes,
jegliche Art von Kontakt unmöglich. Wenn ich wenigstens in der Zeit mit ihm
reden könnte, ihn anrufen könnte… Und jetzt auch noch so ein doofes wenn ich
es kann, kannst du es auch Gefasel, darauf konnte ich jetzt echt
verzichten. Umso mehr ich darüber nachdachte, umso wütender wurde ich. Und
warum lehnte er es sofort ab, dass ich in seine Welt kommen könnte? Warum war
ihm bei dem Gedanken so unwohl? Hätte er es von mir verlangt, hätte ich es
sofort getan. Warum

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