Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
gesagt?«
»Ich habe ihm geantwortet, dass er dir vertrauen kann. Aber wenn er dir nicht gesagt hat, was er von dir erwartet, dann kannst du dich auch nicht danach richten. Na, jetzt weißt du es ja.«
Als April eine halbe Stunde später auf ihrem Bett lag und ihren Laptop aufklappte, spukte ihr immer noch Rays SMS im Kopf herum. Was, wenn er unsicher war? Wenn er sich genau wie sie nicht traute, über seine wahren Gefühle zu reden?
Sie hatte ein viel zu unklares Bild von ihm. Viele, viele Puzzleteile, die nicht so recht zusammenpassten. Am wenigstens gefielen ihr die Teile, die Markman beigesteuert hatte. Eine seiner Aussagen – die Sache mit dem Krankenhaus – hatte sich bereits als Lüge entpuppt.
Ich habe ihn in den sieben Monaten, die ich für ihn arbeite, schon viele Herzen brechen sehen.
Es war dieser Satz, der ihr nicht aus dem Kopf ging.
Sie hatten den Laptop aus der Praxis mitgenommen. Sämtliche Patientendateien befanden sich darauf. Sie fand George Markmans Akte und öffnete das Protokoll ihrer Gespräche. Während sie las, fiel ihr alles wieder ein.
George war ein seltsamer Fall gewesen. Er arbeitete bei einer Sicherheitsfirma und war erwischt worden, wie er sich aus der Portokasse bediente. Wie sich herausstellte, nicht zum ersten Mal. Er redete sich damit raus, dass er aufgrund privater und finanzieller Probleme so gestresst sei, dass er wie unter Zwang handelte. Sein Chef wollte ihm eine Chance geben, wenn er sich behandeln ließ. Der Chef war es auch, der die Therapietermine für George gemacht hatte. Fünfmal war er in Aprils Praxis gewesen, hatte beim ersten Mal wirres Zeug geredet, beim zweiten Mal einen bunten Mix aus Burn-out-Symptomen geschildert, beim dritten und vierten Gespräch enthusiastisch erzählt, wie gut ihre Therapie anschlug, und sich beim fünften Termin wie ein neuer Mensch präsentiert, der sich großartig fühlte und alles wieder im Griff hatte.
Damals war April noch nicht bewandert genug gewesen, um zu erkennen, was für sie jetzt offensichtlich war: George hatte den Burn-out und den Heilungsprozess nur vorgetäuscht.
April klappte den Laptop zu. Nein, Markman durfte man kein Wort glauben.
Sie vermutete, dass er deswegen schlecht über Ray geredet hatte, um April schnellstmöglich zu vertreiben – und zwar nicht aus Rays Leben, sondern aus seinem eigenen.
Was blieb als Fazit?
Blains und Markmans Warnungen konnte sie getrost in den Wind schreiben. Carlys Rat hingegen war Gold wert. Bevor sie Zeit hatte, sich in Wenns und Abers zu versteigen, wählte sie Rays Nummer.
»Hallo, April«, meldete er sich. Er klang angenehm überrascht.
»Ray«, sprudelte sie hervor, »ich wollte dich fragen, ob ich eventuell mitkommen kann. Nach Mallorca.« Sie merkte, dass sie noch tausend andere Dinge hinterherschieben wollte. Dass sie sich nach dem Meer sehnte, dass sie aus dem grauen London rausmusste und dass sie es natürlich voll und ganz verstand, wenn das für ihn jetzt zu kurzfristig wäre. Doch sie schaffte es, sich das alles zu verkneifen.
»Musst du denn nicht arbeiten?«, fragte er.
»Wir hatten einen Wasserrohrbruch in der Praxis. Sie bleibt eine Woche geschlossen.«
»Wunderbar.«
April strahlte ihre nackten Zehen an.
»Ich meine, ein Wasserrohrbruch ist natürlich nicht wunderbar«, ergänzte er. »Aber dich mitzunehmen. Wir holen dich am Montag um neun Uhr ab.«
»Danke, welchen Flug soll ich buchen?«
»Du brauchst nichts zu buchen.«
Carly hatte ja so recht gehabt! Sie umarmte sie in Gedanken, sagte Ray, dass sie pünktlich vor der Tür stehen würde, und legte auf, bevor es mit ihr durchging und sie ihm eine Liebeserklärung machte.
Das hob sie sich auf – für einen Strandspaziergang im Abendrot.
Kapitel 12
Das Erste, was Jonas dachte, als er das Bett sah, das mitten in Steves Studio stand, war »Wow«, das zweite war: »Ein Glück, dass ich Carlys SMS ignoriert habe.«
Ihr Vorschlag, sich in Enthaltsamkeit zu üben, hatte ihn lediglich zum Schmunzeln gebracht. Wenn er sich nicht heute früh in der Dusche einen runtergeholt hätte, wäre er jetzt nicht in der Lage gewesen, dieses Meisterwerk zu betrachten, ohne dabei eine Erektion zu bekommen, die ihm jeden Tropfen Blut aus dem Gehirn zog.
Einen klaren Kopf zu bewahren, hatte für ihn heute Priorität. Er wollte Herr der Lage sein, sich von Carly in keinerlei Spielereien hineinziehen lassen. Sie zu zähmen bedeutete gar nicht so sehr, sie sich sexuell unterwürfig zu machen, sondern sie dazu zu
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