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Ein Hauch Vanille (German Edition)

Ein Hauch Vanille (German Edition)

Titel: Ein Hauch Vanille (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Berg
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graue
Federn an meinen Händen, von denen ich mich nicht selbst wieder befreien
konnte. Ich versuchte sie abzuschütteln, aber ohne nennenswerten Erfolg. Umso
mehr Federn ich rupfte, umso mehr nackte Haut kam zum Vorschein. Es dauerte
dann noch eine gefühlte Ewigkeit den weichen Flaum zu entfernen. Den Rest
flammte Michael mit dem Gasbrenner ab. Er hackte mit einer solchen
Selbstverständlichkeit die Beine ab, als hätte er in seinem Leben nie etwas
anderes getan. Dann warf er sie auf den Kompost. Es war so ein unwirkliches
Bild, sie zwischen den Eier- und Zwiebelschalen, den gebrauchten
Kaffeefiltertüten und den vergammelten Kohlblättern liegen zu sehen.    
Michael schnitt den Körper des Puters auf und weidete ihn aus. Jetzt endlich
sah er wie einer der Truthähne aus, die man zu Weihnachten überall in den
Tiefkühlregalen finden konnte. Ohne Probleme hätte ich weiterhin mit der
Illusion leben können, dass sie dort auch wuchsen, denn auf diese Erfahrung
hätte ich gut und gerne verzichten können. Da ich mich jetzt nicht nur dreckig
fühlte, sondern es auch wirklich war, hoffte ich nur noch den Geruch des toten
Tieres beim Duschen endlich wieder los zu werden. Doch obwohl ich mich mehrmals
einseifte, mir die Haare wieder und wieder wusch, hatte ich ihn immer noch in
der Nase. Bis ihm endlich ein anderer Geruch, der in das Badezimmer waberte,
den Garaus machte. Der Duft des Liebstöckels, den ich eher als Gestank
definierte, zog sich bereits durch das ganze Haus, als ich in mein Zimmer ging.
Schon wieder gab es Suppe mit diesem fiesen Maggikraut, das eindeutig nach
Seife schmeckte. Doch Anne war da ganz anderer Meinung und gab gleich das ganze
Bund hinein. Wegen des guten Aromas . Für mich war es eher ein besseres
Brechmittel.              
„Ich will bitte nur wenig“, sagte ich. Das Essen ganz zu verweigern, würde
Ärger bedeuten und heute wollte ich lieber kein Risiko eingehen.  
„Nachher kommt Shane vorbei und holt mich ab“, rief ich einfach so in den Raum
hinein, während ich auf den Löffel vor meinen Mund stierte und darauf pustete,
obwohl die Suppe gar nicht mehr heiß war. Anne hob eine Augenbraue und sah
Robert an. Dann sah sie wieder zu mir.      
„Ist das dein Freund?“ In dem Moment biss ich auf einen Zweig Liebstöckl und
verschluckte mich. Ich musste würgen, bis mir Magensäure den Rachen hinauf
stieg. Dann zog ich den Zweig mit den Fingern zwischen den Zähnen hervor und
legte ihn auf den Tellerrand. Es schüttelte mich vor Ekel.           
„Ja ist er“, sagte ich beiläufig und schenkte ihr keine Beachtung mehr,
woraufhin sie auch kein weiteres Interesse mehr bekundete. Aus der Hosentasche
meiner Jeans zog ich ganz geschäftig den Zettel meiner zu erledigenden Aufgaben
hervor und ging die Liste durch. Ich hatte alles abgehakt. Den anschließenden
Abwasch erledigten Robert und ich wortlos. Keiner von uns wollte über das
Erlebte sprechen. Nicht über den Spaß am Töten, den er verspürt hatte und auch
nicht über meinen Freund, zu dem ich mich nun bekannte. Stattdessen ging ich
danach sofort auf mein Zimmer, legte mich aufs Bett und schlief erschöpft ein.
    Ein
Kuss auf meine Lippen weckte mich. Nur langsam kam ich zu mir und blickte in
glasklar leuchtende Augen, gefolgt von einem glückseligen Lächeln, das wieder
diese wohlige Wärme in mir erzeugte.        
„Ich hab dich vermisst“, flüsterte er. Ich spürte die herannahende Hitze, die
mich jetzt übermannte und mir die Kraft zum Aufstehen nahm. Ich griff in seinen
Nacken, erwiderte seine leidenschaftlichen Küsse und hatte gar keine Lust mehr
etwas anderes zu tun.               
„Können wir nicht einfach hier bleiben?“ bettelte ich in den süßesten Tönen,
aber er ließ sich nicht erweichen. Meine Arme fest um seinen Hals geklammert,
zog er mich daran hoch. Trotzdem ich viele kleine Küsse an seinem Kinn und
seinem Hals verteilte, ließ er sich nicht umstimmen.    
„Ach komm schon, ich hab es versprochen“, bat er. Viel lieber hätte ich die
Zeit natürlich mit ihm allein verbracht, doch wenn nötig, wäre er auch allein
gegangen. Das wusste ich, da er immer zu seinem Wort stand, bedingungslos. Und
gerade diese Verlässlichkeit war ja eine seiner Tugenden, die mir besonders
imponierte. Ich stöhnte, das Glühen in mir, das seine Anwesenheit jedes Mal in
mir auslöste, musste wieder einmal warten. Er fasste mich am Handgelenk, warf
mich hinterrücks

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