Ein Hauch Vanille (German Edition)
aussitzen...
Das Portal hatte sich geschlossen, weil er wieder einmal seine Zauberpilze
vergessen hatte. Allerdings zeigte das auch, wie nervös er selbst gewesen sein
musste. Wahrscheinlich war er gar nicht so erfahren wie ich dachte. Ich stellte
mir vor, in welcher Verfassung er wohl zu Hause angekommen sein musste. Gut,
dass er noch alle Sachen an hatte. Wie enttäuschend und unbefriedigend musste
es wohl für ihn gewesen sein? Plötzlich verspürte ich den heftigen Drang bei
ihm sein zu müssen. Ich schloss
meinen BH, sprang vom Bett auf, schnappte mir meine Jacke und rannte zur Zimmertür.
Dann machte ich noch einmal kehrt um den Geruchsdetektor zu holen und rannte
die Treppe hinunter, Richtung Haustür. Als ich sie öffnete, standen schon wieder
ein paar Kumpels von Robert vor mir. Hatte er die ganze Schule eingeladen?
Schon seit einiger Zeit hörte ich lautes Gelächter aus seinem Zimmer, doch der
Strom schien gar nicht abzureißen.
„Treppe hoch, Tür links“, rief ich ihnen im vorbei laufen noch schnell zu und
würdigte sie keines weiteren Blickes. Den Geruchsdetektor hielt ich mit beiden
Händen fest umklammert, aus Angst ihn zu verlieren. Immer schneller rannte ich
den Feldweg entlang und war völlig außer Atem, als ich endlich den Waldrand
erreichte. Beim überspringen eines kleinen Grabens, der mit Brennnesseln
bewachsen war, verbrannte ich mir die Hand. Es schmerzte so sehr, wie hundert
kleine Nadelstiche. Zu allem Übel wurde es im Wald nun auch noch immer dunkler,
weil zum einen die Dichte der Bäume zunahm und zum anderen die Wolken dem
Sonnenlicht kaum noch Durchlass gewährten. Als ich in der Ferne
eine Person in meine Richtung gehen sah, fiel mir auf, dass ich seit ich Shane
kannte, gar nicht mehr dazu gekommen war in die Pilze zu gehen. Ich schaute
genauer hin und war erleichtert Fara zu sehen.
„Hallo Fara, hast du Shane gesehen?“ rief ich ihr entgegen.
„Nein, aber komm erst mal her und lass dich drücken, Lilly. Ich wünsche Dir
alles Liebe zum Geburtstag!“
Sie umarmte mich eine gefühlte Minute lang und ich musste mich eigenständig
wieder von ihr lösen.
„Bei Robert ist die Hölle los“, verkündete ich ihr. Aber das konnte ihr keine
Angst machen, sie war so selbstsicher wie niemand, den ich sonst kannte. Wie
immer sah sie aus, als käme sie gerade aus dem Schönheitssalon, dabei war es
für sie nicht einmal eine Anstrengung so gut auszusehen. Neben ihr fühlte ich
mich unwohl, denn ich hatte nichts, womit ich mit ihr hätte konkurrieren können.
Aber irgendetwas musste ja auch an mir dran sein, irgendetwas jedenfalls, das
Shane fesselte. Wenn ich nur selber wüsste was es ist? Aber eines wusste ich
ganz genau, ich wollte mich nicht mehr von ihm trennen. Er war wie Medizin für
mich. Denn in den letzten Wochen hatte ich gar keine Probleme mehr mit meinem
Äußeren. Bis auf gerade eben. Ich hatte mir die Haare sogar hin und wieder zu
einem Zopf zusammen gebunden. Auch meine Sprungschanzen Nase hatte ich
überhaupt nicht mehr wahrgenommen. Sonst warf sie einen so großen Schatten,
dass sie mir ständig ins Auge stach. Shane verstand es aber auch gut, mir
zuzureden. Mich davon zu überzeugen, dass jeder auf seine Weise schön ist. Man
müsse nur richtig hinsehen. Ich sah genau hin, trotzdem konnte ich einfach
nichts erkennen. Aber egal, Hauptsache Shane sah es.
Ich
sah Fara noch lange nach und wartete bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden
war. Dann schaltete ich den Geruchsdetektor ein, um ihn auf seine
Funktionalität zu prüfen. Wie schön entspannend doch so ein Wald Spaziergang
sein konnte. Das hatte ich schon ganz vergessen. Vom ständigen heruntersehen,
auf der Suche nach Portalpilzen, tat mir sonst immer der Nacken weh. Endlich
hatte ich wieder Zeit die Farbenvielfalt zu genießen. Pilzgeruch waberte mir in
die Nase. Erst nur ganz dezent, dann immer intensiver. Irgendwo in der Nähe
musste ein Steinpilz stehen. Wie ferngesteuert folgte ich dem Geruch, der mich
zu einem großen, sehr alten Exemplar führte, dessen Vergänglichkeit mir nur
allzu sehr verdeutlichte, dass die Zeit der Pilze nun langsam zu Ende ging. Jäh
fühlte ich mich unwohl. Shane wo bist du? In seiner Gegenwart kannte ich solche
Gefühle nicht und mir wurde immer bewusster, dass ich noch nicht bereit war,
ihn schon
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