Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
versuchte, sich nicht von Ärger überrollen zu lassen. Allerdings hatte sie nach dem aufreibenden Tag schwache Nerven.
War sie eifersüchtig? Nein. Sie fühlte sich nur ein bisschen ausgeschlossen. Eine verständliche Reaktion. Das hatte nicht mal etwas mit Blain zu tun. Das Wohnzimmer war einige Tage lang ihr Reich gewesen. Dort hatte sie mit Carly und Jonas ein paar unglaubliche Stunden verlebt. Und nun wurde ihr deutlich klar, dass sie hier nur noch Gast war und dass Blain sich freute, weil sie bald auszog.
Sie fühlte sich eher verletzt als verärgert, als sie in ihr Zimmer ging. Ihr gemütliches Bad, die entspannende Stunde mit Tee und Buch – das konnte sie vergessen.
Doch Blain war fürsorglicher, als sie ihm zugetraut hätte. Auf ihrem Schreibtisch fand sie ein Tablett vor mit einem Teegedeck, einer Thermoskanne und ihren Lieblingskeksen. Sogar das Buch, das sie gestern aufgeschlagen auf der Couch vergessen hatte, lag bereit, mit einem Lesezeichen an der richtigen Stelle. Wenn er sie als Sklavin nur halb so aufmerksam behandelt hätte … Schon war ihre schlechte Laune wie weggeblasen. Dank des Wasserrohrbruchs hatte sie eine Woche frei, konnte Möbel kaufen, ihren Umzug organisieren. Die neue Wohnung war entzückend, sie konnte es kaum erwarten, sich dort häuslich einzurichten.
Die Vorfreude erfrischte sie nachhaltiger, als ein noch so entspannendes Bad es gekonnt hätte. Als sie an Ray dachte, war da kein Trotz mehr, sondern Neugierde darauf, ob sie es schaffen würde, ihm menschlich wirklich nah zu sein, auch dann, wenn es nicht um Lust ging. All das könnte sie heute Abend ausloten, und zwar nicht verbissen und prinzipienreitend, sondern spielerisch und unkompliziert.
Sie ging in ihr Duschbad und erinnerte sich zufrieden an den gestrigen Morgen mit Carly. Ihre Freundin würde sie in der neuen Wohnung bestimmt oft besuchen, und die Dusche dort war fast doppelt so groß wie ihre hier. Sie könnten sich gegenseitig einseifen, ohne ständig aufpassen zu müssen, dass sie sich nicht die Ellbogen anschlugen.
• • •
Zehn Minuten vor sieben stand April an der Wohnungstür und überlegte, ob sie schon runtergehen sollte. Sie wollte nicht zu lange vor dem Haus warten müssen, denn ihr Rock reichte nur bis knapp über die Knie, und die Bluse war so dünn, dass man ihre Brustwarzen darunter erahnen konnte. Und mehr hatte sie nicht an. Keine Unterwäsche, keine Strümpfe. Darüber trug sie zwar einen Mantel, doch ihre Beine waren nackt und ungeschützt. Für den Fall, dass sie sich anders entschied, war sie gewappnet. In ihrer Handtasche waren Nylonstrümpfe und ein Slip. Und auch für ihre Brüste hatte sie etwas dabei, keinen BH , sondern Nippelklemmen. Die waren ihr vorher eingefallen, als sie sich beim Eincremen vorgestellt hatte, wie Ray ihre Brüste streichelte. Sie liebte Nippelklemmen – und hasste sie zugleich – und liebte sie, weil sie sie hasste. Sie besaß ein eigenes Paar noch aus ihrer Zeit vor Blain.
Die Wohnzimmertür ging auf und Blain kam heraus. Jetzt bereute April, dass sie nicht schon gegangen war. »Ich bin so gut wie weg«, sagte sie.
Blain trug seinen Morgenmantel, und sie erkannte sofort, dass er Sex gehabt hatte. Die Haare waren etwas durcheinandergeraten, seine Körperhaltung entspannter als gewöhnlich. Und es lag etwas Zufriedenes in seinen Zügen.
»Ich will dich nicht verscheuchen«, sagte Blain.
»Ich habe eine Verabredung.« April fühlte sich unbehaglich, wollte jetzt aber nicht fluchtartig die Wohnung verlassen. Zwei Sätze konnte sie ruhig mit Blain wechseln. »Danke für den Tee. Ich war früher daheim, weil wir einen Wasserrohrbruch hatten.«
»Ich weiß«, sagte Blain. »Ich habe bei dir in der Praxis angerufen, um dir Bescheid zu sagen, dass ich Besuch mitbringe, und die Ansage auf dem AB gehört.«
»Ich muss dann los. Es wird spät«, fügte sie hinzu, als wäre er ihr Vater, dem sie Rechenschaft schuldig war.
»Nur noch eins«, sagte Blain. »Wieso hast du einen der Gurte verstellt?«
April senkte den Kopf, fühlte sich ertappt, gescholten, merkte, wie sie all die Unterwürfigkeit in sich spürte, die sie zu genießen gelernt hatte, und die ihr plötzlich fremdartig erschien. Wie etwas, das nicht zu ihr gehörte. Trotzig hob sie den Kopf. Keine Ausflüchte, keine Entschuldigung.
Manchmal ist die Wahrheit zu exotisch, um für bare Münze genommen zu werden. Einen Versuch ist es wert.
»Ich hatte einen Mann da, den ich gefesselt habe, um ihn
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