Ein Hauch von Schmerz: Erotischer Roman (German Edition)
Spanisch sprach. Ray hatte ihm nahezu akzentfrei geantwortet.
Beim Haus angekommen, informierte Ray April, dass sie sich allein zurechtfinden müsse, denn er wurde bereits im Büro erwartet. Zu dem Hickhack mit dem Einbruch war nun auch noch dazugekommen, dass sein wichtigster Mitarbeiter sich krankgemeldet hatte und Ray dessen Besichtigungstermine übernehmen musste. Er brauchte George den ganzen Tag als Fahrer. Das war April recht, denn mit George auch nur eine Minute allein zu sein, hätte ihr nicht behagt. Also sagte sie, Ray könne sie einfach samt Gepäck absetzen, sie würde sich um alles kümmern.
Nach ein paar Instruktionen verabschiedete sie sich, winkte dem wegfahrenden Wagen nach und stand einen Augenblick blinzelnd in der Sonne. Dann brachte sie Georges Reisetasche in das kleine Apartment über der Garage und ihren und Rays Koffer in das Gästehaus beim Pool. Ray hatte ihr auch den Schlüssel fürs Haupthaus gegeben, damit sie die Küche benutzen konnte.
Nachdem sie ausgepackt hatte, drehte sie ein paar Runden im Pool und aß eine Kleinigkeit. Seitdem saß sie nun hier, neben sich einen Fruchtsaft und vor sich die schönste Aussicht, die sie je genossen hatte.
Sie fand es wohltuend, allein zu sein und über jede Menge unverplante Zeit zu verfügen. Ihre Freizeit war lange von Blain bestimmt gewesen.
Sie trug einen roten Bikini, den sie im Grunde nicht brauchte, denn der Garten war vor fremden Blicken geschützt – außer jemand mit einem Fernglas würde von der anderen Seite der Bucht herüberschauen.
Während sie weiter den Segelyachten zusah, die in den Hafen einliefen, rief sie Carly an. Sie hatte es vor sich hergeschoben, da sie befürchtete, Carly könnte ihr böse sein. Inzwischen hatte sie die Fotos zwar gelöscht, sah die frischen knallroten Striemen noch deutlich vor sich. Und sie wusste aus Erfahrung, dass man sie tagelang bei jeder Bewegung spürte. Es war durchaus möglich, dass Carly jetzt, nachdem der lustvolle Kontext vorbei war, plötzlich Wut empfand. Auch April war einige Male auf Blain sauer gewesen, weil er ihr so etwas zugemutet hatte.
Doch Carly meldete sich gewohnt munter und ohne große Vorrede. »Also, wo habt ihr es getrieben? Auf der Bordtoilette, im Frachtraum oder auf den Tragflächen?«
»Nirgends. Ray leidet an Flugangst.«
»Oh, kann es etwas Tragischeres geben als einen Exhibitionisten, der den coolsten Ort fürchtet, wenn es um Sex in der Öffentlichkeit geht?«
»Ja, er war untröstlich«, meinte April lachend. »Aber jetzt sag, wie war es gestern? Liebst du mich noch?«
»Nein, ich hasse dich abgrundtief und verbrauche mehr Wundsalbe als in meinem ganzen Leben zuvor.«
»Und liebst du Jonas noch?«
»Den lasse ich nur noch in meine Nähe, wenn ich drei Bodyguards um mich habe.«
»Hört sich an, als hättest du einen geilen Sonntag gehabt.«
»Ja, verdammt, den hatte ich. Ich verstehe die Welt nicht mehr«, gestand Carly zerknirscht. »Jemand muss mir einen Zaubertrank verabreicht haben, der mich in eine nach Schmerz gierende Irre verwandelt hat.«
»Du meinst in so jemanden wie mich.«
»Genau. Ich nehme hiermit all die dummen, abwertenden und verständnislosen Bemerkungen, die ich je über dein Sexualleben gemacht habe, voll inhaltlich zurück. Bis auf meine Einstellung zu Blain, die wird sich nie ändern.«
»Ich hoffe, dass du wenigstens bereit bist, deinen Eindruck von Ray irgendwann zu revidieren.«
»Keine Sorge, ich finde ihn sexy.«
»Du hast ihn einen blasierten Lackaffen genannt«, erinnerte April sie.
»Blasiert ist das neue Wort für sexy.«
»Du bist ja wirklich bester Laune. Wie geht es jetzt weiter?«
»Nächsten Sonntag mit dem dritten Shooting. Bis dahin verzehre ich mich vor Sehnsucht nach Jonas und übe mich in Enthaltsamkeit, weil sich das so gut bewährt hat.«
»Ich lebe gerade auch enthaltsam, leider.« April erzählte Carly, dass Ray beruflich komplett eingespannt war.
Carly riet ihr, ein Candlelight-Dinner vorzubereiten.
Nach dem Gespräch ging April ins Haus. Es war kühl geworden. Sie verschaffte sich einen Überblick über die gut bestückte Speisekammer und stellte in Gedanken ein dreigängiges Menü zusammen, als ihr Handy klingelte. Es war Ray. April ahnte bereits, was kommen würde und behielt recht.
Kein Candlelight-Dinner! Ray aß mit einem Kunden, und es würde spät werden.
Sie bereitete sich etwas Pasta mit Gorgonzolasauce zu, aß im Mondschein auf der Terrasse und ging früh schlafen, in der Hoffnung,
Weitere Kostenlose Bücher