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Ein Hauch von Moder

Ein Hauch von Moder

Titel: Ein Hauch von Moder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einer Fahrt von knapp zehn Minuten über den Grundbesitz der Hartfords gelangten wir an die Familiengruft. Ich hatte mit einem düsteren Bau gerechnet, wurde jedoch angenehm enttäuscht. Zwischen zwei Waldstücken erhob sich ein schneeweißer Kuppelbau wie eine gewaltige Sonne.
    »Das ist sie!« sagte Hartford.
    Lionel, der Butler, ließ das Fahrzeug ausrollen. Ohne nach links oder rechts zu schauen, fragte er: »Soll ich hier warten, Sir?«
    »Ja, es dauert nicht lange.«
    Davon war ich zwar nicht überzeugt, aber ich behielt es für mich. Hartford ging vor. »Die Gruft wird nie abgeschlossen«, erklärte er. »Wer stiehlt schon Tote?«
    »Heute muß man mit allem rechnen«, erwiderte ich.
    »Sie sind zu pessimistisch, junger Mann.«
    »Auch realistisch.« Ich sah, daß der alte Mann Mühe hatte, die sehr schwere Tür aufzuziehen und unterstützte ihn dabei. »Danke, Mr. Sinclair, vielen Dank.«
    Quietschend öffnete sich die Tür. Die respektvolle Stille des Todes wehte uns entgegen, vermischt mit der Kühle der Innenwände. Die Fenster lagen sehr hoch. Im Vergleich zum gesamten Bau waren sie auch nicht zu groß, so daß nur mehr dämmriges Licht in die Gruft hineinsickern konnte.
    Es reichte aus, um die Grabstellen erkennen zu können. Die dunklen Särge standen nebeneinander und mehr im Hintergrund des kühlen Raumes. Wir hatten die Tür nicht völlig geschlossen. Ein Lichtstreifen zeichnete sich im Innern ab.
    »Hier liegen sie begraben«, sagte der alte Mann.
    »Alle Hartfords?« fragte ich mit gedämpfter Stimme.
    »Ja, die anderen Generationen liegen unter dem Stein.« Er deutete mit dem Daumen auf die Platte. »Sie lassen sich anheben, verstehen Sie? Darunter befindet sich eine sehr große Gruft, die…«
    Ich hörte nicht mehr zu, weil mir etwas aufgefallen war. Auch Suko ging neben mir her, bis zu der Stelle, wo der von draußen hereindringende Lichtstrahl endete.
    Er fiel auf einen der schwarzen, aus bestem Holz gefertigten Särge. Dieser hier war offen. Mit einer wahren Brachialgewalt war er aufgestemmt worden. Von innen!
    Mir brauchte niemand etwas zu erklären. Ich wußte sofort, daß ich vor Basil Hartfords letzter Ruhestätte stand…
    ***
    Erst nach einer Weile drehte ich mich um, weil hinter mir das Geräusch der Schritte verstummt war.
    Morton F. Hartford stand unbeweglich und in einem schrägen Winkel zum Sarg. Das Gesicht sah aus wie eine marmorne Skulptur. Nichts bewegte sich darin.
    Ich befürchtete, daß er jeden Augenblick zusammenbrechen konnte, ging hin und stützte ihn.
    Er sprach tonlos. »Das ist sein Sarg gewesen«, sagte er. »Darin hat er gelegen.«
    »Sie sprechen von Basil Hartford?«
    »Ihn meine ich. Und jetzt ist er weg. Wer hat ihn aus dem Sarg geholt? Wer macht so etwas?« Hinter jedem gesprochenen Wort legte er eine kleine Pause ein, so daß die Frage etwas Roboterhaftes an sich hatte.
    »Wer tut das denn?«
    »Niemand hat es getan«, erwiderte ich leise.
    Der alte Mann schrak zusammen. »Wie können Sie es wagen, mir ins Gesicht zu lügen? Wie können Sie es nur wagen?« Er ging mit staksigen Schritten vor und blieb dicht neben dem Sarg stehen, dessen Deckel in der Mitte zersplittert war.
    »Basil Hartford hat sich ohne fremde Hilfe befreit«, erklärte ich.
    »Ein Toter?« schnappte er.
    »Nicht ganz…«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Ich war dabei, als er beerdigt wurde, Mr. Sinclair. Er war tot…«
    »Und ist trotzdem aus eigener Kraft dem Sarg entstiegen. Ihr Verwandter Basil Hartford ist zu einem Zombie geworden. Zu einem Untoten, verstehen Sie? Zu einer lebenden Leiche, die aus eigener Kraft den Sarg verlassen konnte, weil er von der Hölle geführt worden ist. Das ist eine Tatsache, die Sie nicht übersehen dürfen.«
    Morton F. Hartford hatte sich noch immer nicht damit abgefunden. »Und diese Ungeheuerlichkeit können Sie auch beweisen?«
    »Natürlich.«
    »Wie?«
    »Ganz einfach. Er kam zu uns. Er fing beim Yard an. Er hatte es geschafft, sich einzuschmuggeln. Er wird, so hat er versprochen, die Verfluchten der Totengruft auferstehen lassen. Um diese Verfluchten geht es uns, Mr. Hartford.«
    Hartford atmete schwer. Er zuckte mit dem rechten Bein, als wollte er gegen den Sarg treten. »Was Sie mir gesagt haben, ist schwer zu fassen. Ja, es ist unfaßbar. Auf der anderen Seite sind Sie keine Spinner, das weiß ich.«
    »Und wir verfolgen die Spur der Familie Hartford. Wir gehen dem Zweig nach, den Sie abgesägt haben, Sir. Die Lösung ist allein in der

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